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Junger Mann mit erhobenen Zeigefinger auf einer Demonstration.
Legende: Palestinensische Jugendliche kämpfen gegen ein abstraktes Feindbild. Reuters

Gesellschaft & Religion «Die palästinensischen Jugendlichen kennen keine Israeli mehr»

Der Nahostkonflikt dauert seit über 60 Jahren. Lösung ist keine in Sicht. Das Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge kämpft mit den regionalen Krisen und einer chronischen Unterfinanzierung. Seit April ist der Schweizer Pierre Krähenbühl ihr Generalkommissar.

In Israel und in Gaza ist eine Generation junger Menschen herangewachsen, die statt eines Miteinanders nur den Krieg gegeneinander kennt: Die Zeiten, als Israeli in Gaza einkaufen gingen, sind längst vorbei.

Pierre Krähenbühl

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Der 1966 in Genf geborene Pierre Krähenbühl ist seit April dieses Jahres Generalkommissar des UNO-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA). Zuvor arbeitete er über zwanzig Jahre für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die letzten zwölf Jahre als operationeller Direktor. Er ist mit einer Afghanin verheiratet und hat drei Söhne.

«Die heutigen palästinensischen Jugendlichen kennen keine Israeli mehr. Sie kennen Israel nur als abstrakte Urheberin von Drohnenangriffen. Das ist kein guter Weg», sagt der Generalkommissar des Uno- Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (United Nations Relief and Works Agency – UNRWA) Pierre Krähenbühl in der Sternstunde Philosophie.

Von Krise zu Krise schlimmer

Der Nahostkonflikt dauert seit über 60 Jahren und eine Lösung ist nicht in Sicht. Niemand weiss, wie lange die Waffen zwischen Hamas und Israel dieses Mal schweigen werden. Die Situation der 1,8 Millionen Bewohner im 360 Quadratkilometer grossen Gazastreifen verschlechtert sich von Krise zu Krise.

Gemäss dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der UNO haben im jüngsten Krieg 108'000 Palästinenser ihr Heim verloren. 80 Prozent der Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die Jugendarbeitslosigkeit beträgt über 65 Prozent. Ein Bericht der UNRWA prophezeit sogar, dass Gaza 2020 nicht mehr bewohnbar sein wird.

Zum zweiten Mal vertrieben

Mann mit weissem Hemd steht vor Trümmern.
Legende: Pierre Krähenbühl möchte, dass in 10 Jahren die UNRWA überflüssig ist. UNRWA

Die Vereinten Nationen gründeten die UNRWA 1950. Sie sollte den palästinensischen Flüchtlingen, die infolge des arabisch-israelischen Konflikts von 1948 ihren Wohnsitz und ihre Lebensgrundlage verloren haben, temporär Nothilfe leisten.

Da die Palästinfrage aber bis heute nicht gelöst ist, ist die UNRWA auch 64 Jahre später noch aktiv: Sie versorgt fünf Millionen Palästinenser im Gazastreifen, im Westjordanland, in Syrien, Libanon und Jordanien. In fast 700 UNRWA-Schulen werden eine halbe Million Kinder unterrichtet, 300'000 Personen erhalten Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln oder Bargeld und drei Millionen nehmen die Gesundheitsdienste in Anspruch, die in 139 Gesundheitszentren angeboten werden.

Der syrische Bürgerkrieg erschwert die Arbeit

Mann schaut aus einem Haus auf die zerstörte Stadt.
Legende: Ein Bericht der UNRWA prophezeit, dass Gaza 2020 nicht mehr bewohnbar sein wird. Reuters

Doch diese Dienstleistungen leiden unter der chronischen Unterfinanzierung des Hilfswerks. Zudem erschwert der syrische Bürgerkrieg die Arbeit der 30'000 Angestellten. Viele der vor einer oder zwei Generationen dorthin geflüchteten Palästinenser mussten wieder ihre Häuser hinter sich lassen und sind nun auf Nothilfe in den Nachbarländern Libanon und Jordanien angewiesen. Dazu hatte das Hilfswerk letztes Jahr 1.1 Milliarden US-Dollar zur Verfügung, die sich fast ausschliesslich aus freiwilligen Beiträgen zusammensetzt.

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2013 beteiligte sich die Schweiz mit 22,8 Millionen Franken und hat seit April mit Pierre Krähenbühl eine wichtige Position inne. Wie lange die Betroffenen weiter auf eine Lösung der Palästinafrage warten, und somit das Hilfswerk ihre Arbeit ablegt, bleibt ungewiss. «Ich möchte, dass es in 10 Jahren keine UNRWA mehr braucht, dass die Leute in Gaza eine Industrie aufbauen und mit Israel und den umliegenden Ländern und mit Europa handeln können, so wie es früher mal war», sagt Pierre Krähenbühl.

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