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Täuschung bei Prämienvergleich
Aus Espresso vom 15.09.2023. Bild: Imago Images
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Krankenkassen-Prämien Visana steckt hinter fragwürdiger Vergleichsseite

Die Seite krankenkassenadmin.ch erweckt den Anschein einer unabhängigen Auskunft. Doch das täuscht.

Schon bald wird bekannt sein, wie stark die Krankenkassenprämien im Jahr 2024 steigen.  Und dann dürfte auch wieder das grosse Prämienvergleichen losgehen. Online gibt es dafür den offiziellen Prämienrechner des Bundes und daneben zahlreiche mehr oder weniger seriöse Angebote.

Hinweis auf Visana erst im Kleingedruckten

Einige Fragen wirft die Seite krankenkassenadmin.ch auf. Sie erscheint in der Suchmaschine weit oben und erweckt den Anschein einer seriösen, unabhängigen Beratung. Dazu tragen unter anderem die Bezeichnung «admin» – wie bei den offiziellen Seiten des Bundes – und einige Schweizer Kreuze bei.

Doch unabhängig ist das Ganze nicht. Betreiberin der Seite ist die Firma Nextgen Technology AG – und diese gehört der Krankenkasse Visana. Was diese gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» auch bestätigt. Die Visana findet, das sei ausreichend transparent gemacht. Allerdings: Nur wer ganz unten auf der Seite im Kleingedruckten auf «Wer wir sind» klickt, kommt auf einen Link zur Visana. Ein Logo der Versicherung ist nicht zu sehen.

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Berater behauptet, Seite sei vom Bund

Die Visana sagt auf Anfrage auch, man wolle einen unabhängigen Vergleichsservice bieten. Zwei «Espresso»-Mitarbeitende machen den Test. Nach der Eingabe von ein paar allgemeinen Daten erscheint erst mal eine schöne Zahl: Rund 3000 Franken könne man einsparen. Wer Näheres wissen will, muss mehr Daten eingeben, darunter auch seine Telefonnummer.

Es dauert nur ein paar Minuten und schon klingelt das Handy. In beiden Fällen stellen die Beraterin bzw. der Berater viele Fragen. Einmal heisst es, man rufe vom «Kantonalvergleich Zürich» an. Im zweiten Fall wird die Frage, ob es sich bei krankenkassenadmin.ch um eine Seite des Bundes handle, bejaht. Eine offensichtliche Lüge. Empfohlen wird den beiden «Espresso»-Mitarbeitenden jeweils die Visana.

Visana: «Das geht so nicht»

Auf die beiden Telefonate angesprochen, reagiert man bei der Visana höchst irritiert. Diese Art der Beratung sei ein No-Go und entspreche in keiner Weise den Qualitätsvorgaben gemäss der brancheninternen Vereinbarung zur Kundenanwerbung. Auch Berater jener Vermittlungsfirma müssten sich an diese Regeln halten und den Angerufenen unabhängig von ihrem Auftraggeber das bestmögliche Angebot unterbreiten.

Die Seite sorgt übrigens nicht zum ersten Mal für negative Schlagzeilen. 2019 – als sie noch nicht im Besitz der Visana war – gaukelten die damaligen Betreiber noch viel stärker vor, das sei der offizielle Prämienrechner des Bundes. Das Bundesamt für Gesundheit forderte sie auf, die Seite zu löschen.

Doch damit setzte sich das BAG nicht durch, die Betreiber nahmen aber Anpassungen vor. Seither habe man nichts mehr vom BAG gehört, sagt die Visana. Auf Anfrage heisst es beim BAG: Man habe die Betreiberin damals nicht zur Löschung der Seite bewegen können und «wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Seite irreführende Elemente enthält».

Auch Konsumentenschützerin Sara Stalder ist der Ansicht, dass hier eine Täuschung vorliegt: «Man müsste das rechtlich abklären.» Wenn es um mögliche Verstösse gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb geht, ist das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zuständig. Dieses wird in der Regel nur aktiv, wenn genügend Meldung gegen eine bestimmte Firma vorliegen.

Espresso, 15.09.2023, 08:10 Uhr

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