- Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat in Bern den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa empfangen.
- Beim Staatsbesuch haben die Schweiz und Südafrika fünf Absichtserklärungen unterzeichnet, um ihre Beziehungen weiter zu vertiefen.
- Mit Cyril Ramaphosa wurde erstmals ein südafrikanisches Staatsoberhaupt in die Schweiz zu einem Staatsbesuch eingeladen.
Bei den Absichtserklärungen geht es unter anderem um die Handelsbeziehungen, aber auch um die Zusammenarbeit bei der Friedensförderung – namentlich bei Mediationsprojekten.
Wirtschaftsminister Guy Parmelin habe unter anderem eine Erklärung zu den laufenden Verhandlungen zwischen der Europäischen Freihandelsassoziation (Efta) und der Zollunion des Südlichen Afrika (Sacu) unterschrieben, erklärte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter an einer gemeinsamen Medienkonferenz mit Ramaphosa in Bern.
Dabei geht es um eine Anpassung des bestehenden Freihandelsabkommens. Zur Sacu gehören nebst Südafrika auch Botswana, Eswatini, Lesotho und Namibia.
Kulturgüter zurückgegeben
Zudem wollen die Schweiz und Südafrika unter anderem gemeinsame Ansätze zur Prävention und Lösung von Konflikten entwickeln, wie Keller-Sutter sagte. Weitere Vereinbarungen betreffen beispielsweise die Berufsbildung und das Kulturerbe. Bereits am Dienstag hatte die Schweiz auf freiwilliger Basis mehrere Kulturgüter aus der Sammlung des Musée d'ethnographie in Neuenburg an Südafrika zurückgegeben.
Dabei geht es um rituelle und spirituelle Objekte aus der Sammlung des Neuenburger Missionars Henri-Alexandre Junod. Dieser hatte die Kulturgüter zwischen 1899 und 1911 von einer königlichen Familie erworben und später dem Museum verkauft. Darunter ist ein Korb mit einem traditionellen Knochenspiel.
Wichtiger Handelspartner
Ramaphosa dankte der Schweiz ausdrücklich für die konstruktive Zusammenarbeit in der Sache. Wie Keller-Sutter hob er zudem die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Beziehungen hervor – und das noch bestehende grosse Potential zu deren Weiterentwicklung.
Er sprach von einem erfolgreichen Staatsbesuch. Keller-Sutter und die anderen Mitglieder der Landesregierung hatten Ramaphosa am Nachmittag mit militärischen Ehren auf dem Bundesplatz empfangen.
Südafrika ist heute das wichtigste Ziel für schweizerische Direktinvestitionen in Afrika. Mit einem bilateralen Warenhandel von 3.6 Milliarden Franken im Jahr 2024 ist das Land zudem der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz in Afrika.
Belastete Geschichte
Die Geschichte zeige, dass es auch «dunkle Zeiten» in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten gegeben habe, räumte Keller-Sutter in Anspielung auf die Zeit der Apartheid ein. Sie zeigte sich erfreut über die vielfältigen, lebendigen Beziehungen in der Gegenwart.
Beide Länder seien multikulturelle, mehrsprachige Länder: «Dies hat uns die Wichtigkeit von Kompromissen gelehrt», so Keller-Sutter. Ramaphosa erinnerte an die Verdienste von Schweizer Gegnerinnen und Gegnern der Apartheid. Ihre Solidarität sei die Saat der heutigen Freundschaft zwischen den beiden Staaten gewesen. Dass die Schweiz die Sanktionen gegen das Apartheid-Regime damals nicht mittrug, was ihr international Kritik eintrug, erwähnte er nicht explizit.
Am Donnerstag werden Keller-Sutter und Ramaphosa gemeinsam einen Industriebetrieb in der Ostschweiz und eine Berufsfachschule besichtigen.