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Gesellschaft & Religion «Die Reformer des Islam müssen geschützt werden»

Harvard-Historiker Niall Ferguson ist sich sicher: Indem wir Schlüsse aus der Vergangenheit ziehen, sind wir auch der Vergangenheit nicht ahnungslos ausgeliefert. Was den Islam anbelangt, warnt er vor einem blauäugigen Relativismus des Westens.

Politiker und Wissenschaftlerinnen, aber auch Investoren interessieren sich brennend für Niall Fergusons Meinung. Auch dieses Jahr war der Historiker wieder am World Economic Forum zu Besuch, um die Wirtschaftselite mit seinem geschichtsorientierten Blick zu beraten.

Gemäss Ferguson macht es die starke Diversifizierung von Wissen, etwa für Politiker, sehr schwierig, auch in der Wirtschaft den Überblick zu behalten. Ein Historiker hingegen könne auf einen grossen Fundus von Erkenntnissen der Menschheitsgeschichte zurückgreifen. Ferguson sieht wirtschaftliche und politische Sachverhalte in einem übergreifenden Zusammenhang und kann so, sagt er, zu diversen Themen gewinnbringende Einsichten und fundierte Beratung vorweisen.

Die Pflicht des Westens

Auch in der Flüchtlingspolitik ist Fergusons Stimme historisch geprägt. Er betont deshalb, dass die Errungenschaften, welche die westliche Kultur ab dem 15. Jahrhundert erfolgreich gemacht haben, konstitutiv seien für unser Selbstbild. Wir müssten Acht geben, diese nicht durch allzu grosse Toleranz anderen Kulturen gegenüber preiszugeben. Sonst, so Ferguson, droht dem Westen der Niedergang.

Deswegen sei es auch der Westen, der im Kampf gegen den radikalen Islamismus seine Verpflichtung wahrnehmen müsse, diejenige Minorität der Muslime zu schützen, die den Islam zu reformieren bemüht sind und deswegen um ihr Leben fürchten müssen. Allzu oft bleibe ihnen dieser Schutz jedoch verwehrt.

Die Unvereinbarkeit von Konventionen

Fergusons Ansichten in Bezug auf die Flüchtlingspolitik sind nicht zuletzt auch von der Geschichte seiner Frau geprägt. Ayaan Hirsi Ali, die umstrittene Politikwissenschaftlerin und Islamkritikerin ist einst selbst aus Somalia geflüchtet. Als ehemalige Muslimin – heute Atheistin – steht auch sie für eine Reformation des Islams ein. Ihre Kritik am Propheten und der muslimischen Religion sind so harsch, dass sie unter ständigem Personenschutz steht.

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Ferguson sagt, dass zwar nur eine Minderheit der Muslime sich radikalisiere und gewaltbereit sei, die daraus folgende Gewalt jedoch von der grossen Mehrheit der Muslime gebilligt werde. Dies führt er auf die Ursache zurück, dass in Moscheen oder islamischen Zentren die Todesstrafe für Abgefallene oft als gerecht gelehrt würde. Daraus entstehe eine Unvereinbarkeit westlicher und muslimischer Konventionen.

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