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Marion Cotillard von der Seite.
Legende: Sie erduldet die Wut ihres Mannes: Marion Cotillard. Praesens Film

Familiendrama im Kino Xavier Dolans «Juste la fin du monde»: Bildwucht und Wortschwall

Der kanadische Regisseur Xavier Dolan inszeniert mit «Juste la fin du monde» ein Theaterstück von Jean-Luc Lagarce wie eine Oper ohne Gesang. Aber mit viel Musik und mit einer Perlenkette von Stars: Nathalie Baye, Vincent Cassel, Gaspard Ulliel, Marion Cotillard und Léa Seydoux.

Die tragische Schönheit der Kameliendame ist ihr bevorstehender Tod. Beim schwulen jungen Schriftsteller Louis (Gaspard Ulliel) ist das nun auch so. Louis hat sich entschieden, seine Mutter und seine Geschwister zu besuchen, die er jahrelang nicht gesehen hat.

Ein Gast, der sich bald wieder verabschiedet

Seine kleine Schwester Suzanne (Léa Seydoux) kennt den Bruder kaum. Für sie ist er längst eine Art romantische Legende. Antoine, gespielt von Vincent Cassel, ist der Älteste. Ein Bündel unterdrückter Wut, das spottet und giftelt. Er hat es nie verwunden, dass sein Bruder einfach aus seinem Leben verschwunden ist.

Antoines Frau Catherine (Marion Cotillard) kennt und erduldet seine Wut; sie scheint sie zu kennen und zu akzeptieren und liebt ihren Mann wie ein krankes Kind.

Die Mutter schliesslich, schön überkandidelt gespielt von Nathalie Baye, versteht viel mehr, als sie sich anmerken lässt. Was sie allerdings alle nicht wissen: Louis ist gekommen, um sich zu verabschieden, sie auf seinen Tod vorzubereiten.

Eine explosive Familienrunde

Das ist natürlich ein einfacher, melodramatischer Hebel, um eine Familienbegegnung fast automatisch höchst explosiv und gefühlsbetont aufzuladen. Und Xavier Dolan ist der letzte, der sich dabei bremsen liesse.

Bilder und Musik, Szenen und Begegnungen: Sie alle sind perfekt durchkomponiert – der ganze Film fast schon ein ausgedehnter Musik-Clip (auf die sich Dolan auch bestens versteht, wie er mit Adeles «Hello» bewiesen hat).

Marion Cotillard, Vincent Cassel, Gaspard Ulliel, Léa Seydoux und Nathalie Baye sitzen um einen Esstisch.
Legende: Xavier Dolan tischt gross auf: Marion Cotillard, Vincent Cassel, Gaspard Ulliel, Léa Seydoux, Nathalie Baye. Praesens Film

Bildgewaltiges Theater

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Allerdings kann auch die grösste Virtuosität der Schauspielerinnen und Schauspieler nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir hier Theaterdialoge vorgesetzt bekommen. Dolans Bildgewalt entschädigt für einiges davon. Und seine ironische Magie, etwa ein echter Vogel, der aus einer Kuckucksuhr geflogen kommt, konterkariert den wagnerianischen Schwulst, wenn der Score (nicht die Songs) einzelne Szenen noch zusätzlich überhöhen.

Keine Frage: «Juste la fin du monde» ist ein echter Dolan, mit all seinen Qualitäten und all seinem Überschwang. Wer sich darauf einlässt, kommt nicht zu kurz. Aber Wörter hat dieser Film, der aussieht und sich benimmt wie ganz grosses Kino, definitiv zu viele.

Kinostart: 29. Dezember 2016

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