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Literaturredaktorin Britta Spichiger über den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis
Aus Kultur-Aktualität vom 05.03.2020. Bild: Edition moderne
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Solothurner Literaturtage Schätze bergen für junge Leserinnen und Leser

Im Rahmen der Solothurner Literaturtage wird erstmals der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen. Der Preis will diesem Genre mehr Aufmerksamkeit verschaffen.

Jedes fünfte Buch, das in der Schweiz verkauft wird, ist ein Kinder- oder Jugendbuch. Aber diese Bücher stammen nicht nur von Schweizer Autorinnen und Autoren. Ihr Werk ist bis jetzt einem verhältnismässig kleinen Publikum bekannt.

Mit dem neu geschaffenen Preis für Schweizer Kinder- und Jugendbücher soll das anders werden. Christine Lötscher, Jurypräsidentin der ersten Ausgabe des Preises, sagt, man wolle zeigen, dass dieses Genre viele literarische und ästhetische Kunstformen biete. Und dass sich diese Bücher nicht ausschliesslich an Kinder richteten.

Mit dem Preis würden wohl in erster Linie Erwachsene erreicht. Aber sie sollen als Multiplikatoren dienen, die Faszination und Begeisterung für Bücher und Geschichten an die Kinder weitergeben.

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Die Schweiz als Kinderbuchland

Die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur ist vielfältig, originell und experimentierfreudig. «Die Schweiz ist ein Kinderbuchland», sagt Christine Lötscher. In der Tat hat die Kinder- und Jugendliteratur in der Schweiz eine lange Tradition mit herausragenden Merkmalen.

Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis 2020

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Der neue Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis wird vom Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV, vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM und von den Solothurner Literaturtagen ausgerichtet.

Der Preis wird erstmals vergeben am 23.5.2020 im Rahmen der Solothurner Literaturtage. Er ist mit 10'000 Franken dotiert.

Nominiert sind:

  • Laëtitia Bourget (Text), Emmanuelle Houdart (Illustration) «Grandir», Les Grandes Personnes, 2019
  • Francesca Sanna (Text und Illustration) «Ich und meine Angst», NordSüd, 2019
  • Roberto Piumini (Text), Antoine Déprez (Illustration) «Il tavolino magico», Marameo Edizioni, 2019
  • Sunil Mann «Totsch», da bux, 2019
  • Nando von Arb (Text und Illustration) «3 Väter», Edition Moderne 2019

Die Jury besteht aus

  • Christine Lötscher(Jurypräsidentin), Literaturkritikerin und Kulturwissenschaftlerin an der Universität Zürich
  • Daniel Ammann, Literaturwissenschaftler und Dozent im Schreibzentrum der Pädagogischen Hochschule Zürich
  • Bérénice Capatti, Übersetzerin und Autorin
  • Valérie Meylan, Koordinatorin im Literaturbereich
  • Therese Salzmann, Koordinatorin für öffentliche Bibliotheken des Kantons Freiburg und Leiterin der Geschäftsstelle Interbiblio Schweiz

Zum Beispiel eine sehr lebendige und innovative Illustrationsszene. Oder ein literarisch anspruchsvoller Umgang mit Sprache, wie wir ihn von Franz Hohler kennen, der die Balance zwischen philosophisch und humorvoll schafft. Oder die Mundart, die vor allem für mündlich erzählte Geschichten bedeutend ist. Oder viele Autorinnen und Autoren, die für Erwachsene und Kinder schreiben.

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Würdiges Pendant zum Schweizer Buchpreis

Bis 2017 gab es den Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis, für den das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM) verantwortlich zeichnete. Vom neuen Preis erhofft man sich eine noch grössere Strahlkraft, weil man sich mit Partnern zusammenschliessen konnte: Nun sind auch der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband und die Solothurner Literaturtage im Boot. Der neue Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis solle ein würdiges Pendant sein zum Schweizer Buchpreis, sagt Christine Lötscher.

Tatsächlich ist die neue Auszeichnung eine wichtige Ergänzung: Auch auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt in der Schweiz gibt es oft internationale Bestseller, um die ein grosser Hype entsteht. Daneben werden viele andere Bücher nicht beachtet.

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Mit der Shortlist will man dem entgegenhalten und den Fokus auf einheimische Werke richten. Offen ist, ob die Strahlkraft des neuen Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreises auch über die Landesgrenzen hinaus reicht. Unter anderem hängt das wohl davon ab, wieweit Schweizer Werke übersetzt und im Ausland vermarktet werden.

Kinder- und Jugendliteratur als Forschungsprojekt

Klar ist: Die Schweizer Kinder- und Jugendliteratur hat sich in den letzten Jahrzehnten auch inhaltlich enorm entwickelt – vom pädagogisch ausgerichteten Buch über das psychologische und fantastische bis zum Buch, das sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt.

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Im Kulturbetrieb ist das Kinder- und Jugendbuch mittlerweile akzeptiert, und es gibt vermehrt entsprechende Forschungsprojekte an Universitäten. Schön, wenn nun – vielleicht dank des neuen Preises – noch mehr junge Leserinnen und Leser Schweizer Bücherschätze heben.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 21.5.2020, 18:00 Uhr

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