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Zwischen Glaube und Intimität Religion und Sex: Neue Studie schlägt hohe Wellen

Eine Studie will das Sexualverhalten und die Einstellungen zu Sexualität von deutschsprachigen Christinnen und Christen erforschen. Das sorgt für Aufregung – aus verschiedenen Gründen.

Der Zusammenhang zwischen Religion und Sexualität ist tiefgreifend und oft kompliziert. Die Sexualitätsstudie der Stiftung Christliche Medien und des Instituts Empirica will diesen Zusammenhang unter deutschsprachigen Christinnen und Christen erforschen.

Doch schon kurz nach der Veröffentlichung des Online-Fragebogens ist eine hitzige Debatte in den sozialen Medien entbrannt. Kritik kommt dabei aus allen Lagern. Von Konservativen bis Progressiven stören sich viele Teilnehmende daran – allerdings aus verschiedenen Gründen.

Gendersternchen schrecken ab

Seit Anfang November haben mehr als 7'500 Menschen an der Umfrage teilgenommen. Tobias Künkler, Professor für Soziale Arbeit an der CVJM-Hochschule Kassel, leitet die Studie und zeigt sich überrascht über die unerwartete Dynamik.

Einige Kritiker und Kritikerinnen bemängelten wenig Sensibilität des Fragebogens für Vielfalt. Andere stiegen wegen der Verwendung des Gendersternchens aus der Umfrage aus. «Wir wussten, dass es gewisse konservative Christinnen und Christen gibt, die sich an der Verwendung des Gendersternchens reiben und darin eine schlimme Ideologie sehen», sagt Künkler.

Progressive Gläubige hingegen fühlten sich von der binären Geschlechterzuordnung abgeschreckt und sähen sie als feindlich gegenüber queeren Menschen an. Die Vielfalt der Meinungen zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich und gespalten die christliche Gemeinschaft in Fragen der Sexualität ist.

Ein vermintes Feld

Tobias Künkler erklärt sich die Kontroverse mit den Reizthemen im Bereich Sexualität. «Es ist ein vermintes Feld», sagt er. Ein wissenschaftlicher Fragebogen könne kaum das «komplette Spektrum» der unterschiedlichen christlichen Ansichten abdecken.

Einige kritische Stimmen zweifeln daran, dass die Studie mit einem einzigen Fragebogen ein derart vielfältiges Feld von hochkonservativ bis progressiv-liberal erfassen kann. Es herrscht zudem Unklarheit darüber, welches Ziel die Studie verfolgt.

Tobias Künkler betont, dass der Diskurs über Christentum und Sexualität dringend notwendig sei. Das Hauptziel der Studie sei es, die Diskussion über dieses Thema zu fördern. Frühere Studien des Empirica-Instituts haben gezeigt, dass sie einen Diskurs anstossen können, wie etwa die viel beachtete Studie «Warum ich nicht mehr glaube» über Dekonversion – also die Abkehr vom Glauben.

Das christliche Bild der Körperfeindlichkeit

Dass die aktuelle Sexualitätsstudie kontrovers diskutiert wird, liege nicht nur am Studiendesign, sondern auch an der Thematik selbst, glaubt Künkler. Die christliche Kirche habe eine lange Geschichte der Körperfeindlichkeit, die bis heute nachwirke.

Laut einer anderen Studie des Empirica-Instituts seien sogenannte Hochreligiöse von dieser Problematik besonders betroffen. «Diese Spannung führt bei vielen dazu, dass sie mit ihrer Sexualität sehr unzufrieden sind, was sich wiederum stark auf ihre allgemeine Lebenszufriedenheit auswirkt», betont Künkler.

Es bleibt abzuwarten, ob die aktuelle Studie zu einem besseren Verständnis und möglicherweise zu einer Entspannung dieser komplexen Beziehung des Christentums zur Sexualität führen wird. Die Ergebnisse werden frühestens im Jahr 2025 veröffentlicht.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 27.11.2023, 07:06 Uhr

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