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Podcast «SRF Kids Reporter:in» ADHS und ADS: Wie lebt es sich mit einem Kabelsalat im Kopf?

Ein bis zwei Kinder pro Schulklasse sind von ADHS oder ADS betroffen. Wenige sprechen darüber – doch Leo (12) und Lena (11) brechen das Tabu. Zusätzlich deckt eine Kinderärztin Mythen rund um diese Störung auf: Es ist beispielsweise nicht wahr, dass nur Kinder davon betroffen sind.

Diagnose ADHS oder ADS- nicht wenige Kinder sind davon betroffen. Zu ihnen gehören Leo (12) und Lena*. In einem mehrtägigen Test kam heraus, dass Leo ADS hat und Lena ADHS.

Wie fühlt sich ADS an?

Leo hat ADS. Im Kopf von Leo herrscht ein Durcheinander. Viele Gedanken beschäftigen ihn gleichzeitig. Er hört jedes Geräusch und spürt jede Bewegung um sich herum. Er hat Mühe, sich in der Schule zu konzentrieren, auch bei den Hausaufgaben verliert er schnell den Blick auf das Wichtige.

ADS fühlt sich für mich an wie ein unaufgeräumtes Zimmer im Kopf.
Autor: Leo (12)

Dafür ist er ein sehr kreativer Mensch. In seinem Kopf sprudelt es nur so von Ideen. In der Schule kann er sich beispielsweise sehr schnell für ein Aufsatz-Thema begeistern und kommt rasch voran.

Er ist sich sicher, dass er später nicht in einem Büro arbeiten wird. Er braucht Raum, um seine Kreativität ausleben zu können. Etwas Handwerkliches kann er sich im Moment vorstellen.

Leo liegt am Boden mit ganz vielen verschiedenen Kabeln um seinen Kopf verteilt.
Legende: SRF

Was Leo auf dem Herzen liegt: «Ich wünsche mir, dass meine Mitmenschen mich als «Leo» betrachten, und nicht als «Leo mit ADS»», sagt er.

ADS und ADHS – was ist was?

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ADS bedeutet A ufmerksamkeits d efizit s yndrom. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe oder Aktivität zu konzentrieren und können leicht abgelenkt werden. Sie haben oft Schwierigkeiten, sich zu organisieren oder sich an Pläne zu halten. Oft wirken sie verträumt.

ADHS bedeutet A ufmerksamkeits d efizit und H yperaktivitäts s törung. Da kommt also noch ein H dazu. Betroffene haben zusätzlich Schwierigkeiten, ihre Energie zu kontrollieren. Sie können zappelig und impulsiv sein und haben Mühe, still zu sitzen oder ruhig zu bleiben.

Wie fühlt sich ADHS an?

Lena hat ADHS. Auch bei ihr ist das mit der Konzentration so eine Sache. Ihr fällt oft auf, dass sie es sich nicht merken kann, was ihre Lehrperson gerade erklärt, dafür kann sie sich andere alltägliche Dinge ganz gut behalten.

Angela Haas interviewt Leo und Lena
Legende: SRF Kids Reporterin Angela im Gespräch mit Lena und Leo. SRF
In meinem Kopf habe ich eine Art Kabelsalat.
Autor: Lena (11)

Lena hat Mühe, längere Zeit stillzusitzen und ist froh, wenn sie in der Schule einen Gehörschutz tragen kann, damit sie nicht von jedem Geräusch abgelenkt wird. Sie behält es für sich, dass sie ADHS hat. «Die Gesellschaft hat nämlich oft ein eher negatives Bild von ADHS», sagt sie. Trotzdem möchte sie die Chance im Podcast nutzen, um von ihren Erfahrungen erzählen. «So können andere Kinder lernen, was in meinem Kopf vorgeht, und dann wächst vielleicht ihr Verständnis», sagt Lena.

Die positiven Seiten von ADS und ADHS

«Kinder mit AD(H)S sind sehr lässige Kinder», betont Kinderärztin Lea Abenhaim im Interview. Sie sind kreativ, setzen sich für Gerechtigkeit ein und sind Feuer und Flamme für Themen, die sie so richtig interessieren. Oft landen Kinder mit ADS und ADHS später im erwachsenen Leben in künstlerischen Berufen.

