Grosse Unterschiede zwischen der gesellschaftlichen Unter- und Oberschicht bestanden in Bezug auf die Körperpflege und Hygiene. Während wohlhabende Bürger vielfach über Badezimmer und fliessendes Wasser verfügten, beschränkte sich die Körperhygiene bei den Arbeitern meist auf ein wöchentliches Bad.
In den Kosthäusern waren Etagenklos für mehrere Familien normal, Badezimmer gab es in den Arbeiterunterkünften meistens noch nicht. Für die Körperpflege stand ein Krug und eine Schüssel zur Verfügung, die zuerst mit Wasser aus dem Brunnen gefüllt werden musste, denn auch fliessendes Wasser war in Kosthäusern vor hundert Jahren noch nicht üblich. In einigen Fällen gab es im Haus eine Waschküche, wo sich Arbeiter höchstens einmal die Woche ein Bad in einem Holzbottich oder einer Wanne gönnten. In den meisten Schweizer Städten gab es zunehmend auch öffentliche Badeanstalten, in denen die Arbeiterschaft für wenig Geld oder kostenlos baden und duschen konnte.
Mit dem zunehmenden Bewusstsein für die Körperpflege zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg auch das Angebot an Hygieneeinrichtungen und -produkten stetig. So finden sich in Zeitschriften und Zeitungen von damals beispielsweise Inserate für Hautpflegemittel. Andere Inserate bewarben die Leserschaft, indem sie zu erklären versuchten, dass eine Zahnbürste ohne Zahnpasta nur wenig Wirkung habe.
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