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Pogues-Sänger Shane MacGowan ist tot
Aus Kultur-Aktualität vom 30.11.2023. Bild: Keystone / STR
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Folkpunk-Legende gestorben Pogues-Sänger Shane MacGowan ist tot

Mit einem Herz für Irland: Shane MacGowan, Sänger und Songwriter der Punkband The Pogues, ist in Dublin nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren verstorben.

Mit seiner Band The Pogues lancierte Shane MacGowan in den frühen 1980er-Jahren eine punkige Renaissance der irischen Folkszene. Ihr Einfluss reichte weit über die Grenzen Londons hinaus: Sie zeigten, wie traditionelles Liedgut mit etwas Flair und Schwung auch in der heutigen Zeit noch eine vitale, menschenverbindende Rolle spielen konnte.

Überdies erwies sich MacGowan als begnadeter Lyriker, der es verstand, in Liedern wie «Dark Streets of London», «A Pair of Brown Eyes» und «Sally MacLennane» den Zeitgeist seiner Altersgenossen bündig und freudvoll auf den Punkt zu bringen.

Gerade ist Weihnachtszeit: eine Zeit, während der «Fairytale of New York», sein Duett mit der tragisch verstorbenen Kirsty MacColl und eines seiner schönsten Lieder überhaupt, in Grossbritannien wie jedes Jahr fast stündlich am Radio zu hören ist.

Wegen Drogen von der Privatschule verwiesen

Shane MacGowan wurde am 25. Dezember 1957 in der Nähe von Tunbridge Wells in der englischen Grafschaft Kent geboren. Seine Eltern stammten aus Irland und waren wie offenbar die ganze Grossfamilie musikalisch begabt.

Früh legte der Bub sein Schreibtalent an den Tag und bekam ein Stipendium für die exklusive Londoner Privatschule Westminster zugesprochen. Schon im zweiten Jahr war es damit vorbei, als er im Besitz von Drogen erwischt wurde.

Punk vereint mit traditioneller irischer Musik

Mit Gusto stürzte er sich in die taufrische Punkszene. Mit blutüberströmtem Gesicht tauchte er erstmals im Magazin New Musical Express auf, als ihm jemand beim Pogo-Tanz den Ring aus dem Ohr gerissen hatte.

Ohne Zweifel inspiriert durch die grandiose Stimmung, die traditionelle irische Bands in den irischen Pubs von London jedes Wochenende heraufbeschwören konnten, verfiel er der Idee, die anarchistische Einstellung der Punks mit traditioneller Melodik und Texten zu vereinen, die die Menschen seiner Umgebung ansprechen sollten: So gründete er 1982 die Pogues (kurz für «Pogue Mahone», «Leck’ mich am Arsch»).

Mit viel Mumm und Spontaneität

Im Oktober 1984 erschien das Debutalbum «Red Roses for Me» und wurde zumindest in Grossbritannien mit durchwegs schwärmerischen Kritiken bedacht. Zu einer Zeit, in der schrille Gewänder und fiepende Synthesizer den Hitparadenton angaben, lieferte diese Musik eine willkommene Erinnerung daran, was mit ein bisschen Mumm, Ellbogenarbeit und Spontaneität auch noch möglich war.

Mann steht auf einer Bühne und hält ein Mikrofon.
Legende: Liess sich nicht unterkriegen: Shane MacGowan im Finsbury Park, London, im Sommer 1999. Keystone / MICHAEL WALTER

Für den überragenden zweiten Wurf «Rum, Sodomy & the Lash» (1985) konnte als Produzent Elvis Costello gewonnen werden. Mit «If I Should Fall From Grace With God» (1988) entstand ein weiterer Klassiker. Allerdings waren die Auswirkungen von MacGowans Alkohol- und Drogenkonsum nicht mehr zu übersehen. Als er während einer Japantournee mehrmals nicht zu den Konzerten erschien, wurde er entlassen. Daraufhin gründete er The Popes, mit denen er noch zwei Studioalben veröffentlichte.

Im November 2018 heiratete er seine langjährige Partnerin, die Journalistin Victoria Clarke, der es immer wieder gelang, ihn durch seine mannigfachen körperlichen Probleme hindurchzulotsen. So wurde die Behandlung seiner legendären schlechten Zähne in einer TV-Doku ausführlich gefeiert. Nach einem Sturz und einer schweren Gehirnentzündung war MacGowan in letzter Zeit an einen Rollstuhl gebunden. Noch vor kurzem soll er indes einige neue Lieder eingespielt haben.

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Archiv: Inspiriert von The Pogues: Fontaines D.C. «Dogrel»
aus Sounds! vom 15.04.2019.
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