Der Schweizerische Nationalfonds ist der wichtigste Forschungsförderer der Schweiz. Pro Jahr investiert er knapp eine Milliarde Franken, vor allem in den akademischen Mittelbau, also auf Doktorats- und Postdoc-Ebene.
Gefördert werden nur die innovativsten Ideen – etwa ein Drittel der schweizweit eingereichten Projekte. Doch nun sollen diese Mittel um zehn bis elf Prozent gekürzt werden.
Durch die geplanten Sparmassnahmen müssten wir Hunderte Forschungsprojekte abweisen.
Das sei ein historischer Einschnitt, sagt Thorsten Schwede, der Präsident des Nationalfonds: «Schon heute muss der Nationalfonds teilweise innovative Projekte ablehnen. Durch die geplanten Sparmassnahmen müssten wir zusätzlich Hunderte Forschungsprojekte abweisen.»
Schwächt sich die Schweiz selbst?
Etwa 1500 Stellen für Nachwuchsforschende könnten nicht mehr finanziert werden. Damit schneide sich die Schweiz ins eigene Fleisch, so Schwede weiter: «Mit den geplanten Kürzungen schwächt die Schweiz ihre Forschung enorm. Damit setzt sie die Innovationskraft ihrer Wirtschaft und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel.»
Die Verantwortlichen des Nationalfonds haben das Gespräch mit den Parlamentariern der zuständigen Kommissionen gesucht. Es gelang ihnen aber nicht, den Sparbetrag zu verringern.
In den letzten Jahren sind einige Bereiche sehr stark gewachsen – dazu gehört auch der Bereich Wissenschaft und Forschung.
Erfolgreicher waren da die Kantonsvertreter mit ihrem Lobbying. Denn gekürzt werden soll auch bei den Hochschulen. Diese Kürzungen sollen nun – gemäss Kommissionsmehrheit – halbiert werden.
Doch die eigentliche Debatte im Ständerat wird erst geführt. SVP-Ständerätin Esther Friedli sagt stellvertretend für die bürgerliche Mehrheit: «Wir sind mit einem starken Ausgabenwachstum beim Bund konfrontiert. In den letzten Jahren sind einige Bereiche sehr stark gewachsen – dazu gehört auch der Bereich Wissenschaft und Forschung.»
Friedli empfiehlt den Hochschulen noch stärker als bisher mit der Wirtschaft zu kooperieren, Unnötiges zu streichen und die Studiengebühren insbesondere bei ausländischen Studierenden weiter zu erhöhen. Nur so liessen sich die wachsenden Ausgaben im Hochschulbereich bremsen.
Die «Schockwelle abmildern»
Schwede vom Nationalfonds widerspricht. Die Ausgaben des wichtigsten Forschungsförderers seien in den letzten Jahren nicht überproportional gewachsen, sie hätten sich etwa parallel zu den Bundesausgaben entwickelt und seien in den letzten Jahren sogar stagniert.
Dennoch geht Schwede davon aus, dass die Kürzungen kommen. Die Forschung bereite sich schon jetzt darauf vor: «Wir haben uns mit den Hochschulen darüber ausgetauscht, wie wir die Schockwelle durch die Kürzungen abmildern können.»
Harte Zeiten für Nachwuchsforschende
Laufende Nationalfonds-Projekte würden nicht angetastet, denn die Doktorierenden mit bestehenden Arbeitsverträgen wollten sie nicht auf die Strasse stellen. «Es wird aber zu massiven Einschnitten bei der Zusprache von neuen Projekten kommen. Und künftig werden wir einige Instrumente gar nicht mehr anbieten können.»
Für Schweizer Nachwuchsforschende, die jetzt erst ihre Projekte einreichen, wird also eine harte Zeit anbrechen. Wie hart, das wird der Ständerat voraussichtlich am Mittwoch diskutieren.