Elin (9) sitzt mit strahlenden Augen auf dem Sofa und zeigt ihr Mindmap. Darauf steht alles, was sie über sich erzählen möchte. Elin hat nämlich eine «Autismus-Spektrum-Störung» - und das Wichtigste sagt sie gleich am Anfang:
Ich mag es nicht, wenn man Autismus-Spektrum-Störung sagt. Ich habe keine Störung. Ich möchte, dass man nur Autismus sagt.
Autismus heisst: Die Welt anders erleben
Autismus ist keine Krankheit. Es ist eine angeborene Entwicklungsstörung: Das Gehirn nimmt Informationen anders wahr. Das bleibt das ganze Leben lang so. Menschen mit Autismus sehen, hören, fühlen und erleben die Welt anders als andere Menschen. Bei Elin ist zum Beispiel der Geruchssinn stark ausgeprägt:
Wenn ich von der Schule heimkomme, rieche ich schon im Treppenhaus, was es zum Zmittag gibt.
Weil sie Gerüche so stark wahrnimmt, findet Elin es auch besonders eklig, wenn sie den Kompost raustragen muss. Auch Elins Gehör ist besonders sensibel: Elin nimmt Geräusche viel stärker wahr – der laute Rasenmäher kann sie zum Beispiel viel stärker stören als dich. Wenn zu viele Eindrücke auf sie einprasseln, bekommt sie Angst.
Pläne, Struktur und Veränderung
Viele Kinder mit Autismus können nicht gut mit Veränderung umgehen. Wenn zum Beispiel der Schulthek an einem anderen Ort steht als sonst oder wenn es anstatt um 12 Uhr erst um 12.30 Uhr Zmittag gibt – solche Veränderungen sind schwierig.
Ich mag es nicht, wenn mein Mami plötzlich etwas wegräumt. Für mich war es logisch, dass es da bleiben soll. Ich mag es nicht, wenn der Gegenstand nicht mehr am richtigen Ort ist.
Die meisten Kinder mit Autismus brauchen einen genauen Plan von allem, was passiert. Gleiche Abläufe, feste Rituale und eine klare Struktur helfen im Alltag. Elin hat zum Beispiel einen genauen Plan für den Morgen: Wann sie aufwacht und Zmorge isst, um wie viel Uhr sie sich anzieht und Zähne putzt und wann sie in die Schule losläuft.
Unterschiedliche Besonderheiten
Jeder Mensch ist einzigartig. Und so haben auch Kinder mit Autismus ganz unterschiedliche Besonderheiten:
- Einige Kinder haben Mühe, zu sprechen oder Gehörtes zu verstehen. Wenn sie dir etwas sagen wollen, dann nehmen sie zum Beispiel deine Hand und führend sie zu dem Spielzeug, mit dem sie spielen möchten.
- Einige Autisten und Autistinnen haben Schwierigkeiten damit, die Mimik und die Gefühle eines Menschen zu erkennen. Das heisst, sie können zum Beispiel nicht erkennen, ob jemand glücklich oder wütend ist.
- Manchmal haben Kinder mit Autismus ganz spezielle Verhaltensweisen: Sie spielen zum Beispiel immer mit dem gleichen Spielzeug oder machen Bewegung mehrmals hintereinander.
Es gibt nicht nur verschiedene Besonderheiten, sondern auch verschiedene Arten von Autismus. Elin hat die Form «Asperger». Kinder mit Asperger können oft eine Sache besonders gut – Elin kann sich zum Beispiel super gut Sachen merken!
So wie Elin haben auch andere Kinder mit Autismus viele Stärken. Sie können zum Beispiel sehr konzentriert arbeiten, wenn sie etwas interessiert. Viele Kinder mit Autismus können auch sehr genau und bis ins kleinste Detail arbeiten.
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