- Bei der Service-citoyen-Initiative kommt es zum Beginn der Abstimmungskampagne zu einer Pattsituation.
- Während 48 Prozent der an der 1. SRG-Umfrage teilnehmenden Stimmberechtigten im Oktober ein Ja in die Urne werfen würden, sind 46 Prozent gegen die Vorlage.
- Tritt der Normalfall der Meinungsbildung zu einer Initiative ein, werden sich die Stimmabsichten laut dem Forschungsinstitut GFS Bern den Empfehlungen von Bundesrat und Parlament angleichen – die Ablehnung also steigen.
Die Faustregel, dass Initiativen mit einem hohen Ja-Anteil in die Kampagnen-Phase starten, gilt hier nicht, wie Politikwissenschafter Lukas Golder ausführt. Das Forschungsinstitut GFS Bern stellt eine nicht eindeutige Ausgangslage fest: Während sich 48 Prozent der teilnehmenden Stimmberechtigten für die Service-citoyen-Initiative aussprechen, sind 46 Prozent gegen die Vorlage. Wenn man den Stichprobenfehler von ± 2.8 Prozentpunkten berücksichtigt, kann man von einer Pattsituation sprechen.
Die Meinungsbildung zur Service-citoyen-Initiative zeigt sich mässig gefestigt, hält GFS Bern fest. Insgesamt äussert knapp die Hälfte der Befragten eine eindeutige Haltung. Der Wert der Unentschiedenen – 6 Prozent – gibt noch Raum für die Kampagnenwirkung. Zudem sind 46 Prozent der Befragten nur tendenziell entschieden (26 Prozent «eher dafür» und 20 Prozent «eher dagegen»). Hier könnten noch Einzelne umgestimmt werden.
Bezüglich der Parteibindung sind laut Lukas Golder auch im Verlauf der Kampagne «keine Überraschungen in Richtung Ja» zu erwarten. Die primäre Konfliktlinie findet man zwischen den beiden parteipolitischen Polen: Während im linksgrünen Spektrum die Service-citoyen-Initiative befürwortet wird, wird sie bei Mitte-rechts abgelehnt.
Die deutlichsten Ausschläge sind bei der GLP und bei den Parteiungebunden zu finden. 63 Prozent der Grünliberalen würden ein Ja in die Urne werfen, wäre schon am 10. Oktober abgestimmt worden. Bei den Parteiungebundenen ist es umgekehrt. Hier lehnen 58 Prozent der Befragten die Vorlage ab.
Eine mehrheitliche Unterstützung findet die Initiative bei den jüngeren befragten Personen. 59 Prozent der 18- bis 39-jährigen teilnahmewilligen Stimmberechtigten sind für die Service-citoyen-Initiative. Umgekehrt ist es bei den Befragten im Rentenalter: Hier lehnt eine relative Mehrheit von 51 Prozent die Initiative ab.
Der Blick in die Sprachregionen ist laut GFS Bern entscheidend. Hier zeigt sich eine relative Mehrheit bei der in der Deutschschweiz befragten Personen und bei italienischsprachigen teilnahmewilligen Stimmberechtigten von 48 respektive 55 Prozent Nein-Stimmenanteil. Nur in der Romandie hegen die Befragten mit 52 Prozent Ja-Anteil Sympathien zur Initiative.
Die Bevölkerung findet die Idee der Initiative an sich gut – besser als das Parlament.
Die Kostenseite der Initiative sorgt offenbar bei den Befragten für Bauchschmerzen. Knapp drei Fünftel der Teilnehmenden finden das Contra-Argument richtig, dass die Einführung einer allgemeinen Bürgerpflicht zu erheblichen Mehrkosten führen würde. Einen Eingriff in die individuelle Freiheit befürchten aber die Befragten nicht. Hier sind 57 Prozent mit diesem Argument nicht einverstanden.
Die Pro-Argumente stossen mehrheitlich auf Zustimmung. Hier punkten die Schlagwörter Solidarität, Gleichstellung sowie Sicherheit des Landes und finden in einem Umfang von 55 bis 73 Prozent an Zustimmung. Das zeige, dass die Bevölkerung die Idee der Service-citoyen-Initiative an sich gut finden – besser als das Parlament, wie Lukas Golder konstatiert.