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Neu im Kino «She Said»: Diese couragierten Frauen brachten Weinstein zu Fall

Harvey Weinsteins Machtmissbrauch zu beweisen, war ein journalistischer Knochenjob – obwohl halb Hollywood davon wusste.

«Dies ist kein Film über die MeToo-Bewegung», stellt Hauptdarstellerin Zoe Kazan gleich zu Beginn des Interviews klar. Tatsächlich dreht sich «She Said» nicht um die Folgen des Weinstein-Skandals. Sondern um die Frauen, welche den Hashtag #MeToo mit einer Story zum Glühen brachten: «Es geht darum, wie zwei arbeitende Mütter die Welt veränderten. Indem sie ihre hieb- und stichfesten Recherchen in der ‹New York Times› publizierten.»

Für die Regie dieser zweistündigen US-Produktion wurde Emmy-Gewinnerin Maria Schrader («Unorthodox») engagiert. Die Deutsche war von der Idee, ihr Hollywood-Debüt mit einer wahren Geschichte zu feiern, sofort Feuer und Flamme.

Porträtbild von Regisseurin Maria Schrader
Legende: Einst die Muse von Dani Levy, heute eine international gefragte Regisseurin: Maria Schrader. Universal / Christine Fenzl

Vor allem, weil die Geschichte Heldinnen ins Zentrum rückt, die das Rampenlicht bisher eher gescheut haben: «Wir kennen die Story von dem Moment an, als sie publiziert wurde», sagt die 57-Jährige mit Blick auf die Leerstellen. «Doch wer hat sie geschrieben? Wer sind die Journalistinnen Megan Twohey und Jodi Kantor?»

Dem Missbrauch auf der Spur

Im Film werden Twohey und Kantor von Carey Mulligan («Promising Young Woman») und Zoe Kazan («Ruby Sparks») verkörpert. Zwei Schauspielerinnen, die bekannt dafür sind, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Weinsteins Opfer schwiegen dagegen lange eisern, wie Jodi Kantor bei ihrer Recherche feststellen musste.

Carey Mulligan, Zoe Kazan und Patricia Clarkson als Journalistinnen der New York Times diskutieren in einer Sitzung.
Legende: Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) lassen sich von ihrer Chefin beraten. Universal

Um Weinsteins «robuste Maschinerie der Einschüchterung» zu durchbrechen, die laut Kantor «von ganz Hollywood gestützt wurde», waren glaubwürdige Schilderungen entscheidend: «Wir mussten für unsere Story einen Berg von Indizien anhäufen, damit diese nicht auf ein ‹Er sagte, sie sagte› reduziert werden konnte.»

Den Durchbruch schaffte Kantors Kollegin Twohey im Gespräch mit den Betroffenen durch eine Argumentation, die – leicht gekürzt – nun sogar im Filmtrailer zu hören ist: «Ich kann nicht ändern, was Ihnen angetan wurde. Aber wenn wir kooperieren und diese Story veröffentlichen, können wir andere vor Ähnlichem schützen.»

Monströses System der Vertuschung

Nach langem Hin und Her, das der Film ausführlich beleuchtet, wurde der Artikel von Twohey und Kantor am 5. Oktober 2017 publiziert. Endlich war schwarz auf weiss zu lesen, worüber in der Traumfabrik bloss getuschelt wurde: Harvey Weinstein hatte drei Dekaden lang Frauen genötigt, belästigt und missbraucht.

Zoe Kazan und Carey Mulligan recherchieren als Journalistinnen gemeinsam am Telefon.
Legende: Das Vier-Ohren-Prinzip in Aktion. Oder etwas pathetischer: Gemeinsam sind wir stark! Universal

Die acht aussergerichtlichen Vergleiche, die der Artikel nennt, stellen allerdings nur die Spitze des Eisbergs dar. In den darauffolgenden Wochen brachen immer mehr Frauen das Schweigen, was Kantor und Twohey 2018 den Pulitzer-Preis einbrachte und Weinstein hinter Gitter brachte.

Harvey Weinstein vor Gericht

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2020 wurde Weinstein in New York zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Seit Oktober läuft in Los Angeles zudem ein weiterer Sexualstrafprozess, der sich auf Taten bezieht, die Weinstein zwischen 2004 und 2013 begangen haben soll. Das Urteil wird in diesen Tagen erwartet.

Vierte Gewalt als Superkraft

Inhaltlich voll auf der Höhe seiner Zeit, bietet «She Said» filmisch wenig Atemberaubendes. Regisseurin Maria Schrader und ihre überwiegend weibliche Schauspieltruppe stellen sich ganz in den Dienst der Geschichte, ohne grosse Glanzlichter zu setzen.

Zoe Kazan, Carey Mulligan, Andre Braugher und Patricia Clarkson haben als Investigativ-Team Harvey Weinstein am Draht.
Legende: Vier gewinnt: Teamwork war gefragt, um Harvey Weinstein zu Fall zu bringen. Universal

Mit Blick auf «Spotlight» wäre es nicht das erste Mal, dass ein grundsolides Presse-Drama wegen seiner Thematik den Oscar gewinnt. Damals wurde die Vierte Gewalt als Aufdeckerin von Kindsmissbrauch gefeiert. Diesmal retten Journalistinnen die Welt vor einem unersättlichen Sexualstraftäter.

Oder um es in Carey Mulligans Worten auszudrücken: «Es ist ein Film voller mutiger Frauen. Davon gibt's abseits des Superheldinnen-Genres nur wenige Beispiele im Kino. Hier ist ein solches. Das sollte gefeiert werden.»

Kinostart: 8.12.2022

SRF 1, 10vor10, 6.12.2022, 21:50 Uhr

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