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Technik Der zweifelhafte Alleskönner

Aluminium ist ein faszinierendes Metall. Wir trinken daraus, bauen damit Autos und als Deo-Zusatz lässt es uns weniger schwitzen. Die umweltbelastende Produktion und die toxische Wirkung des Leichtmetalls rufen jedoch seit Jahren Kritiker auf den Plan.

Heute leben wir im Alu-Zeitalter: Alu-Dosen, Alu-Felgen, Alu-Raketentreibstoff. Noch vor hundert Jahren war Aluminium teurer als Gold und so exotisch, dass es auf Welt-Ausstellungen präsentiert wurde.

Es ist beliebig formbar, geschmacksneutral, rostet nicht und leitet hervorragend Wärme und Strom. Aluminium bietet annähernd die gleiche Festigkeit wie Eisen – bei nur einem Drittel des Gewichts. Als Rohstoff für Zement und Keramik eignet sich der stabile Werkstoff deshalb genauso wie zur Verkleidung von Fassaden und als Verpackungsmaterial für Getränke.

Der Alleskönner

Aufgrund seiner chemischen Eigenschaften ist es auch in kosmetischen Produkten vielfältig anwendbar: Aluminium lässt uns die Sonnencreme besser auf der Haut verteilen und erhöht den Lichtschutzfaktor. Als Wirkstoff im Deodorant verklebt es die Hautporen, so dass man weniger schwitzt. Alu-Zusätze verstärken zudem die Wirkung von Impfungen. Ausserdem wird das Leichtmetall zur Trinkwasseraufbereitung eingesetzt – auch in der Schweiz.

Alu-Dosen auf einem Fliessband.
Legende: Aluminium: Den vielseitigen Alleskönner findet man überall: in Deos, in der Sonnencreme oder in Sodbrenntabletten. Langbein und Partner

Laut Hans Gonella von der Wasserversorgung der Stadt Zürich wird Aluminiumsulfat je nach Aufbereitungsprozess auch in Seewasserwerken als Flockungsmittel eingesetzt – zum Beispiel im Seewasserwerk Moos. Gonella erklärt: «Mit dem Aluminiumsulfat werden Schwebstoffe und gewisse Schadstoffe zu Flocken gebunden, die dann in den mechanischen Wasserfiltern – Sand- und Kiesschichten – auf natürliche Weise herausgefiltert werden».

Risiken und Nebenwirkungen

Doch dem Loblied sei hinzugefügt: Der Alleskönner Aluminium hat auch Schattenseiten, und die sind immens. Die Umweltbelastung in den Abbau-Ländern ist massiv, die Herstellung frisst enorme Energiemengen und Wissenschaftler finden immer mehr Belege für einen möglichen Zusammenhang zwischen Aluminium und dem Auftreten von Krankheiten wie Alzheimer oder Brustkrebs.

Lastwagen und Bagger beim Abbau von Bauxit-Erz im brasilianischen Regenwald.
Legende: Die Bauxitmine von Porto Trombetas: Für den Bauxit-Abbau im norden Brasiliens werden jährlich 250 Fussballfelder an Regenwald gerodet. Langbein und Partner

Aluminium wird aus dem Erz Bauxit gewonnen. Der Abbau findet vor allem im Tropengürtel statt, wo das Erz nur wenige Meter unter der Oberfläche liegt. So weist Bauxit im Norden Brasiliens laut Werner Jager vom norwegischen Aluminium-Konzern «Hydro Norsk» einen Anteil von über 50 Prozent Aluminiumoxid auf – der Grundstoff für Aluminium. Im Film «Die Akte Aluminium» betont Jager die Erz-Qualität dieser Region: «Diese Position im Regenwald ist wertvoll, weil das Bauxit dort so hochwertig ist.»

Für den Abbau muss jedoch Platz geschaffen werden. Im brasilianischen Porto Trombetas liegt eines der grössten Bauxitvorkommen der Welt. Hier holzen die Alu-Multis jährlich 250 Fussballfelder an artenreichem Regenwald ab.

Programmhinweis

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Das Logo von SRF mySchool

Der Film « Die Akte Aluminium » des Österreichers Bert Ehgartner lässt Patienten und Experten zu Wort kommen. Ohne Aluminium zu verteufeln, geht der Film der Frage nach, ob das Leichtmetall in unserem Körper eine Gefahr ist und Krankheiten wie Alzheimer oder Brustkrebs auslösen kann. « SRF mySchool » zeigt diesen am 28. Oktober um 9 Uhr auf SRF 1.

Bei der Raffination wird das Bauxit in einem ersten Schritt fein gemahlen. Danach wird das Aluminium von Eisen und sonstigen Inhaltsstoffen getrennt. Dazu wird das Bauxitpulver mit ätzender Natronlauge gemischt und unter einem Druck von 7 bar auf 180 Grad Celsius erhitzt. So ensteht Aluminiumoxid, der Rohstoff für die Aluschmelze.

Giftiger Rotschlamm

Über die Hälfte des Bauxits ist unbrauchbar und fällt bei der Raffination als giftiger Rotschlamm an. Dieser Sondermüll enthält Quecksilber und Arsen und landet auf einer riesigen Deponie, die mehr als doppelt so viel Fläche wie die Raffinerie benötigt. Der ätzende Rotschlamm belastet umliegende Gewässer und kann verheerende Umweltkatastrophen auslösen.

Wie am 4. Oktober 2010 in Ungarn. Nach starkem Regen brach der Damm des Rotschlamm-Beckens der Aluminiumfabrik in Ajka und löste eine meterhohe Flutwelle aus. Rund eine Million Kubikmeter der hochgiftigen Flüssigkeit verteilten sich über das Land, umliegende Dörfer wurden überflutet. Zehn Menschen starben in den Fluten, über 100 mussten mit schweren Verätzungen in Kliniken eingeliefert werden.

Gesundheitsrisiko Aluminium

Doch auch in unserem Alltag stellt Aluminium eine Gefahr dar, wie Wissenschaftler immer wieder behaupten. Wie es auf und in unserem Körper wirkt, ob Deos mit Aluminium-Zusätzen Brustkrebs verursachen können und wie sicher der Einsatz des Leichtmetalls als Hilfsstoff bei Impfungen ist, diskutieren Experten seit Jahrzehnten kontrovers.

Christopher Exley bei einem Interview an einem See.
Legende: Christopher Exley: Der Umwelt-Toxikologe forscht zu den Gesundheitlichen Aspekten von Aluminium - und hat beunruhigende Hinweise gefunden. SRF

Nachdem in den 1970er Jahren in den Gehirnen verstorbener Alzheimerpatienten erhöhte Aluminiumkonzentrationen gefunden wurden, kam der Verdacht auf, dass Aluminium in Verbindung mit Demenz stehen könnte.

Christopher Exley, Umwelt-Toxikologe und Professor für Bioanorganische Chemie an der Keele University in Staffordshire, forscht seit 30 Jahren zu den gesundheitlichen Aspekten von Aluminium. Exley erklärt im Film «Die Akte Aluminium», dass wir heute alle Aluminium im Gehirn haben: «Ein bis zwei Mikrogramm Aluminium pro Gramm Gehirnmasse.» Laut Exley kamm man bei Alzheimer-Patienten eine Konzentration von vier bis sechs Mikrogramm finden.

Ob Demenz oder Brustkrebs: Forscher finden immer mehr beunruhigende Hinweise, dass Aluminium in unserem Körper bei der Entstehung gewisser Krankheiten eine Rolle spielen könnte. Bewiesen ist bis heute nichts.

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