Zur Person

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Portrait von Lea Abenhaim.
Legende: zVg

Dr. med. Lea Abenhaim ist Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin und arbeitet in der Kinder- und Jugendpraxis in Muri.

Eine längere Zeit still sitzen und sich auf eine Sache konzentrieren – da dies schwierig ist für Kinder mit AD(H)S, fallen sie in der Schule oft auf. Eltern haben Angst, dass die betroffenen Kinder schubladisiert werden oder auch, dass sie in der Schule oder im späteren Berufsleben Nachteile erleiden. Doch weder die Eltern noch das Kind selber können etwas dafür, dass das Kind von AD(H)S betroffen ist. Darum ist die Kinderärztin dafür, dass niemand sein AD(H)S verstecken muss. Ansonsten leiden diese Kinder im Stillen weiter. So wird ihnen nicht geholfen.

Fünf Mythen zu ADS und ADHS

Es herrscht viel Unwissen über ADS und ADHS. Die Kinderärztin deckt fünf falsche Aussagen zu ADS und ADHS auf.

Nur Kinder haben AD(H)S

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«Das stimmt so nicht. Meistens treten die Symptome im Kindesalter auf. Bei einem Drittel der betroffenen Erwachsenen sind die gleichen Probleme immer noch präsent, bei einem anderen Drittel wächst sich das AD(H)S tatsächlich aus oder die Erwachsenen lernen, mit den Problemen umzugehen. Beim letzten Drittel verändern sich die Symptome: Die Hyperaktivität wird zum Beispiel zu einer inneren Unruhe.»

Nur Jungs haben ADHS

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«Nein, ADHS betrifft Jungs und Mädchen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Jungen häufiger diagnostiziert wurden, aber neuere Forschungsergebnisse legen nahe, dass dies daran liegen könnte, dass sich bei Mädchen die Symptome anders zeigen und daher möglicherweise seltener erkannt werden. Es ist wichtig zu betonen, dass ADHS bei Mädchen und Frauen genauso schwerwiegend sein kann wie bei Jungen und Männern, und dass eine Diagnose und angemessene Behandlung für alle wichtig ist.»

AD(H)S ist doch einfach gerade in Mode

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«ADS und ADHS sind anerkannte Störungen, die von Fachpersonen auf der ganzen Welt untersucht werden. Es ist wahr, dass in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Diagnosen von ADS und ADHS zugenommen hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Menschen nun eben Zugang zu einer Diagnose haben. Mit einer Behandlung kann den Menschen dann sehr geholfen werden.»

Kinder, die zu oft gamen, bekommen ADHS

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«Dies ist ein verbreiteter Irrglaube. Zwar können Kinder mit ADHS möglicherweise mehr Interesse an Computerspielen oder anderen Aktivitäten haben, die intensive Reize bieten. Die Ursachen von ADHS sind komplex und können nicht auf einen einzigen Faktor wie Videospiele reduziert werden.»

Eltern müssen strenger sein mit Kindern, die ADHS haben

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«Das ist nicht fair. Eltern und Kinder können nichts dafür, wenn jemand aus der Familie davon betroffen ist. Die betroffenen Kinder brauchen Verständnis und Hilfe. Eine strengere Erziehung kann zu Frustration und Angst führen und ihre Symptome verschlimmern.»

Habe ich ADS oder ADHS?

Oft ist es so, dass Eltern oder Lehrpersonen vor dem Kind merken, dass es sein könnte, dass es AD(H)S hat. Bei einem Arzt oder einer Ärztin gibt es dann eine Abklärung (also einen Test), um zu checken, ob das Kind AD(H)S oder etwas anderes hat. Dieser Test dauert mehrere Tage.

Eine Diagnose kann dir helfen, dich selber besser zu verstehen. Kinder mit AD(H)S bekommen in Therapien Hilfe, wie sie ihren Alltag am besten meistern können. Auch gibt es das Medikament Ritalin. Wie und wann dieses zum Einsatz kommt, erfährst du im Podcast.

Dein Abenteuer bei «SRF Kids Reporter:in»

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