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Einigung im Zollstreit Zolldeal mit den USA – Antworten auf die wichtigsten Fragen

Die Schweiz hat sich gestern im Zollstreit mit den USA geeinigt. Gemäss Absichtserklärung sollen für Schweizer Güter etwa nur 15 statt 39 Prozent US-Importzölle gelten. Im Gegenzug sollen Schweizer Firmen 200 Milliarden Dollar in den USA investieren. Das Weisse Haus bezeichnet die Einigung bereits als historisches Handelsabkommen. SRF-Wirtschaftsredaktor Damian Rast beantwortet die wichtigsten Fragen.

Damian Rast

Wirtschaftsredaktor

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Damian Rast arbeitet seit 2013 bei Radio SRF, zuerst als Nachrichtenredaktor und Moderator, dann als Produzent und Moderator der Informationssendung Info 3. Anschliessend war er fünf Jahre Produzent beim Echo der Zeit, nun ist er als Wirtschaftsredaktor tätig.

Wie setzen sich die geplanten 200-Milliarden-Investitionen von Schweizer Firmen zusammen?

Seit April haben sich laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft zahlreiche Firmen beim Bund gemeldet und ihre Investitionsvorhaben vorgestellt. Rechnet man diese Vorhaben zusammen, kommt man laut Seco auf diese 200 Milliarden. Aber der Bund gibt nicht bekannt, um welche Firmen es sich handelt oder was diese genau vorhaben. Es gibt keine öffentliche Liste, die einsehbar wäre. Auch weil es sich teilweise um börsenrelevante Informationen handelt. Es gibt aber einige Firmen, deren Pläne öffentlich bekannt sind. Dazu gehören Roche und Novartis, aber auch Stadler Rail und ABB. Klar ist: Ein beträchtlicher Teil der Investitionen wird durch die Pharmafirmen getätigt werden.

Welche potenziellen Folgen haben diese hohen Investitionen in den USA für die Schweiz?

Das hat möglicherweise negative Folgen für den Standort Schweiz. Denn die Investitionen in den USA müssen so im Vergleich zu heute um ein Vielfaches steigen – und das in relativ kurzer Zeit. Die Frage ist, ob diese Investitionen zulasten der Schweiz gehen – oder zulasten anderer Länder. Das ist derzeit unklar. Aber es gibt sicher berechtigte Befürchtungen, dass zum Beispiel der Pharmastandort Schweiz geschwächt werden könnte, weil das Geld vermehrt in die USA fliessen wird.

Mann am Rednerpult, roter Papierrahmen.
Legende: Der Zollhammer von US-Präsident Donald Trump traf die Schweiz hart. Nun gibt es zumindest etwas Entlastung. KEYSTONE/ Til Buergy

Die Schweiz soll auch Verpflichtungen eingegangen sein, um die Handelsbilanz mit den USA auszugleichen. Was ist dazu bekannt?

Im Faktenblatt des Weissen Hauses heisst es, mit dem Abkommen beschreite man den Weg, um das Handelsbilanzdefizit in den nächsten drei Jahren zu eliminieren. Die Verantwortlichen auf Schweizer Seite betonten gestern aber, man habe nichts versprochen. Es dürfte so oder so nicht einfach werden, dieses Ziel zu erreichen.

Was sieht der Deal für die Schweizer Pharmabranche vor?

Für die meisten Medikamente gibt es nach wie vor keine zusätzlichen Zölle. In den USA laufen aber Untersuchungen, die dazu führen könnten, dass die USA künftig Zölle erheben könnten, mit der Begründung. dass der Import von Medikamenten die nationale Sicherheit gefährdet. Offenbar haben die USA der Schweiz aber im Rahmen dieser Absichtserklärung zugesichert, dass mögliche zusätzliche Zölle, nicht über 15 Prozent liegen. Das entspricht der Regelung, die auch für die EU gilt.

Beseitigt der Zolldeal die bestehende Unsicherheit bei Schweizer Unternehmen?

Kurzfristig wohl ein bisschen. Aber langfristig bleibt die Situation unübersichtlich und unberechenbar. Erstens muss diese Absichtserklärung ja noch in ein verbindliches Abkommen gegossen werden, und da gibt es sowohl auf Seiten der USA als auch innenpolitisch in der Schweiz noch einige potenzielle Stolpersteine. Zweitens soll ja in Kürze das Oberste Gericht in den USA über die Rechtmässigkeit der Zölle Trumps entscheiden. Sollte das Gericht die Zölle für illegal erklären, ist unklar, welchen Einfluss das auf ein Abkommen mit der Schweiz hätte. Seit Trumps Amtsantritt wurde die Welt insgesamt unberechenbarer und unsicherer. Die Unsicherheit ist demnach die neue Normalität und die Wirtschaft muss sich darauf einstellen.

Echo der Zeit, 15.11.2025, 18 Uhr ; 

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