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Film & Serien Die Käserei in der Vehfreude (1958)

Ein Emmentaler Dorf entdeckt den Fortschritt und baut anstelle einer Schule einen modernen Käsereibetrieb. Doch bald übersteigt die Geldgier der Bauern alle Schranken. Franz Schnyder schildert die Auswirkungen ebenso drastisch wie munter in seiner Gotthelf-Verfilmung «Die Käserei in der Vehfreude».

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Vehfreude heisst ein eher verschlafenes Dorf im Emmental. Es hat die Konjunktur verpasst, denn in den Nachbarorten hat man Käsereien errichtet und verdient damit grosses Geld. Da reift auch bei den Männern in der Vehfreude ein Entschluss: Statt eines dringend benötigten neuen Schulhauses baut man lieber eine Käserei und setzt alles auf eine Karte. Auf Teufel komm raus liefern die Bauern ihre Milch an, auch verdünnte und solche von kranken Kühen.

Die Frauen sind frustiert, weil sie fortan ohne «Nidel» auskommen müssen. Ehrbare Angebote von Käsehändlern werden ausgeschlagen, damit man mit dem «Käsefürst» (Willy Fueter) von Langnau ins Geschäft kommen kann. Doch wie dieser schliesslich den Käse prüft, findet er ihn von zweifelhafter Qualität und lässt die geldgierigen Verkäufer abblitzen.

Die Lehre ist hart, aber wirksam. Langsam kommt man im Dorf wieder zu vernünftigen An- und Einsichten. Und sogar die zarte Liebesgeschichte zwischen Felix (Franz Matter), dem Sohn des Gemeindeammanns (Heinrich Gretler), und dem Verdingkind Änneli (Annemarie Düringer) nimmt ein gutes Ende.

Hintergrundinformationen

Im Breitwandformat und in Schwarzweiss drehte Franz Schnyder 1958 seine Gotthelf-Verfilmung «Die Käserei in der Vehfreude». Der Film kostete die damals enorme Summe von einer Million Franken. Gedreht wurde in einer riesigen Halle in Burgdorf und in der Umgebung des Städtchens. Urchig ist die Romanvorlage des Pfarrers von Lützelfüh, unzimperlich die Manier, in der Schnyder sie umgestaltete. Da gibt es derbe Zugriffigkeit bei Männern und Frauen, wilde Wirtshausraufereien und sogar ein rasantes Wagenrennen mit knallenden Peitschen.

Die Darsteller sind ebenso populär wie profiliert. Margrit Rainer und Ruedi Walter spielen mit, Emil Hegetschweiler, Heinrich Gretler, Max Haufler und Margrit Winter. Die Hauptrolle des Änneli besetzte Schnyder mit der jungen Annemarie Düringer, die in Deutschland und Österreich bereits Filmkarriere gemacht hatte, in der Schweiz aber kaum bekannt war. Die Kammerschauspielerin und Doyenne des Wiener Burgtheaters kehrte übrigens im vergangenen Jahr für den Kinohit «Die Herbstzeitlosen» an der Seite von Stefanie Glaser in die Heimat zurück.

Die Kritiker nahmen den Film sehr unterschiedlich auf, das Publikum aber strömte zu den Vorführungen. Drei von vier Schweizern sahen den Film - ein Ergebnis, das nicht einmal «Vom Winde verweht» erreichte. Das eigenwillige ländliche Epos schaffte seinen Weg sogar in die deutschen Kinos. Dort lief der Film unter dem eher befremdlichen Titel «Wildwest im Emmental». Das Schweizer Fernsehen hat den Klassiker in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse und der Stiftung Memoriav aufwendig restauriert. «Die Käserei in der Vehfreude» ist nun zum ersten Mal auch am Bildschirm im ursprünglichen Breitbildformat zu sehen.

Zahlen und Fakten

  • Produktion: Neue Film AG, Zürich-Burgdorf
  • Produzent: Franz Schnyder
  • Erstaufführung: 22.12.1958 in Burgdorf («Krone») / 26.12.1958 in Zürich («Capitol» und «Picadilly»)
  • Drehzeit: Juli bis September 1958
  • Innenaufnahmen: «Chicorée-Halle» Alchenflüh bei Kirchberg (BE)
  • Aussenaufnahmen: Emmental: Langnau (Bärenplatz), Kirchberg, Lützelflüh, Sumiswald, Heimiswil, Krauchthal-Hub, Röthenbach, Würzbrunnen, Burgdorf.

Quelle: «Geschichte des Schweizerfilms» (Hervé Dumont, Lausanne 1987)

Cast

u.v.a.

Crew

  • Regie: Franz Schnyder
  • Drehbuch: Richard Schweizer und Franz Schnyder nach dem gleichnamigen Roman von Jeremies Gotthelf
  • Komponist: Robert Blum
  • Kameramann: Konstantin Tschet

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