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Gesellschaft & Religion «Wir alle hören hin und wieder den Ruf des Bösen in uns»

Die «Sternstunde Philosophie» hat einen neuen Gastmoderator für diesen Herbst: Wolfram Eilenberger ist Philosoph, Bestsellerautor und Chefredaktor des «Philosophie Magazin». Im Interview verrät er, woher seine Faszination für Fussball, Finnland und das Böse rührt.

SRF: Was ist eigentlich eine gute Frage?

Wolfram Eilenberger: Eine gute Frage zeichnet sich dadurch aus, dass man ihre mögliche Relevanz sofort erkennt, ohne bereits über eine Antwort auf sie zu verfügen.

Kann man über alles philosophieren?

«Alles» – was genau meinen Sie damit?

Langweilt Sie die Frage nach dem Sinn des Lebens?

Nein, man darf nur nicht den Fehler machen, darauf eine allgemein hilfreiche Antwort zu erwarten.

Macht Denken traurig?

Wann immer es in Traurigkeit endet, fehlte der eigentlich gute Gedanke.

Sie spielen Fussball in der deutschen Autorennationalmannschaft, haben eine DFB-Trainerlizenz und sind Fan von Bayern München. Wie passen Ihre Liebe zum Ball und die Liebe zur Weisheit zusammen?

Das kann man bereits in Platons Symposium nachlesen. Dort wird erzählt, wir alle seien dereinst kugelförmig gewesen und also putzmunter durch die Welt gerollt. Ich denke, meine Liebe zum Ballsport erklärt sich letztlich aus der Sehnsucht nach einer Rückkehr in diesen mythischen Urzustand.

Sie sind mit einer Finnin verheiratet. Was bleibt Ihnen bis heute rätselhaft an diesem Land?

Die finnische Sprache ordnet die Welt grundlegend anders. So werde ich beispielsweise nie verstehen, weshalb man im Finnischen die Mütze «im Kopf» trägt (päässä) und die Socken tatsächlich «in den Füssen» (jalassa). Sehr rätselhaft.

Welche philosophischen Einsichten haben Sie Ihren beiden Töchtern zu verdanken?

Jeder Mensch wird auf eigene Weise in die Welt geworfen. [Anm.: Die beiden sind Zwillinge]

Buchhinweise:

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Wolfram Eilenberger hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eine Auswahl:

  • «Lob des Tores: 40 Flanken in Fussballphilosophie». Berliner Taschenbuch-Verlag, 2006.
  • «Philosophie für alle, die noch etwas vorhaben». Berlin Verlag, 2007.
  • «Finnen von Sinnen: Von einem, der auszog, eine finnische Frau zu heiraten». Blanvalet, München, 2010.

Worüber werden die Philosophen in 50 Jahren nachdenken?

Eine neue Frage wird bis dahin, denke ich, sein: Was folgt aus der Tatsache, dass wir nicht allein in diesem Universum sind, für unser Bild von uns selbst?

Woran denken Sie beim Wort «Schweiz»? Ganz ehrlich.

An meine Tante Erna, sie ist die einzige Schweizerin bei uns in der Familie.

Ihr erstes Gespräch «Sternstunde Philosophie» dreht sich um das Böse. Was fasziniert Sie an dem Thema?

Dass es untrennbar mit der Frage verbunden ist: ‹Was ist der Mensch?› Wir alle hören hin und wieder den Ruf des Bösen in uns. Woher tönt dieser Ruf? Und was entgegnen wir ihm?

Zu guter Letzt: Warum gibt es eigentlich so viele Katzenvideos auf YouTube?

Mein Dackel Rocky und ich schauen aus Prinzip keine Katzenvideos. Da fragen Sie also den falschen.

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