Die Szene könnte aus einem Horrorfilm stammen: Ein grosser Geier stürzt vom Himmel herab und krallt sich ein Lamm von der Weide oder – noch schlimmer – ein kleines Kind aus dem Garten.
Aberglaube
Solche Geschichten erzählten sich die Menschen vor über 500 Jahren über den Bartgeier und sie fürchteten ihn regelrecht. Deshalb erhielt der Bartgeier auch den Zweitnamen «Lämmergeier».
Jetzt könnte man ja meinen, dass die Leute irgendwann begriffen hätten, dass diese Geschichten Humbug und Ammenmärchen sind. Aber sogar noch vor 100 Jahren glaubten viele daran, dass der Bartgeier ein räuberischer, böser Vogel sei.
Es gab verschiedene Gründe dafür:
- Seine Grösse: Er ist der grösste Vogel der Alpen.
- Seine Augen: Sie leuchten regelrecht in seinem Gesicht und machen den Eindruck, als ob er uns anstarren würde.
- Seine Fressgewohnheiten: Der Bartgeier ernährt sich praktisch nur von Knochen von toten Tieren. Dies fanden früher viele Menschen abnormal.
Ich kann das eigentlich gar nicht verstehen. Als ich den Bartgeier sah, fand ich gleich, dass er ein wunderschöner, eindrücklicher Vogel ist. Ausserdem kann ein Bartgeier so etwas grosses wie ein Lamm mit seinen Krallen gar nicht packen und davon tragen. Parkwächter Domenic, der mir in der neuen «Pätagei»-Staffel zur Seite stand, erklärte mir, dass die Krallen des Bartgeiers dafür viel zu schwach seien.
Ausgerottet
Aber die Menschen wollten den Bartgeier nicht mehr in ihrer Nähe haben und begannen ihn zu jagen. 1913 wurde dann der letzte Bartgeier im Aostatal, zwischen der Schweiz und Italien, erlegt. Der Bartgeier war somit ausgerottet.
Erst vor etwa 30 Jahren wurde der Bartgeier in den Alpen wieder ausgesetzt. Mittlerweile gibt es im Schweizerischen Nationalpark wieder sechs Päärchen, die regelmässig Jungtiere aufziehen.
Schau dir mal meine Folge über den Bartgeier an, dann wirst du sicher auch gleich ein Fan des Königs der Lüfte, so wie ich.