Im Zentrum von Scranton, Pennsylvania halten die Gewerkschaften eine kleine Rally ab für Joe Biden. Gewerkschaftsführer Frank Snyder sagt: «Gemeinsam sagen wir dem putinverehrenden Lehrlings-Präsidenten das, was er gerne im Fernsehen sagt: Du bist entlassen.»
Bereits das letzte Mal haben die Gewerkschaften die demokratische Kandidatin unterstützt. Ihre Mitglieder folgten ihrem Rat aber nicht. Was haben sie falsch gemacht? «Wir Gewerkschaften haben die beste, schlaueste Kandidatin unterstützt. Aber ihre Botschaft war schrecklich. Man kann nicht hierhin kommen und sagen: Die Kohlearbeit kommt nicht zurück, die Fabrikarbeit kommt nicht zurück.»
Trump hat das versprochen – und die Leute glaubten ihm. Aber er habe nicht geliefert, sagt Snyder, der politische Direktor des Gewerkschaftsbundes AFL/CIO Pennsylvanias: «Nicht einer der Jobs, mit denen er prahlt, ist zurückgekommen.»
Kampagne gegen Gewerkschaften
Im Gegenteil: Pennsylvania hat in den letzten vier Jahren weitere Arbeitsplätze in der Industrie verloren. Was Trump aber getan habe, sei, die Gewerkschaften zu schwächen. Er habe gewerkschaftsfeindliche Leute nominiert für das National Labor Relations Board, das über die Einhaltung des Arbeitsgesetzes wacht.
Nun sei es schwieriger für die Gewerkschaften geworden, Mitglieder anzuwerben und Beiträge einzuziehen, sagt Snyder. «Er will uns zerstören. Meine Sorge ist: Weitere vier Jahre überleben wir Gewerkschaften nicht.»
Ja, wir haben flaue Zeiten erlebt. Aber wenn Hillary gewählt worden wäre, hätte gar niemand mehr einen Stelle. Das hat uns die Firma gesagt.
Brandon Harris ist auch enttäuscht. Er arbeitet für eine Fabrik, die Stahlseile herstellt und ist in der Gewerkschaft United Steel Workers aktiv. Die Stahlzölle, die Präsident Trump einführte, schadeten seiner Firma, weil das Rohmaterial teurer wurde und die Firma gleichzeitig die Preise für die Stahlseile nicht erhöhen konnte.
«Wir haben in den letzten drei Jahren mindestens 150 Stellen abgebaut, wegen der Stahlzölle und der Coronakrise.» Das letzte Mal hat Harris nicht gewählt. Nun wählt er Biden. Und seine Kollegen?
Treue trotz Entlassungen
In Williamsport, anderthalb Stunden weiter westlich von Scranton, ist die Schicht in der Stahlseilfabrik Wire Rope Works um drei Uhr nachmittags vorbei. Arbeiter strömen aus der Fabrik. Ein Mann sagt, wen er wählen will: «Trump, wegen der Wirtschaft.» Und die Stahlzölle, die Trump erhoben hat? Ja, das habe der Firma geschadet, aber er sei trotzdem für ihn.
Ein anderer meint, Biden werde das Land zerstören. Die Gewerkschaft wolle, dass er Biden wähle, aber er wähle hundertprozentig Trump. Zu den Entlassungen in seiner Fabrik sagt er: «Ja, wir haben flaue Zeiten erlebt. Aber wenn Hillary gewählt worden wäre, hätte gar niemand mehr eine Stelle. Das hat uns die Firma gesagt.»
So geht es weiter: Trump versuche, seine Versprechen zu halten, Trump sei gut für die Wirtschaft, mit Trump wisse man, was man habe. Nur einer sagt, er werde Biden wählen – der einzige schwarze Amerikaner, der aus der Fabrik spaziert.
Alles Fake News
Gewerkschafter Harris frustriert es, dass er seine Kollegen nicht überzeugen kann. «Ich verstehe es nicht. Sie wissen, dass der die Gewerkschaften bekämpft. Wir sind alle in der Gewerkschaft. Mit denen kann man nicht reden. Ich gebe ihnen die Faktenblätter und sie sagen: Das ist Fake News!»
Der Blick nach Williamsport zeigt: Die Argumente der Gewerkschaften stossen hier auf taube Ohren. Trump kann noch auf einige Stimmen der weissen Arbeiterschaft zählen – Fakten hin oder her.