«Grossbritannien hat sich bereit erklärt, zum ersten Mal seit 26 Jahren den fairen Anteil für Arzneimittel zu zahlen. Und wir erwarten, dass andere Länder in Europa dasselbe tun.» Das sagte US-Präsident Donald Trump am Freitag an einer Medienkonferenz. Wenn sie das nicht täten, werde die US-Regierung Zölle erheben.
Die Pharmakonzerne werden nun die Preise für bestimmte Medikamente senken und diese künftig direkt online anbieten. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen drei Jahre Zollfreiheit für importierte Medikamente.
Bereits im Vorfeld hatten auch die Pharma-Unternehmen den Druck auf europäische Regierungen erhöht. Novartis-CEO Vas Narasimhan kündigte im Sommer an, gegebenenfalls Medikamente in Europa, die Schweiz eingeschlossen, nicht mehr auf den Markt zu bringen, sollten die Preise nicht angepasst werden.
Abkommen mit Novartis und Roche
Am Freitag hat die US-Regierung mitgeteilt, dass Vertreter von neun internationalen Pharmakonzernen einem Abkommen zugestimmt haben, das zu einer drastischen Senkung der bisher enorm hohen Medikamentenpreise in den USA führen soll. Mit Novartis und der Roche-Tochter Genentech sind auch zwei Schweizer Pharma-Riesen mit dabei. Die Massnahmen haben voraussichtlich auch Auswirkungen auf die Schweiz.
Bei neuen, innovativen Medikamenten rechnet der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt deshalb mit höheren Preisen in der Schweiz. «Die Schweiz hat in der Vergangenheit profitiert, dass in Amerika die höchsten Preise bezahlt wurden. So wurde ein Teil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben von den Amerikanern quersubventioniert. Amerika scheint dies nicht mehr zu wollen», so Silberschmidt.
Dafür haben wir weiterhin einen guten Zugang zu hochinnovativer Medizin.
Das bedeute, dass die Schweiz nun wahrscheinlich mehr in Forschung und Entwicklung investieren müsse. «Dafür haben wir weiterhin einen guten Zugang zu hochinnovativer Medizin», sagt der FDP-Nationalrat.
Preisdruck wird steigen
Dass der Druck für eine Erhöhung der Medikamentenpreise in der Schweiz steigen wird, davon geht auch SP-Nationalrätin Sarah Wyss aus. Aber es sei nicht am US-Präsidenten, Einfluss auf die Preise in der Schweiz zu nehmen.
Wir haben einen regulierten Markt bei den Medikamentenpreisen.
Es sei ein demokratischer Entscheid, wie die Preisbildung aussehe. «Wir haben einen regulierten Markt bei den Medikamentenpreisen. Und das sollte so bleiben», sagt Wyss – unabhängig davon, was Trump in den USA mache.
Unklare Auswirkungen auf Medikamentenpreise
Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider hat im September höheren Medikamentenpreisen ebenfalls eine Absage erteilt. «Für die Pharma ist es jetzt eine schwierige Zeit, gerade was in Amerika passiert. Deshalb müssen wir über die Standortpolitik für die Pharma diskutieren», sagt die Bundesrätin. Es komme aber nicht in Frage, dass eine Preiserhöhung durch die Prämienzahlenden finanziert werde, betont Baume-Schneider.
Auf Anfrage schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Preise in den USA hätten keine direkten Auswirkungen auf die Schweiz. Es handle sich zudem beim Pharma-Abkommen um eine Übereinkunft zwischen privaten Unternehmen und den USA, der Bund sei nicht involviert. Deshalb könne man sich nicht dazu äussern.