1986 wohnt der Schweizer Künstler und Fotograf Hans Danuser im Bergeller Grenzdorf Castasegna. Das Haus mit der markanten Pergola ist heruntergekommen. Eines Tages klettert Hans Danuser auf den Estrich und macht einen wundersamen Fund. Zum einen entdeckt er Pläne des Hauses und zum andern Schachteln voller Glasnegative.
Das weltberühmte Portrait der Giacomettis
Und er staunt nicht schlecht: Als er die Glasnegative genauer untersucht, stösst er auf ein Porträt der Familie Giacometti. Dieses Portrait ist zwar weltberühmt, der Fotograf aber weitergehend unbekannt: Andrea Garbald. Er hat nicht nur die berühmteste Bergeller Familie fotografiert, sondern ein Leben lang das Tal dokumentiert, vom Kastanienhain bis zu den Berggipfeln.
Sohn aus gutem Haus
1877 wurde Andrea Garbald in Castasegna geboren. Sein Vater Agostino Garbald war dort am äussersten Zipfel der Schweiz Zollinspektor. Ein gebildeter Mann, der sich für Philosophie, Astronomie und Bienenzucht interessierte und der 1860 niemand Geringerem als Gottfried Semper den Auftrag gab, eine Villa im südlichen Stil zu bauen. (Darum die Pläne auf dem Estrich!) Die Mutter Johanna Garbald-Gredig schrieb unter dem Namen Silvia Andrea und war damals eine recht erfolgreiche Schriftstellerin. Andrea Garbald wuchs also in einem gebildeten Milieu auf und liess sich in Zürich zum Fotografen ausbilden.
Ein Sonderling
So weltoffen seine Eltern im engen Bergell waren, so schrullig und einzelgängerisch muss Andrea Gabald gewesen sein. Zusammen mit 30 Katzen lebte er in der Semper-Villa, wurde von den Dorfkindern gehänselt und starb 1958 vereinsamt und verwahrlost. Die 600 Glasnegative auf dem Estrich belegen aber, dass Andrea Garbald ein hervorragender Chronist des Bergells war: Er hat Menschen, Hochzeitspaare, Schulklassen und die Vereine fotografiert, und er hat das bäuerliche Handwerk, die Architektur des Tales und die Feste dokumentiert. Auch die Landschafts- und Bergaufnahmen zeigen Andrea Garbalds künstlerisches Können.
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Ein Film über Andrea Garbald
Andrea Garbald hat weder Briefe noch Tagebücher hinterlassen und die Bergeller, die den sonderbaren Fotografen noch gekannt haben, sind alt. Trotzdem haben sich die beiden Filmer Peter Spring und Adrian Zschokke mit ihrer Kamera auf Spurensuchen begeben. Sie haben Talbewohner von «Andrein» erzählen lassen.
Die beiden Filmer haben auch Plätze besucht, die Andrea Garbald vor 70, 80 oder 100 Jahren fotografiert hat und stellen die Schwarz-Weiss-Aufnahmen dem farbigen Heute gegenüber. Entstanden ist so eine zarte Biografie eines beinah vergessenen Fotografen und gleichzeitig ein wunderbares Porträt eines Tales, das sich als eigentliche Kultur-Fundgrube erweist.