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Nahaufnahme des Papstes, der die rechte Hand grüssend ausstreckt und aus dem rechten Bildrand schaut.
Legende: Papst Bendikt XVI.: Der 85-Jährige wird sein Pontifikat am 28. Februar abgeben. Reuters

Gesellschaft & Religion Der Papst verabschiedet sich - Stationen aus acht Jahren im Amt

Ein historischer Schritt - Papst Benedikt XVI. tritt zurück: Radikale Umwälzungen waren nicht sein Ziel. Dennoch wird Joseph Ratzinger in Erinnerung bleiben. Eine Chronologie der wichtigsten Stationen seines Pontifikats.

Eine richtungweisende «Ära Benedikt» ist es nicht geworden. Dafür

war die Zeit des Joseph Ratzinger auf dem Stuhl Petri dann doch zu

kurz und ein klarer Reformwille nicht zu sehen. Knapp acht Jahre

regierte der Deutsche als Nachfolger des populären Johannes Paul II.

die katholische Weltkirche. Dies gilt in der Zeitrechnung des

Vatikans bereits nicht mehr nur als Zwischenspiel.

Der Bayer aus Marktl am Inn wird den Gläubigen trotz der Kürze

seines Pontifikats in Erinnerung bleiben als einer, der das Gesicht

seiner Kirche immens geprägt hat. Denn vor seiner von Krisen

geschüttelten Zeit als Papst Benedikt XVI. war er über 20 Jahre lang

als Kardinal Joseph Ratzinger «oberster Glaubenshüter» der Kirche.

Auch das Bild bleibt: Benedikt, der sich 2010 dem üblen

Missbrauchsskandal der Kirche gestellt hat. Zwei Jahre später traf

ihn die «Vatileaks»-Krise um veruntreute Dokumente von seinem Tisch.

«Wir sind Papst»

Es ist ein Wechselbad der Gefühle: In den römischen Nieselregen

mischt sich am 19. April 2005 weisser Rauch aus einem vatikanischen

Schornstein. Zweieinhalb Wochen zuvor hatten Millionen Gläubige den

charismatischen polnischen Pontifex beweint, ihren Johannes Paul

II., gestorben 84-jährig nach einem schlimmem Leiden.

Nun tritt abends im päpstlichen Gewand derjenige auf den Balkon

des Petersdomes, der fast ein Vierteljahrhundert lang der mächtigste

Mann hinter Karol Wojtyla war: Die Kardinäle haben im Konklave

Joseph Ratzinger drei Tage nach seinem 78. Geburtstag an die Spitze

der katholischen Kirche gewählt. Ein deutsches Boulevardblatt titelt stolz: «Wir sind Papst.»

Unspektakulärer Bann

Jahre später waren die Gefühle - gelinde gesagt - gemischt. Jener

bayerische Theologieprofessor, der gar nicht Papst werden wollte,

hatte mit seiner freundlichen und zurückhaltenden Art zunächst die

Masse der Gläubigen in seinen eher unspektakulären Bann gezogen.

Dann sorgten kritische Worte dieses brillanten Denkers, der für sich

den Papstnamen Benedikt XVI. gewählt hatte, für Aufruhr bei Muslimen.

Kommunikationspannen des Vatikans verschlimmerten die Krise rund um die Wiederannäherung Roms an die erzkonservativen Pius-Brüder aus Ecône VS mit dem Holocaustleugner Richard Williamson. Später verbreiterte das häppchenweise Aufdecken sexuellen Missbrauchs die Kluft zwischen der Kirche und den Gläubigen.

Einheit der Kirche

In dieser tiefsten Krise seiner Kirche seit langem beklagte er

die «Sünde in der Kirche», bat um Vergebung und forderte «Null

Toleranz». «Ich bin doch nur ein einfacher, kleiner Arbeiter im Weinberg des

Herrn», hatte der frisch gewählte Papst erklärt, der als Präfekt der

Glaubenskongregation oft als «Panzerkardinal» oder auch «Inquisitor»

angefeindet worden war.

Bereits als er 1981 von Johannes Paul II. in den Vatikan geholt

wird, lautet Joseph Ratzingers bis zuletzt gültige Botschaft: «Nicht

alle Meldungen, die aus Rom kommen, werden angenehm sein.» Er sah

auch als Papst seine Aufgabe darin, den konservativen Kurs seines

polnischen Vorgängers fortzusetzen und als brillanter Theologe und

Vielschreiber den Gläubigen Lesefutter zu bieten.

Reformen blieben aus

Er wollte die Einheit der Kirche bewahren auch in heiklen Jahren. Und er hielt deshalb trotz aller Kritik an den Werten fest, die er als überlebensnotwendig ansieht. So blieben lange geforderte Reformen etwa beim Zölibat oder der Sexualmoral aus.

Er blieb auch bei der ablehnenden Haltung zu Abtreibung, Sterbehilfe und Kondomen treu, betonte weiter die «Einzigartigkeit» der katholischen Kirche und liess begrenzt liturgische Formen aus der Zeit vor den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wieder zu. Ob

er das nun gut erklärte oder nicht, immer kam Kritik von denen, die

eine «Öffnung» wollten.

Vatikanische Defizite

Neben dem Missbrauchsskandal lastete die Krise um die Piusbrüder

bleiern auf dem Pontifikat - und legte vatikanische Defizite offen.

Mit der umstrittenen Rücknahme der Exkommunikation der Piusbischöfe

durch Benedikt schoss der Vatikan ein glattes Eigentor, wurde doch

«übersehen», dass sich darunter der Holocaust-Leugner befand.

Und die Kurie, die sowieso nur selten einheitlich an einem Strang

zieht, war überfordert, konnte diese päpstliche Entscheidung nicht

vermitteln.

«Wenn solche Dinge vom Vatikan rechtzeitig erklärt worden wären,

hätte man sie vielleicht auch besser verstehen können», meinte der

langjährige Chef der deutschen Sektion von Radio Vatikan, Eberhard

von Gemmingen. Benedikt selbst sei dabei eine «reine Seele» (anima

candida), also oft weit weg von der Realität. In einem Elfenbeinturm?

Stillstand der Ökumene

Die Muslime waren verärgert über Benedikts Islam-kritisches Zitat

in der «Regensburger Rede» im September 2006. Nicht nur der Streit

um die Piusbrüder und den «Weltkriegs-Papst» Pius XII. verärgerte

die jüdischen Kreise. Kritiker bedauerten den Stillstand in der

Ökumene.

Auch wenn Benedikt offen in die vielen Gespräche mit anderen

Kirchen und Religionen ging, das Misstrauen schien grösser denn je,

und die Medien belauerten jeden Schritt des deutschen Papstes.

«Praktisch ist der Krisenzustand permanent», erklärte der Vatikan-

Kenner der Zeitung «La Repubblica», Marco Politi, der dpa. Und er

sprach von mangelnder Führungskraft: «Hat man kein

Fingerspitzengefühl fürs Regieren, gibt es immer Probleme.» Fehlte

dem Professor Ratzinger dafür das Talent?

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