Jean-Paul Belmondo hat nicht nur vor der Kamera als Draufgänger, Gauner und Boxer harte Schläge einstecken müssen. Auch das Leben hat den Kultschauspieler nicht immer mit Samthandschuhen angefasst: Krankheit und private Schicksalsschläge haben den einstigen Schönling gezeichnet.
Belmondo ist ein Kämpfer
Doch Belmondo ist ein Kämpfer, wie in seinen Filmen. Den durch einen Schlaganfall geschwächten Darsteller zieht es mit 80 Jahren wieder vor die Kamera. Sein jüngstes Projekt: «Les Bandits manchots», eine Gangsterkomödie von Claude Lelouche, in der er einen alten Verbrecher auf der Flucht spielt.
100 Filme, 40 Stücke
Herzensbrecher, Draufgänger, Rebell: Damit begann Belmondos Filmkarriere. 1959 gab Jean-Luc Godard dem damals 26-Jährigen die Hauptrolle in «A bout de souffle». Der Film ging als Meisterwerk der Nouvelle Vague in die Filmgeschichte ein und Belmondo, der den Kleinkriminellen Michel spielte, wurde auf einen Schlag zum Star.
Frankreichs grösste Regisseure wie François Truffaut, Louis Malle und Claude Sautet rissen sich um den jugendlichen, unerschrockenen Typen in engen Jeans und knapper Jacke. Wie kein anderer spielte er in den 60er- und 70er-Jahren mit seiner persönlichen Anziehungskraft, seiner Ungezwungenheit und Selbstironie.
Belmondo kann auf eine besispiellose Karriere zurückblicken: knapp 100 Kinofilme und mehr als 40 Theaterrollen. Filme wie «La ciociara» mit Sophia Loren, «Une femme est une femme» und «Peur sur la ville» liessen ihn zu einer Kultfigur des französischen Kinos werden. Neben Alain Delon profilierte er sich zu einem der wandlungsfähigsten Darsteller in allen Genres.
Lange ungedoubelt
Als Bösewicht vom Dienst oder Widerstandskämpfer, der in «L'As des as» Juden aus Hitlers Villa rettete, imponierte er durch seine Lust auf Risiko und spektakuläre Szenen. Als Actionheld kam er in über 70 Filmen ohne Double aus.
Unerschrocken hing er am Helikopter, sprang über fahrende Züge oder erklomm den 320 Meter hohen Eiffelturm. Als er sich in «Hold-Up» bei einem Stunt eine Kopfverletzung zuzog, machte er mit seinen halsbrecherischen Unternehmen Schluss. Da war er 52.
Belmondo ist kampferprobt. Das lehrten ihn das Kino und das Leben. Vom Berufsboxer hat er sich über das Wandertheater hoch gekämpft bis in den Kino-Olymp, um dann wieder tief auf die Erde zu fallen. Zunächst in den 80er-Jahren, als sich das Kino von ihm abwandte und er wieder zu seinen Anfängen, dem Theater, zurückkehrte.
Seit neuem wieder Single
Nach seinem Schlaganfall 2001 war er halbseitig gelähmt und konnte kaum sprechen. Sieben Jahre später drehte er in der Neufassung des Klassikers «Un homme et son chien» von Vittorio de Sica wieder einen Film.
Vom einsamen Mann am Stock bis hin zum alten Verbrecher auf der Flucht. So schnell lässt sich Bébel, wie die Franzosen ihn noch immer liebevoll nennen, nicht unterkriegen. Auch die Trennung vor wenigen Monaten von seiner mehr als 40 Jahren jüngeren Lebensgefährtin Barbara Gandolfi hat daran nichts geändert.