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74. Filmfestival Cannes Goldene Palme für den französischen Horrorfilm «Titane»

Die französische Regisseurin Julia Ducournau gewinnt die Goldene Palme als zweite Frau in der Geschichte des Filmfestivals in Cannes.

Es war für einmal eine Preisvergabe mit der Giesskanne, welche die Festival-Jury unter dem Vorsitz des US-Filmemachers Spike Lee in diesem Jahr verantwortet hat. Was wohl auch damit zu tun hat, dass der Wettbewerb statt wie üblich 18 bis 20 Filme dieses Jahr ganze 24 Filme umfasst hat – aufgrund der letztes Jahr ausgefallenen Festivalausgabe.

Body-Horror-Film gewinnt

Mit «Titane» von der Französin Julia Ducournau wurde der radikalste Film mit der Goldenen Palme ausgezeichnet: ein Body-Horror-Film mit einer Protagonistin, die nicht nur eine Titan-Platte im Schädel hat, sondern auch Sex mit einem Auto und im Verlauf des Films eine biomechanisch-androgyne Verwandlung durchmacht.

Es ist ein Fantasy-Horrorfilm mit klaren feministischen Aspekten, der toxische Männlichkeit an den Pranger stellt und mit seinen Bildern provoziert und schockiert.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gratulierte der Preisträgerin auf Twitter: Der Preis zeichne den Wagemut und die Einzigartigkeit des französischen Kinos aus.

Zwei Preise zweimal vergeben

Mit dem Grossen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurden in diesem Jahr gleich zwei Filme geehrt: das im Zug spielende Roadmovie «Hytti No 6» des Finnen Juho Kuosmanen sowie die iranische Gesellschaftskritik «A Hero» des zweifachen Oscar-Preisträgers Asghar Farhadi.

Der Preis für die beste Regie ging an den Franzosen Leos Carax für das Musical «Annette» mit der Musik der Band Sparks.

Die 33 Jahre alte Norwegerin Renate Reinsve nahm den Preis als beste Schauspielerin entgegen. Sie verkörpert in «The Worst Person in the World» von Joachim Trier eine junge Frau, die ihren Platz im Leben sucht.

Ehrenpalme für Marco Bellocchio

Als bester Schauspieler wurde Caleb Landry Jones für seine Leistung in «Nitram» von Justin Kurzel ausgezeichnet. In dem auf wahren Begebenheiten basierenden Werk spielt der US-Amerikaner einen Massenmörder.

Auch der Preis der Jury wurde zwei Mal vergeben: zu gleichen Teilen an die deutsche Ko-Produktion «Memoria» des Thailänders Apichatpong Weerasethakul mit Tilda Swinton in der Hauptrolle sowie an den israelischen Beitrag «Ha'berech» von Nadav Lapid.

Bei der Abschlussgala des Festivals wurde am Samstag auch der 81-jährige Filmemacher Marco Bellocchio aus Italien mit einer Ehrenpalme geehrt.

Radio SRF 1, Nachrichten, 18.7.2021, 9 Uhr ; 

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