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US-Zölle auf Schweizer Waren KOF-Leiter: «Der Deal ist die beste aller möglichen Alternativen»

Ob und wie der Zoll-Deal mit den USA in ein Abkommen mündet, wird aktuell auf der politischen Bühne diskutiert. Volkswirtschaftlich gebe es keine besseren Alternativen. Dies würden die Berechnungen der Konjunkturforschungs­stelle KOF der ETH Zürich zeigen, sagt Co-Direktor Hans Gersbach.

Hans Gersbach

Ökonom

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Hans Gersbach ist Co-Direktor der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Er befasst sich mit der Ausgestaltung neuer ökonomischer und politischer Institutionen, die das langfristige Allgemeinwohl fördern. Seine Forschungsgebiete umfassen zudem Geldtheorie und Geldpolitik, Innovation und Wachstumsprozesse, epidemische Krankheiten, Fragen der Stabilität von Banken- und Finanzsystemen und allgemeine Gleichgewichtstheorie. Gersbach ist ordentlicher Professor am Departement für Management, Technologie und Ökonomie.

SRF News: Herr Gersbach, wie verwundbar ist die Schweiz handelspolitisch?

Hans Gersbach: Wir sind verletzlich, ähnlich wie andere europäische Länder auch. Unser Wohlstand hängt stark vom internationalen Handel ab. Wenn wir nicht mehr in grossem Ausmass, ausser in der Grundversorgung, im- und exportieren könnten, wäre unser Wohlstandsverlust etwa doppelt so gross wie bei unseren Handelspartnern. Das macht uns verwundbar. Wenn eine Wirtschaftsmacht wie die USA Druck ausübt, befinden wir uns in einer asymmetrischen Verhandlungssituation.

Ist es unter diesen Umständen ein guter Deal, den die Schweiz ausgehandelt hat?

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dieser Deal klar besser, als nichts zu tun und die 39-Prozent-Zölle stehenzulassen. Er wird den wirtschaftlichen Schaden in der Schweiz deutlich vermindern. Bis zu 15’000 Arbeitsplätze sind nun grösstenteils nicht mehr gefährdet. Die Pharmafirmen würden beispielsweise auch ohne diesen Deal grosse Investitionen in den USA tätigen. Daher ist die angestrebte Vereinbarung sicher die bestmögliche Alternative von allen Möglichkeiten, die man hat.

Wir können, wenn keine weiteren Schocks passieren, wieder mittelfristig auf einen höheren Wachstumspfad zurückkehren.

Sind die 200 Milliarden Dollar, welche die Schweizer Privatindustrie in den USA investieren, realistisch?

Das ist sicher ambitioniert. Die Schweizer Wirtschaft tätigt pro Jahr normalerweise unter 20 Milliarden an Direktinvestitionen in den USA. Nun sollen es im Durchschnitt 40 Milliarden pro Jahr sein, wobei für das kommende Jahr sogar noch mehr vorgesehen wurde. Allerdings kann die Schweizer Wirtschaft grosse Volumen an ausländischen Investitionen mobilisieren. Damit ist es im Grundsatz möglich, auch wenn unklar bleibt, was genau als Investition zählt.

Wie wichtig ist es, dass der Bund für diese 200 Milliarden nicht haftet, wie es die Aussenpolitische Kommission des Nationalrates will?

Das ist zentral. Es muss klar sein, dass dies ein Versprechen der Privatindustrie ist und nicht eine Verpflichtung des Schweizer Staates.

Erholt sich die Schweizer Wirtschaft nun schnell wieder?

Die Unsicherheit durch die Zollpläne hat zu einer Wachstumsabschwächung geführt. Wenn sich nun die Wirtschaftsbeziehungen stabilisieren können, wird sich die Lage wieder normalisieren. Entscheidend war, dass sowohl die EU als auch die Schweiz keinen Handelskrieg mit den USA angefangen haben. Dadurch wurden weitere Eskalationsschritte und ein noch grösserer wirtschaftlicher Schaden vermieden. Wir können, wenn keine weiteren Schocks passieren, wieder mittelfristig auf einen höheren Wachstumspfad zurückkehren.

Das Gespräch führte Karoline Arn.

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Tagesgespräch, 16.12.2025, 13 Uhr ; 

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