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Betreibt Harry Styles «Queerbaiting»?
Aus 10 vor 10 vom 03.11.2022.
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Kontroverse um Queerbaiting Styles und sein Style: Das Netz läuft Sturm

Harry Styles' Sexualität gibt zu reden. Der Superstar selbst nimmt's gelassen – und befeuert die Debatte mit seinem neusten Film «My Policeman».

«Harry Styles ist nicht schwul» – «Ist er doch!» Etwa so lässt sich die seit längerem schwelende Diskussion um den Sänger und Schauspieler zusammenfassen. Nun spielt Styles im Film «My Policeman» einen homosexuellen Polizisten und befeuert damit den Diskurs um «queerbaiting» neu.

Boyband-Feminist

Queerbaiting meint das Fischen nach Fans in der queeren Community, also bei homosexuellen, transsexuellen oder nonbinären Menschen, ohne ihr selber anzugehören. Bei Harry Styles ist die Sache komplizierter.

Junger Mann mit floraler Brosche
Legende: Neue Karriere, neuer Stil: Als Solo-Künstler änderte Harry Styles seinen Kleidungsstil. imago images / Zuma

Bereits als Mitglied der Boy-Group One Direction outete er sich – er war 17 Jahre jung – als Feminist. In einem Radio-Interview wird er gefragt, ob sie in der Gruppe verhandelten, wer Anspruch auf ein bestimmtes Mädchen habe. Styles antwortet: «Wir tun das nicht. Das würde die Frauen zu Objekten machen».

Bunt lackierte Fingernägel

Als Styles 2017 mit seiner erfolgreichen Solokarriere startet, löst er sich vom braven Boygroup-Image. Zeitgleich spielt er seine erste Filmrolle, im Kriegsepos «Dunkirk», das ihm respektvolle Rezensionen verschafft.

Mit dem Wechsel zum musikalischen Solokünstler verändert er sich optisch radikal. Federboas, Nagellack, Damenhandtasche. Und viel Glitter. Aus den Untiefen des Netzes wird seither hysterisch nach einem «outing!» geschrien. Doch Harry Styles outet sich nicht.

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Man(n)iküre: Weshalb Mann jetzt Nagellack trägt
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Aktuell datet er Regisseurin Olivia Wilde («Don't Worry Darling»). Zu seinen Freundinnen zählten zuvor Taylor Swift oder Kendall Jenner.

Schwuler Polizist

Der Diskurs um «queerbaiting» wird nun erneut befeuert. Grund ist der Film «My Policeman» des Regisseurs Michael Grandage. Harry Styles spielt Tom, einen Polizisten in den 1950er-Jahren, der seine Homosexualität nur im Verborgenen leben darf.

Damals war Schwulsein in Grossbritannien strafbar und bedeutete in vielen Fällen Gefängnis sowie den gesellschaftlichen Todesstoss. Im Film sind explizite Sex-Szenen zwischen den Liebhabern zu sehen.

Schauspieler in Polizeiuniform.
Legende: Harry Styles als schwuler Polizist im Film «My Policeman». Die Rolle trägt ihm die Kritik des «queerbaiting» ein. Getty Images / Karwai Tang

Co-Star David Dawson, der Toms Liebhaber spielt, ist selber schwul, ebenso Regisseur Michael Grandage. Dass einer der Darsteller nicht homosexuell ist, findet Andreas Bühlmann, künstlerischer Co-Leiter des queeren Filmfestivals «Pink Apple», nebensächlich.

Das System ist das Problem

Bühlmann sieht die Problematik an anderer Stelle: «Das ganze System in der Filmbranche ist das Hauptproblem und nicht, dass ein heterosexueller Mann für eine schwule Rolle gecastet wird».

«My Policeman» in der Kurzkritik

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In «My Policeman» (Regie: Michael Grandage) übernimmt der 28-jährige Sänger und Schauspieler Harry Styles seine erste Hauptrolle. 

Er spielt Tom, einen jungen Polizisten im Grossbritannien der 1950er Jahre, der mit Marion (Emma Corrin) ein beschauliches Liebesleben führt. Bis Patrick (eindrücklich gespielt von David Dawson) aufkreuzt und wahrhaftige Leidenschaft in Toms Leben bringt. 

Tom und Patrick führen eine Beziehung im Versteckten, da Homosexualität in jener Zeit mit Gefängnis bestraft wird und die Denunzierung von Betroffenen eine Art Volkssport ist. 

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Marion mehr als 40 Jahre nach den dramatischen Ereignissen erzählt. Es ist ein Drama um Liebe, Verrat und unerfüllte Lebensträume. 

Harry Styles, der in Filmen wie «Dunkirk» (Regie: Christopher Nolan) und «Don’t Worry Darling» (Regie: Olivia Wilde) Nebenrollen besetzt hat, enttäuscht als Tom: Er kann der Figur trotz solidem Drehbuch nicht die nötige Tiefe verleihen. 

Viel wichtiger sei, ob bei der Entwicklung des Drehbuchs und der Produktion des Films queere Personen involviert seien, um Authentizität in der Handlung zu gewährleisten. «My Policeman» sei glaubwürdig, weil mit Michael Grandage ein homosexueller Regisseur das Narrativ bestimme.

Harry Styles selbst nimmt die Anfeindungen gegen seine Person gelassen. In der legendären Radio-Talkshow von US-Host Howard Stern meint er: «Es geht mir darum, dass alle einfach so sein können, wie sie wollen. Das möchte ich dereinst meinen Kindern vermitteln: Sie sollen herumlaufen können, wie es ihnen Spass macht».

SRF1, 10vor10, 3.11.2022, 21:50 Uhr

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