Verantwortlich für die drohenden Milliardendefizite beim Bund sind vor allem zwei Bereiche: Die AHV und hier vor allem die vom Volk beschlossene 13. Rente, die im nächsten Jahr zum ersten Mal ausbezahlt wird. Und die Armee, deren Ausgaben bis ins Jahr 2032 von heute 6 Milliarden auf bis zu 10 Milliarden Franken fast verdoppelt werden sollen.
Aus diesem Grund brauche es in anderen Bereichen dringend Abstriche, damit die sogenannte Schuldenbremse noch eingehalten werden könne, hat Finanzministerin Karin Keller-Sutter im Ständerat gemahnt. Im «Entlastungspaket 2027» – kurz «EP27» – sieht der Bundesrat fast 60 Entlastungsmassnahmen vor. Er habe dabei auf eine relativ breite «Opfersymmetrie» geachtet, sagt die Bundespräsidentin. Denn: «Man kann das Fell des Bären nicht waschen ohne es nass zu machen. Es müssen fast alle gewisse Konzessionen machen in diesem Paket. Es gibt eine relativ breite Opfersymmetrie.»
Und genau das stört die Ständerätinnen und Ständeräte von SP und Grünen: «Es ist eine Erbsenzählerei», kritisiert die grüne Baselbieter Ständerätin Maya Graf: «Es ist ein Sammelsurium von Massnahmen, deren inhaltliche Kohärenz in der Opfersymmetrie besteht», stellt SP-Ständerätin Eva Herzog aus dem Kanton Basel-Stadt fest.
Die grünliberale Ständerätin Tiana Angelina Moser aus dem Kanton Zürich ihrerseits findet das «Entlastungspaket» alles andere als ausgewogen: «Die Kürzungen werden überproportional im Klima und Dekarbonisierungsbereich und im Bildungs- und Forschungsbereich vorgenommen.»
Vertreterinnen und Vertreter von FDP, SVP und Mitte halten dem entgegen, die vorgesehenen Massnahmen seien vertretbar. «Man muss nicht dramatisieren, dass wegen dieses Pakets die Welt zusammenbricht», sagt der Glarner Ständerat Benjamin Mühlemann, Co-Präsident der FDP. Die St. Galler SVP-Ständerätin Esther Friedli sieht im Entlastungspaket eine «Entrümpelungsaktion». «Brauchen wir noch die unterschiedlichen Sachen, oder von was können wir uns trennen?»
Und Mitte-Ständerat Benedikt Würth, auch er aus dem Kanton St. Gallen, warnt, dass man die geplante Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Schweiz vergessen könne, wenn man das «Entlastungspaket» EP27 nicht umsetze: «Wenn wir hier beim EP27 scheitern, dann scheitert auch der Aufwuchs der Armee.»
Ständerat schwächt Sparpaket ab
Der Ständerat hat denn auch den Antrag von Links, gar nicht auf die Vorlage einzutreten, mit 34 zu 10 Stimmen abgeschmettert. In der Detailberatung ist die Ratsmehrheit dann allerdings den Anträgen der Finanzkommission des Ständerats gefolgt, auf einige Massnahmen im «Entlastungspaket» zu verzichten oder sie abzuschwächen.
So soll – entgegen den Plänen des Bundesrates – nicht höhere Steuern bezahlen müssen, wer Kapital aus der Pensionskasse oder aus der freiwilligen 3. Säule vorbezieht. Anders als der Bundesrat will die Mehrheit des Ständerats auch die Einlage des Bundes in den Fonds, mit dem der Bau der Bahninfrastruktur finanziert wird, nicht kürzen.
Und beim sogenannten «Gebäudeprogramm», mit dem energiesparende Haussanierungen unterstützt werden, ist der Ständerat dem Bundesrat nur teilweise gefolgt. Die Landesregierung hat den Bundesanteil an diesem Programm gänzlich streichen wollen, der Ständerat will den Beitrag nur halbieren.
Um kurz vor 20 Uhr hat der Ständerat die Debatte für heute beendet, er wird die Diskussion morgen Vormittag wieder aufnehmen. Er hat heute das «Entlastungspaket» um etwa einen Viertel kleiner gemacht als vom Bundesrat beantragt.