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Netzwelt Flüchtlinge zwingen Fremdenhasser zum Zuhören

Unser Netzthema des Tages: Wer sich auf YouTube Videos mit fremdenfeindlicher Propaganda anschauen will, muss sich auf eine Überraschung gefasst machen. Vorab ist das Video eines Flüchtlings zu sehen. Eine Gegendarstellung. So wollen Geflüchtete zum Nachdenken anregen.

Worum geht’s?

Negative Vorteile gegenüber Flüchtlingen werden von vielen verbreitet: Die Pegida-Bewegung ist ein Beispiel. Für Pegida-Anhänger ist klar, warum Flüchtlinge eine Gefahr darstellen sollen: «Alle Flüchtlinge sind kriminell», sagen sie oder «Flüchtlinge sind nicht integrierbar».

Die Initiative «Search racism. Find truth» hat einen Weg gefunden gegen diese Vorurteile anzukämpfen: Wer auf YouTube Videos sucht zu Schlagworten wie: «Ausländer passen sich nicht an», «Flüchtlinge wollen nur Geld» oder «Pegida Dresden» muss sich erst ein anderes Video anschauen, das wie eine Werbung vorgeschaltet ist.

Warum ist’s interessant?

Die Videos der Initiative «Search racism. Find truth» wenden sich direkt an Menschen, die sich für Videos interessieren, in denen Vorurteile gegen Flüchtlinge zementiert werden. Um diese Zielgruppe zu erreichen, wird gezielt Werbung vorgeschaltet, allerdings keine konventionelle Werbung. Es ist eine Gegendarstellung, Aufklärung.

Screenshot

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Wir sprechen über aktuelle Geschichten und Debatten im Internet. Von Montag bis Donnerstag um 17.40 Uhr in der Rubrik «Screenshot» bei Radio SRF 2 Kultur.

Ein Beispiel: Sie geben auf YouTube «Pegida Dresden» ein, um eine Rede des Pegida-Anführers Lutz Bachmann zu hören. Vor der Rede ist ein Werbevideo vorgeschaltet – das von Arif aus Syrien. Er erklärt, dass im nachfolgenden Video Pegida-Anführer Lutz Bachmann alle Flüchtlinge als Kriminelle darstelle. Er, Arif, sei aber noch nie im Gefängnis gewesen. Lutz Bachmann schon: wegen Drogenhandel, Raub, Diebstahl und Körperverletzung.

Der Ton der Geflüchteten ist sehr unterschiedlich. Nicht immer ganz ernst. Der Flüchtling und YouTube-Star Firas al-Shater versucht mit einer gewissen Leichtigkeit aufzuzeigen, wo Vorurteile beginnen. Nämlich beim Googeln Er zeigt, was für automatisierte Vorschläge kommen, wenn man «Flüchtlinge sind» eingibt. Das Ergebnis ist nicht sehr amüsant.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagen die Initianten, dass ihre Aktion die «Hardcore-Nazis» wohl kaum überzeugt. Sie wollen aber Menschen, die sich für Hetzvideos interessieren, mit der Perspektive der Geflüchteten konfrontieren.

Einen Haken hat die Sache: Wenn man Werbung schaltet, verdient der Besitzer des beworbenen YouTube-Kanals Geld daran. Die Initianten wollen natürlich nicht unnötig viel Geld rechten Kreisen zukommen lassen – die Aktion ist deshalb zeitlich begrenzt und findet nur in Deutschland statt.

In der Schweiz kann man sich alle Videos auf der Webseite von «Search racism. Find truth» anschauen.

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