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Film & Serien Explosion im Weinberg – Feuerstunts beim «Bestatter»

Stuntman Marcel Stucki ist verantwortlich für die Action-Szenen beim «Bestatter». Im Interview erzählt er, wie heikel Explosionen sind, warum es gut ist, dass Doubles austauschbar sind, und verrät die besten Tipps gegen blaue Flecken.

Ein Bestatter kommt ja immer erst, wenn schon alle tot sind. Die Action, die Stunts sind dann längst vorbei. Was für eine Aufgabe hat also ein Stunt-Koordinator bei «Der Bestatter»?

Marcel Stucki: Nun, manchmal sieht man ja auch, wie jemand stirbt. Am Anfang der Folge «Stierebluet» explodiert zum Beispiel ein Rebhüsli im Weinberg, bei dem der Winzer getötet wird. Als Stunt-Koordinator gehe ich im Vorfeld mit dem Regisseur das Drehbuch durch und wir besprechen, wo es Stunts braucht und wie diese Szenen aussehen sollen. Dann geht es an die Detail-Planung: Wie viel Doubles braucht es, welche Spezialeffekte und was für Pyrotechnik sind nötig?

Im «Making-of» der Explosionsszene sieht man, wie lang die Vorbereitungen und Planung sind, im Gegensatz zum Stunt, der ja nur ein paar Sekunden dauert. Ist Stunt-Arbeit also gar nicht so spektakulär, wie man meinen könnte?

Ich sage immer: 90 Prozent ist Vorbereitung, 10 Prozent ist der Stunt. Wir müssen sehr viel Zeit in die Planung investieren, damit das Risiko klein gehalten wird und niemand verletzt wird. Klar, der Stunt selbst geht dann zwei Sekunden, aber in denen muss auch alles sitzen. Man hat ja nicht unendlich Effekte und daher selten die Chance, einen Stunt mehrmals zu drehen.

Porträt des Stuntman Marcel Stucki.
Legende: Kam vom Kunstturnen und Wasserturmspringen zum Stuntman-Beruf: Marcel Stucki (31). Marcel Stucki

Die noch unbearbeitete Rebhüsli-Explosion im «Making-of» sieht ziemlich beeindruckend aus. Wie gefährlich sind solche Stunts mit Feuer?

Feuerstunts sind etwas vom Gefährlichsten und brauchen deshalb am meisten Vorbereitung. Man muss genau wissen, bis wohin die Flammen reichen, wie heftig die Explosion ist. Man kann sich ja nicht einfach hinstellen und gucken, was passiert. Die Explosionsszene beim «Bestatter» war eher aufwendig. Ich war ziemlich erleichtert, als es vorbei war und alles so gut geklappt hat.

Welches sind die gefährlichsten Stunts?

Neben dem Feuer sind es Überschläge von Autos, da braucht es auch lange Vorbereitungszeit und hohe Sicherheitsmassnahmen. Heikel sind auch Szenen, bei denen Pyrotechnik eingesetzt wird und Gegenstände durch die Luft fliegen. Da muss man gucken, dass die Tür, die weggesprengt wird, nicht in der Kameracrew landet.

Nun ist «Der Bestatter» nicht «Alarm für Cobra 11», allzu viele Explosionen gibt es nicht. Wo sind beim «Bestatter» sonst noch Stunts nötig?

Wir hatten noch mehrere Szenen, die jetzt nicht so gefährlich waren, bei denen es aber trotzdem Stuntdoubles braucht. Zum Beispiel wird in einer Folge Barbara Teerporten niedergeschlagen. Da besteht die Gefahr darin, dass sich die Schauspielerin beim Sturz verletzt. Deshalb setzt man ein Double ein.

Sendungshinweis

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Seit dem 7. Januar ist die zweite Staffel der SRF-Serie « Der Bestatter » mit Mike Müller, Carlos und Barbara Terpoorten zu sehen. Die sechs Folgen werden jeweils dienstags um 20.05 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

Damit sich dann das Double verletzen kann …

Ja, genau, denn das stört die Dreharbeiten nicht. Wenn die Schauspielerin sich das Handgelenk staucht oder das Knie aufschlägt, dann verzögert sich der ganze Drehprozess. Wenn das dem Stuntdouble passiert, ist es egal. So gemein das klingt, aber wir sind nun mal austauschbar.

Gab es mal eine Szene, bei der Sie dachten: Wieso tue ich mir das eigentlich an?

Ja, beim Film «Tandoori Love» gab es eine Szene, wo ein Auto in mich hineinfährt, und ich über die Kühlerhaube fliege. Bei den Proben übt man vor allem das Timing, aber wenn man bei den Dreharbeiten dann da steht und aufs «Go» wartet, da gibt’s schon so einen Moment… Da muss man sich 100 Prozent sicher sein, dass man das jetzt perfekt macht. Auf den Stunt war ich auch besonders stolz.

Haben Sie ein Hausmittel gegen blaue Flecken?

Viel Eis hilft immer! Nachher gut eincremen und entsprechende Ruhezeiten. Vorbeugende Massnahmen sind fast wichtiger: Fitness- und Krafttraining sind bei meinem Job unerlässlich.

Wie oft mussten Sie eigentlich schon sterben?

Sicher schon fünf bis sechs Mal.

Und was ist die schwierigste Todesart?

Erschossen zu werden ist am schwierigsten. Da muss man auf die Einschüsse präzise reagieren, so dass Effekte und Reaktion im Einklang sind. Dass das realistisch und glaubhaft rüberkommt, das ist schon eine Herausforderung.

Sie sind jetzt 31 Jahre alt, als Fussballer würden Sie damit schon zur Alten Garde gehören. Gibt es – ähnlich wie im Profisport – als Stuntman ein Haltbarkeitsdatum?

Es kommt immer drauf an, wie gut man «zwäg» ist: Der Älteste bei mir im Team ist um die 50. Aber klar, als Stuntman will man sich vielleicht nicht ewig die Treppen runterstürzen müssen, da wird dann die Arbeit hinter den Kulissen interessanter, eben zum Beispiel als Stunt-Koordinator. So wie ein Profisportler zum Trainer wird.

Was braucht’s, wenn man Stuntman werden will?

Man muss sich und seine Fähigkeiten sehr gut einschätzen können. Vor allem darf man sich nicht überschätzen. Man muss wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Für Draufgänger ist das Stuntbusiness nichts. Und klar, man sollte sportlich sein.

Wen würden Sie gerne mal doublen?

Nun, James Bond ist sicher so ein Kindheitstraum, das wär nicht schlecht.

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