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Auf einer orangefarbenen Fläche liegt ein iPad, das eine Frau mit blaugefärbten Haaren zeigt.
Legende: Sie teilt alles über ihr Leben fürs Leben gern – und zwar auf Facebook: Die 24-jährige Zürcherin Bonnie Lassie. SRF

Gesellschaft & Religion Cupcakes, Küken und Klamotten: Bonnie Lassies Welt auf Facebook

Viele nutzen Facebook, um mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Für Carla alias Bonnie Lassie ist Facebook mehr: Vermarktungsplattform, Veranstaltungskalender, Tagebuch. Wie die Zürcherin ihr Leben auf Facebook darlegt und was frischgeschlüpfte Küken damit zu tun haben.

Bonnie kommt mir entgegen. Eigentlich hüpft sie fast, denn Bonnie ist meist etwas fröhlicher als die durchschnittliche Zürcherin. Ihre blauen Haare sind von der Sommersonne ausgebleicht, Sommersprossen zeigen sich auf ihrer blassen Haut. Frisch aus den Ferien kommt sie, was ich natürlich schon weiss, ich habe mir schliesslich ihr Facebookprofil angesehen.

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Spontane Fotos, perfekt durchkomponiert

Ihr Profil ist reich bestückt. Über 1000 Fotos finden sich darauf, von frischgebackenen Geburtstagskuchen, von Wanderungen mit dem Freund, von Frisuren und Outfits. Die Bilder sind zwar spontan aufgenommen, das Gesamtbild aber professionell durchkomponiert.

Über die Jahre hat Bonnie ihre Posts auf Facebook spezifiziert. «Früher habe ich viel von anderen geteilt und Freunde auf Fotos markiert. Heute geht es mir eher darum, mein Leben zu dokumentieren. Es ist wie ein Bonnie-Blog. Und wer mich nicht mag, der kann mich ja löschen.» Facebook als Blog macht Sinn, denn so muss man sich nicht erst ein Publikum aufbauen, es gibt schon eines: Ihre über 1000 Freunde.

Es lebe die Community

So hat sie dann die Idee des Blogs auch weiterentwickelt, hat zwei zusätzliche Seiten eingerichtet. Auf der einen dokumentiert sie ihre momentane Ernährungsumstellung, postet Fotos, schaltet Rezepte auf. Die andere Seite dreht sich um sie als Schneiderin. Zusätzlich arbeitet Bonnie Lassie als Bäckerin und Verkäuferin in einem Cupcakeladen.

Für ihre Projekte und die verschiedenen Geschäfte, für die sie arbeitet, rührt sie auch immer mal wieder die Werbetrommel auf ihrem Facebookprofil. Mit Erfolg: «Es kam schon oft vor, dass ich zum Beispiel einen speziellen Cupcake gepostet habe und dann eine Stunde später ein Kunde reinkam, der den Post gesehen hatte und genau so einen Cupcake haben wollte.»

Facebook und das Küken

Hörpunkt «Like me!»

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Wir alle möchten bemerkt und gemocht werden. Und wir tun ziemlich viel dafür. Real und digital. Im globalen Getöse braucht es immer auffälligere Gesten, um in der Masse nicht unterzugehen. Ist Narzissmus unumgänglich?

Der HörPunkt mit einer kleinen Phänomenologie der Selbstvermarktung: Am 2. Juli 2015 auf Radio SRF 2 Kultur.

Neben Facebook als Werbeplattform wird Bonnies Pinnwand auch rege genutzt, um ihre meist etwas kuriosen Privatprojekte zu dokumentieren. Momentan dreht sich alles um kleine Küken, die die 24-Jährige über drei Wochen ausgebrütet hat und die nun geschlüpft sind. In einem Brutkasten mussten die befruchteten Eier über drei Wochen dreimal täglich gewendet werden, auf Facebook war man live dabei. Auch als die Küken dann geschlüpft waren, gab es für die Freunde ein Video und viele Selfies mit der Kükenmamma.

Was das alles soll? Für Bonnie stehen vor allem die Reaktionen und Interaktionen im Zentrum, die solche Post auslösen: «Jeder hat eine Meinung dazu oder eine eigene Erinnerung, die er teilen möchte. Verschiedenste Leute schreiben mir, was wir mit den Hühnern machen, wenn sie grösser werden, was sie essen und so weiter. Am Samstag zum Beispiel kann man bei mir vorbeikommen und sich die Küken ansehen.»

Spass soll es machen

Mit ihren Posts gelingt es Bonnie so, Menschen zusammenzubringen und Diskussionen anzuregen. Ernste Inhalte und kontroverse Themen lässt sie aber aussen vor. Ihr Profil soll in erster Linie Spass machen.

Bezeichnend ist ein Post, der jemand auf ihr letztes Kükenbild schrieb: «Gits da en Background für die ganzi Hüehnergschicht? Was isch de Sinn/s Ziil vodem Ganze?» Darauf Bonnie: «Kein Hintergrund. Simpel gesagt ein Kindheitserlebnis nochmal aufleben lassen.» So einfach kann das manchmal sein.

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