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12-Jährige für Goldene Himbeere nominiert – jetzt gibt es Kritik
Aus Kultur-Clips vom 27.01.2023. Bild: Blumhouse Productions
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Goldene Himbeere 2023 12-Jährige für Schmähpreis nominiert – jetzt hagelt es Kritik

Klingt süss, ist aber fies: Jedes Jahr wird parallel zu den Oscars die «Goldene Himbeere» vergeben. Dieses Jahr war eine 12-Jährige für den Anti-Filmpreis nominiert. Geht gar nicht, findet das Netz.

Worum geht es? Ryan Kiera Armstrong wurde für ihre Rolle in der Stephen-King-Adaption «Firestarter», einem Sci-Fi-Thriller, als «schlechteste Schauspielerin» für die «Goldene Himbeere» nominiert. Armstrong ist erst zwölf Jahre alt.

Sie ist nicht die erste minderjährige Preisträgerin in der Geschichte der «Razzies»: Mit Jake Lloyd für «Star Wars Episode 1» oder Macaulay Culkin wurden schon früher Kinderstars für den Anti-Filmpreis nominiert. Das hatte negative Auswirkungen auf ihr Leben: Lloyd wurde deswegen so stark gemobbt, dass er sich aus der Filmbranche zurückzog.

Wie reagierte das Internet? In den sozialen Medien hagelte es umgehend Kritik. Die «Golden Raspberry Awards» an sich seien schon gemein und hätten wenig Klasse, schrieb der elfjährige «WandaVision»-Darsteller Julian Hilliard auf Twitter. «Aber ein Kind zu nominieren, ist einfach falsch und abstossend.»

Ähnlich äusserte sich der britische «Independent». Der Preis habe «ein neues, geschmackloses Tief erreicht», schrieb die Zeitung. Sie forderte deshalb gar, ihn einzustellen.

Wer und was wird an den «Razzies» nominiert? Der schlechteste Film, die mieseste Schauspielerleistung und das lausigste Drehbuch: Auch 2023 werden besonders misslungene Werke und Schauspielleistungen «ausgezeichnet» – und zwar mit heiterem Spott und der «Goldenen Himbeere».

Publikumsliebling Tom Hanks ist heuer gleich in drei Sparten vertreten: «schlechtester Schauspieler», «schlechteste Nebenrolle» und «schlechtestes Leinwandpaar». Konkurrenz bekommt Hanks von Jared Leto (nominiert für «Morbius»).

Jared Leto in orangem T-Shirt
Legende: Kein Karrierehöhepunkt: Jared Leto im Superhelden-Schund «Morbius». © SONY PICTURES RELEASING SWITZERLAND GMBH

Spitzenreiter ist der Netflix-Streifen «Blonde»: In gleich acht Kategorien hat das Monroe-Biopic Chancen darauf, eine Himbeere abzuräumen.

Wie sind die Anti-Oscars entstanden? Die «Razzies» (kurz für Raspberry / Himbeere) sind ein Schmähpreis, der jährlich vergeben wird. 1980 veranstaltete ihn der Cineast John B. Wilson zum ersten Mal – in seinem Wohnzimmer.

Er wollte ein Gegenstück zum Glanz und Glamour der Oscars ins Leben rufen. Abstimmen dürfen die rund 1000 Mitglieder des Gremiums. Traditionell werden die «Ausgezeichneten» am Vortag der Oscar-Gala gekürt.

Welche Stars erhielten bereits einen «Razzie»? Tom Hanks wird seine Auszeichnung sportlich nehmen. Ob er die Trophäe persönlich abholen würde, ist allerdings zu bezweifeln. Das haben bisher nur wenige der geschmähten Stars getan: Tom Green war 2002 der erste, es folgten «Catwoman» Halle Berry 2005 und Sandra Bullock («Verrückt nach Steve») 2010.

Kann man sich gegen eine Nomination wehren? 2022 wurde Bruce Willis von der Liste der Nominierten gestrichen – aus Respekt. Ursprünglich war er in der eigens für ihn ausgerufenen Sparte «Schlechtester Auftritt von Bruce Willis 2021» nominiert worden. Nachdem jedoch öffentlich bekannt wurde, dass Willis an der Sprachstörung Aphasie leidet, wurde die Nomination zurückgezogen. Die Veranstalter sagten nachträglich, diese sei «unangemessen» gewesen.

Wie geht es nach dem Shitstorm weiter? John B. Wilson, Mitorganisator der Anti-Gala, entschuldigte sich und übte Selbstkritik. Ryan Kiera Armstrong werde umgehend von der Nominiertenliste gelöscht, so Wilson.

Älterer Herr mit weissem Vollbart und rundem Gesicht steht im Rampenlicht und am Pult. Er schaut ins Publikum.
Legende: Geknickt: John Wilson, Mitorganisator und Begründer der Razzies, räumte ein, über das Ziel hinaus geschossen zu sein. Allen Berezovsky / Getty Images

Laut dem «Spiegel» solle auch das Regelwerk geändert werden. Zukünftig soll es nicht mehr möglich sein, Personen unter 18 Jahren für den Preis vorzuschlagen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 27.01.2022, 17:30.;

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