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Kunst Bice Curiger holt den Mythos van Gogh in die Gegenwart

In Arles wurde die Fondation Vincent van Gogh Arles eröffnet. Kuratorin und Direktorin ist Bice Curiger. Die aktuelle Ausstellung «Van Gogh Live!» zeigt Reaktionen zeitgenössischer Künstler auf Van Gogh, sein Leben und Schaffen. Darunter: die Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn und Raphael Hefti.

Niemand weiss genau, warum der niederländische Maler Vincent van Gogh im Februar 1888 in Arles aus dem Zug stieg und nicht wie geplant bis nach Marseille fuhr. War es die berühmte Schönheit der Arlesienne, die ihn lockte, das spezielle Licht, das ihn anzog? Auf jeden Fall stieg er aus und malte und zeichnete wie besessen. Er schuf während seiner 444 Tage Aufenthalt in Arles fast 200 Gemälde und rund 100 Zeichnungen.

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Van Gogh entdeckte in Arles die Farben, das Licht, er liess sich von Arles inspirieren. Diese Liebe beruhte damals allerdings nicht auf Gegenseitigkeit: Die Stadt Arles besass bis vor kurzem kein einziges Bild ihres berühmten Bewohners, nie hingen Bilder Van Goghs in Arles.

Modernes Glas und altes Mauerwerk

Dies ist jetzt anders. Mitten in der malerischen Altstadt von Arles, in der Gasse etwas zurückversetzt, steht ein moderner Glasvorbau, eingefügt zwischen zwei alten Mauern. Es ist der Eingang zum neuen Museum über van Gogh, die Fondation Vincent Van Gogh Arles.

Das ehemalige Gebäude der Banque de France wurde in den letzten Jahren umgebaut, modernisiert und neusten Museumsstandards angepasst. Hinter dem schlichten, eleganten Glaskubus, der ausser dem Eingang auch den Museumsshop beherbergt, liegt ein riesiger, weisser Raum, den wir allerdings in der aktuellen Ausstellung nicht zu sehen bekommen. Denn die grosse Halle wurde aufgeteilt in viele kleinere Räume – in einen Rundgang, vorbei an Bildern von Van Gogh, seinen Weggefährten und an zeitgenössischer Kunst.

Schweizer in Südfrankreich

Porträt.
Legende: Kuratorin und Direktorin der Fondation Vincent van Gogh Arles ist Bice Curiger, die 2012 Direktorin der Biennale in Venedig war und jahrelang Ausstellungen im Kunsthaus Zürich kuratierte. DR

Kuratorin und Direktorin der Fondation Vincent van Gogh Arles ist Bice Curiger, die 2012 Direktorin der Biennale in Venedig war und jahrelang Ausstellungen im Kunsthaus Zürich kuratierte. Sie hat zehn zeitgenössische Künstler eingeladen, für die Ausstellung «Van Gogh Live!» in ihrer eigenen Art und Weise auf Van Gogh, sein Leben und Schaffen, zu reagieren.

Da ist zum Beispiel der Zürcher Raphael Hefti, der für das Dach des Glaskubus eine Installation aus buntem Museumsglas realisierte. Die rechteckigen Glasplatten werfen je nach Licht kaleidoskopartige Farbspiele an die Wände des Museumsshops. Hier haben wir das berühmte arlesische Licht, je nach Tages- und Jahreszeit anders aufgebrochen.

Thomas Hirschhorn interpretiert van Gogh aus der Sicht eines japanischen van-Gogh-Fans. Drei Räume voller Fanartikel, Bilder, Briefe, Gedichte – alle von oder über Van Gogh – viel Alufolie, viel Text und viele Bilder. Macht Sinn, denn viel beachtet wird das Werk und das Leben van Goghs, insbesondere auch in Asien, wo er unglaublich populär ist.

Den Mythos van Gogh in die Gegenwart holen

Oder der wilde, französische Zeichner Guillaume Bruère, kurz GIOM, der die jungfräulichen Räume einweiht, indem er seine Portraits von Arlesiennes nackt und unverglast an eine Wand pinnt.

Die Bilder von van Gogh sind Leihgaben aus dem van Gogh Museum in Amsterdam, mit dem die neu eröffnete Fondation eng zusammenarbeitet. Das Porträt van Goghs mit dem verbundenen Ohr stammt aus dem Kunsthaus Zürich. Im Museum hängen weiter japanische Holzdrucke und Bilder von Künstlern, die ihrerseits einen Einfluss auf van Gogh hatten.

Die Ausstellung zielt darauf ab, den Mythos van Gogh in die Gegenwart zu transportieren. Denn in der Kunst ist es so wie in der Literatur: Eigentlich ist alles ein Zitat etwas Vorausgegangenem. Und so kann man wohl behaupten, dass sich heute fast jeder Künstler auf van Gogh bezieht. Inspiriert von seiner energetischen Pinselführung, von den markanten, kindlichen Konturen oder dem leidenschaftlichen Einsatz von Farben.

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