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Collage: Lehrbücher, Dictionnaire, Pierrot und Pierrette
Legende: SRF

Kompass «Je ne sais pas, je suis touriste!»

Ich habe rund 10 Jahre mit Französisch lernen verbracht: Sehr intensiv im Gym und davor im Progym, eher spielerisch in der Primar. Ich war nicht mal so schlecht. Leider ist nicht viel hängen geblieben, ein Gefühl, das viele andere auch kennen. Ich habe eine Sprachexpertin gefragt, warum das so ist.

Jahre nach der Matur merke ich, dass vom Französisch gar nicht so viel übrig ist. Was läuft falsch?

Michaela Rebhandl: Wir machen nichts falsch. Es kann sich ja nicht jeder sagen: So ich geh jetzt mal ein halbes Jahr nach Frankreich! Das wäre die ideale Art, eine Sprache zu lernen, ins Land zu gehen. Aber das ist nicht so einfach. Ein französischer Boyfriend wäre auch nicht schlecht, aber die sind halt auch nicht so dicht gesäät. Du liest daheim ja auch nicht zum Spass „Le Matin“ statt die „NZZ“ oder den „Tagi“.

Michaela Rebhandl

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Michaela Rebhandl unterrichtet im Bachelor Angewandte Sprachen an der ZHAW deutsche Sprache und Übersetzen. Sie spricht sechs Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch und Spanisch.

Reden und lesen, ab und zu was aufschreiben - diese Motivation nehme ich halt oft nicht wahr. Diese Motivation entsteht über Leute, die du gern hast, über Freunde. Aber wo finden? Wobei - ihr Schweizer habt es ja leicht, ihr hättet die fremdsprachigen Leute ja im gleichen Land, das ist ja das Verrückte!

Du bist ursprünglich aus Österreich - was meinst du genau mit verrückt?

Michaela Rebhandl: Du bist schnell in einem französisch- oder italienischsprachigen Gebiet.

Manchmal habe ich das Gefühl, die Studenten und Schüler lehnen Französisch genau wegen dieser Nähe ab. Für uns in Österreich war Französisch genauso exotisch wie für euch Spanisch.

Wir leben in einem mehrsprachigen Land und lernen verschiedene Sprachen in der Schule - sind wir auch gut im Anwenden?

Michaela Rebhandl: Sicher! Fürs Englisch gilt das auf jeden Fall. Fürs Französisch gilt das etwas weniger, weil es diese Aversion gegen das Französische gibt.

Woran merkst du das?

Michaela Rebhandl: Ich habe auch am Gym unterrichtet. Französisch finden die Schüler furchtbar, Englisch hingegen ist super. Eine Freundin von mir ist Englischlehrerin und hat mich mal gefragt:

Do you know what the most spoken language is? Bad English!

Die Schüler meinen, sie kennen die Sprache. Aber sie sind sich der Breite und der Finessen des Englischen nicht bewusst.

Wie würdest du den idealen Sprachkurs gestalten?

Michaela Rebhandl: Ich würde die Leute in Salina (eine Insel vor Sizilien, Anm. d. Red.) in einem Haus unterbringen und Sprachkurse, Exkursionen und Führungen machen. Sie wären ständig mit den Einheimischen in Kontakt und würden zum Beispiel meinen Freund Walter aus Neapel kennenlernen, der gerne und viel spricht - und warum nicht auch arbeiten im Ausland?

Das klingt intensiver als montags von 18 bis 19 Uhr einen Kurs zu besuchen…

Michaela Rebhandl: Das sage ich ja!

Es gibt wenige begnadete, die es zuhause mit dem Buch hinkriegen. Das ist die absolut intellektuelle Herangehensweise.

Den meisten macht es Spass, mit den Leuten zu reden, andere Kulturen kennenzulernen.

Was wäre noch da von meinem Französisch, wenn ich die Koffer packen und nach Paris gehen würde?

Michaela Rebhandl: Es kommt alles wieder, alles! Du wirst erstaunt sein, was alles noch da ist.

Warum ist das so?

Michaela Rebhandl: Weil wir Genies sind! Wenn man sich vorstellt, was wir im Laufe eines Lebens so abspeichern… Es ist wie Radfahren, wirklich verlernen tust du es nicht - wenn du es einmal halbwegs verinnerlicht hast.

Es kommt alles wieder, aber du musst es auch forcieren. Die Koffer packen und nach Paris gehen - wunderbar! Aber du musst auch in einen Sprachkurs, deinen Tag gliedern, Leute kennenlernen, in die Familien gehen, nicht alleine leben.

Du musst reden, auch wenn dir gerade nicht danach ist.

«Kompass»

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Unser Host Jan Gross

Egal ob Hentai, Microdosing oder Dämonenaustreibung - Host und Produzent Jan Gross lockt dich aus der Komfortzone und beleuchtet Themen abseits des Mainstreams. Im Zentrum stehen Menschen, ihre Meinungen und Geschichten.

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