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Kritik bei Bischofskonferenz Das katholische Onlineportal kath.ch gerät ins Kreuzfeuer

Kath.ch ist ins Visier der Bischöfe geraten. Der Konflikt spiegelt einen Kulturkampf.

Worum geht’s? Die römisch-katholischen Bischöfe in der Schweiz erwägen, dem Online-Medium kath.ch den kirchlichen «Auftrag» zu entziehen . Auslöser des Konflikts waren Artikel auf der Plattform, die wiederholt «Gläubige verletzt» hätten. Doch das Ringen um die publizistische Ausrichtung von kath.ch hat eine lange Vorgeschichte.

Was stört die katholischen Bischöfe an kath.ch? Die erzkonservative Bewegung «Pro Ecclesia» hatte sich bei den Bischöfen über das Online-Portal beschwert: Sie sehen die Gottesmutter Maria durch eine Artikelserie in den Schmutz gezogen. Die Bischofskonferenz hat diese Kritik nun aufgegriffen und betont, dass auf einem katholischen Portal die Gefühle der Gläubigen nicht verletzt werden dürfen. Dazu zählt für die Bischöfe auch die kritische Berichterstattung über sich selbst, zum Beispiel über das Bistum Chur.

Wer kritisiert kath.ch noch? Für ultrafromme oder traditionalistische Gruppen wie Pro Ecclesia, Maria 1.0, Piusbruderschaft oder Churer Priesterkreis ist kath.ch ein rotes Tuch. Für sie ist Homosexualität Sünde. Gender gäbe es nicht. Darum fühlen sie sich vom progressiven Portal des katholischen Medienzentrums nicht repräsentiert. Sie finden, dass die Seite oft der römisch-katholischen Lehre widerspreche, etwa beim Thema Frauenweihe. Es gibt aber auch von liberalen Katholikinnen und Katholiken Kritik an kath.ch wegen des teilweise boulevardesken Stils. Dadurch würden Konflikte eher geschürt als beigelegt. 

Warum drehen die Bischöfe dem Portal nicht einfach den Geldhahn zu? Auch wenn ihnen der Inhalt nicht passt, können die Bischöfe das nicht. Sie könnten nur ihren kirchlichen Segen («Auftrag») entziehen oder allenfalls die Kollekte am Mediensonntag stornieren. Diese generiert jeweils rund 200'000 Franken für die katholische Medienarbeit. Die Bischöfe sind jedoch nicht die Arbeitgeber der Journalistinnen und Journalisten von kath.ch.

Wer ist für kath.ch verantwortlich? Die Mitarbeitenden sind beim Trägerverein vom Katholischen Medienzentrum angestellt. Dieses Konstrukt soll die Seite publizistisch unabhängig halten. Die Statuten des Medienzentrums garantieren journalistische Distanz und Professionalität. Darauf pocht kath.ch jedes Mal, wenn die Bischofskonferenz oder jemand anders sich kritisch äussert. Finanziert wird das Katholische Medienzentrum grösstenteils aus Kirchensteuern, aber auch aus Spenden, Sponsoring und Einnahmen für publizistische Dienstleistungen wie Abos.

Was sagt der Konflikt über den Zustand der römisch-katholischen Kirche in der Deutschschweiz? Der Konflikt um die «katholische» Publizistik lässt tief in die Gräben der römisch-katholischen Kirche blicken. Es handelt sich um eine Art Kulturkampf, der sich regelmässig an Themen wie Homosexualität, Gender und Gleichstellung entzündet. Schliesslich sind das genau die Themen, die online bestens funktionieren und dem Portal kath.ch Klicks bringen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 14.06.2023, 08:06

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