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Absprachen auf dem Finanzmarkt Weko schliesst Untersuchungen gegen mehrere Banken ab

  • Die Wettbewerbskommission (Weko) hat ihre langjährigen Untersuchungen bezüglich Absprachen auf dem Finanzmarkt abgeschlossen.
  • Im Rahmen der Untersuchungen gegen 20 Banken hat sie insgesamt Bussen von 237.5 Millionen Franken verhängt.
  • Untersucht wurden grosse internationale Banken wie JP Morgan, Bank of America, die Deutsche Bank, aber auch Schweizer Banken wie die UBS oder die ZKB.

Insgesamt habe die Weko in neun separaten Verfahren während über zwölf Jahren Abreden auf dem Finanzmarkt untersucht, wie die Behörde mitteilte. Gegenstand der verschiedenen Untersuchungen gegen insgesamt 20 Banken waren der Handel mit Zinsderivaten wie auch der Devisenkassahandel sowie der Handel mit Edelmetallen, wie einer Weko-Mitteilung zu entnehmen ist. Von den neun Untersuchungen hat die Behörde laut den Angaben sieben einvernehmlich abgeschlossen, zwei weitere Verfahren hat sie eingestellt.

SRF-Fachredaktor: «Absprachen sind ein systemisches Problem»

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Lächelnder Mann mit Brille und Bart vor weissem Hintergrund.
Legende: Wirtschaftsredaktor Sven Zaugg. SRF / Charles Benoit

Die Weko hat ihre über 12 Jahr lange dauernde Untersuchungen zu Absprachen im Finanzmarkt abgeschlossen – mit alarmierendem Ergebnis.

In sieben von neun Fällen deckte sie Absprachen im Handel mit Zinsderivaten, im Devisenhandel und im Edelmetallhandel auf. Daran waren grosse internationale Banken beteiligt, darunter auch Schweizer Institute.

Schweizer Banken hielten sich nicht an Regeln

Bei den Zinsderivaten koordinierten sich die UBS, die Credit Suisse und ausländische Grossbanken. Diese Absprachen verzerrten den Wettbewerb und beeinflussten die Preise zentraler Finanzprodukte. Betroffen davon waren Unternehmen und Sparer. Im Devisenhandel gerieten UBS und die ZKB zusammen mit anderen Instituten ins Visier der Wettbewerbshüter.

Die Weko hält fest: «Nationale und internationale Finanzmärkte spielen eine entscheidende Rolle dabei, Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen sowie Wachstum und Arbeitsplätze zu schaffen. Deshalb muss der Wettbewerb auf den Finanzmärkten fair stattfinden und folglich müssen Banken – wie alle anderen Unternehmen auch – die Wettbewerbsregeln einhalten.» Genau das haben die Banken nicht getan.

Zwar wurden einige Verfahren, etwa zu Edelmetallen oder den japanischen Referenzzinssatz, eingestellt, doch die Bilanz bleibt eindeutig: Schweizer Finanzinstitute waren wiederholt in Absprachen verwickelt, die weltweit zu Milliardenstrafen und Vertrauensverluste im Bankensektor führten.

«Systemisches Problem» – bis nach ganz unten

Praktisch alle namhaften Banken waren involviert: Bank of America, die Deutsche Bank, JP Morgan und viele weitere Finanzinstitute.

Besonders brisant ist allerdings: Nicht nur globale Banken haben manipuliert und damit Schaden angerichtet. Auch die Zürcher Kantonalbank, eine öffentlich-rechtliche Anstalt, findet sich auf der unrühmlichen Liste. Das zeigt: Manipulationen und Preisabsprachen im Finanzmarkt sind ein systemisches Problem – bis auf die unterste Stufe.

Im Rahmen der Untersuchungen hat die Weko insgesamt Bussen von fast 240 Millionen Franken gegen 20 Banken verhängt.

Aufgedeckt wurden in den langjährigen Untersuchungen 20 voneinander unabhängige Abreden zwischen Händlern von 13 Banken. Diese tauschten in den Jahren 2005 bis 2013 untereinander Informationen über ihre Geschäfte und Strategien aus. Dabei kommunizierten sie über Unternehmens-Chatrooms, Instant-Messaging-Dienste oder auch telefonisch.

Die sehr komplexen Verfahren hätten die Weko seit der ersten Untersuchungseröffnung im Jahr 2012 über mehr als zwölf Jahre intensiv beschäftigt, heisst es. Die Behörde wertete in ihrer Untersuchung laut den Angaben weit über zehn Millionen Seiten elektronischer und telefonischer Kommunikation von Händlern und Zwischenhändlern aus.

Drei Personen bei einer Pressekonferenz.
Legende: Die Weko-Führungsriege bei ihrer Jahres-Medienkonferenz Mitte April in Bern. KEYSTONE / Anthony Anex

Zwischen 2016 und 2024 handelte die Weko in vier von fünf Verfahren zu Zinsderivaten und in drei Verfahren zu Währungswechselkursen insgesamt 35 einvernehmliche Regelungen aus und sprach Bussen aus.

Institute aus dem In- und Ausland

Involviert waren in den verschiedenen Untersuchungen Institute aus dem In- und Ausland wie auch diverse Brokerhäuser. Von Schweizer Seite waren dies namentlich die Grossbanken Credit Suisse und UBS, die Privatbank Julius Bär und die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Dazu kamen zahlreiche Auslandsbanken, darunter Morgan Stanley, JP Morgan, die Deutsche Bank, HSBC, Barclays, Royal Bank of Scotland oder die Société Générale.

Die Untersuchungen der Weko fügten sich in zahlreiche internationale Verfahren verschiedener Kartellbehörden ein: So hatte die EU-Kommission bereits 2013 erste Entscheide zu denselben Verhaltensweisen im Zinsderivate- und im Devisenhandel gefällt. Gewisse Entscheide sind nun noch vor dem EU-Gerichtshof hängig.

Der Zinsderivate- wie auch der Devisenkassahandel sei nicht nur für Banken von grosser Bedeutung, sondern auch für zahlreiche Unternehmen in der Schweiz, betonte die Weko. So nutzten insbesondere international tätige Unternehmen Zinsderivate, um ihre Zinsrisiken zu steuern und Unsicherheiten im Geschäftsumfeld zu verringern. Gleichzeitig seien die Unternehmen Währungsrisiken ausgesetzt, die sie absichern müssen.

Die Kosten der Verfahren beliefen sich auf insgesamt 5.33 Millionen Franken, wie es weiter heisst. Sämtliche Entscheide der Weko sind rechtskräftig.

SRF 4 News, 11.12.2025, 12 Uhr ; 

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