Tairo ist knapp 20 Jahre alt. Als Raubtierdompteur ist er mit einem kleinen Zirkus im Grossraum Rom unterwegs. Einer seiner Tiger ist gerade gestorben, der andere zu alt für Auftritte.
Sein Löwe ist gereizt. Mit bloss noch einem Tiger und einer Löwin ist Tairos Nummer nicht mehr so spektakulär. Dann wird ihm auch noch sein Amulett gestohlen. Tairo traut sich kaum mehr in die Manege.
Dokumente einer verschwindenden Welt
Die Dokumentarfilmer Tizza Covi und Rainer Frimmel sind seit vielen Jahren unterwegs mit Zirkus- und Wanderartisten, vornehmlich in Italien. Ihre Filme aus einer verschwindenden Welt haben ihnen zahlreiche Preise eingetragen. Die unnachahmlichen Dokufiktionen faszinieren jedes Mal. 2012 haben sie in Locarno mit «Der Glanz des Tages» gleich drei Preise gewonnen.
Auch an «Mister Universo» ist wieder so gut wie alles dokumentarisch: Tairo und seine weitverzweigte Familie, alle dem Zirkus und dem Wanderleben verbunden, seine Freundin Wendy, die Schlangenfrau, und wohl auch Arthur Robin, der erste schwarze Mister Universum, der für Tairo das glücksbringende Stück Eisen gebogen hatte.
Magische und skurrile Momente
Der Film folgt Tairo auf der Suche nach Arthur Robin, der nun 87 Jahre alt sein müsste. Die vielen Begegnungen mit Angehörigen öffnen den Blick in eine ganz eigene Welt. «Mister Universo» ist gespickt mit magischen Einfällen und Momenten.
Manche sind einfach skurril und in ihrer Metaphorik charmant. Wie zum Beispiel das Spiel mit der Bergstrasse, bei der nicht mehr zu definieren ist, ob sie aufwärts oder abwärts verläuft. Andere, wie der Streit über die ausgesteckte Kühltruhe mit dem gefrorenen Fleisch für die Raubtiere, sind so plausibel wie zentral für den einfachen Plot.
Ein Film, der in jedes Leben passt
Die Menschen in dem Film spielen sich selber. Da sie alle aus der einen oder anderen Schausteller-Tradition kommen, fällt ihnen das offensichtlich leicht. Dass wir es mit einer aussterbenden Welt zu tun haben, wird deutlich, ohne dass es explizit angesprochen wird.
Die schöne Seite dieses Films ist allerdings die Selbstverständlichkeit, mit der er sich in dieser Welt bewegt. Covi und Frimmel spielen nicht mit der Exotik und dem Fremden, sondern mit der Vertrautheit und dem Alltäglichen. Das macht «Mister Universo» zu einem jener Filme, die in jedes Leben passen und jede Zuschauerin direkt zu engagieren vermögen.
Sendung: Kultur aktuell, SRF 2 Kultur, 10.5.2017, 16.50 Uhr