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Solothurner Literaturtage Buch-Festival im Internet: Kann der Bildschirm die Aare ersetzen?

  • Am Freitag, 22. Mai, eröffnet Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga die 42. Solothurner Literaturtage.
  • Das Festival wird in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie anders sein: Statt in Solothurns Gassen findet es im Internet statt.
  • Trotz fehlenden Zuschauereinnahmen rechnen die Veranstalter mit einer schwarzen Null.

Das Auffahrtswochenende ist das Datum, das Leserinnen, Bücherfreunde, Autorinnen und Literaturprofis in ihrer Agenda rot anstreichen: Dann stehen die Solothurner Literaturtage an. Das ist auch dieses Jahr so. Am Freitag werden sie offiziell eröffnet. Allerdings finden die Literaturtage dieses Jahr als Online-Festival im Internet statt – und dort haben sie eigentlich bereits begonnen.

Seit dem 14. Mai wird die Webseite der Solothurner Literaturtage mit einem sogenannten Logbuch bespielt. Die von der Programmkommission eingeladenen Autoren und Übersetzerinnen bekommen hier eine digitale Spielwiese. Sie stellen sich mit ihren Büchern vor, publizieren eigens geschriebene Texte oder präsentieren sich mit einem schriftlichen Dialog.

Das soll eine grosse Plattform für Bücher, Autorinnen und Autoren sowie den Buchhandel sein.
Autor: Dani Landolf Designierter Leiter der Literaturtage

Die Oltnerin Alexandra von Arx beispielsweise hat eine Lesung aus ihrem Debut-Roman «Ein Hauch Pink» online gestellt. Gitarrist Joël Dietler begleitet sie mit Musik von Pink Floyd und den Sex Pistols, die im Buch über einen 54-jährigen Familienvater auf der Suche nach seiner punkigen Jugend-Freundin eine wichtige Rolle spielt.

Audio
Alexandra von Arx über ihren ersten Roman und weshalb sie als internationale Wahlbeobachterin immer gerne in die Schweiz zurückkommt
aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 18.05.2020. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 11 Minuten 53 Sekunden.

Am Freitag und Samstag finden die 42. Solothurner Literaturtage dann auch live statt. Die Besucher können sich in Online-Gespräche über Literatur einklinken. Oder Schreibende diskutieren mit einer kleinen Gruppe Leserinnen und Leser über ihre Bücher – halt einfach am Bildschirm statt in einer Beiz.

Das Internet als Notlösung

Kann diese Form das Flanieren an der Aare, den direkten Austausch oder die abendlichen feuchtfröhlichen Runden ersetzen – das, was die Solothurner Literaturtage eigentlich ausmacht? «Nein, kann es nicht», räumt der designierte Direktor Dani Landolf ein. Viele Bereiche der Kultur, und damit auch Literaturfestivals, «leben von der physischen Gemeinschaft, brauchen den direkten Austausch, die Begegnung».

Ohne die Restriktionen wegen der Covid19-Pandemie «würden die Literaturtage nicht online stattfinden», sagt Landolf und führt zwei Gründe an, die trotzdem dazu geführt haben. Neue Bücher seien in diesem Jahr kaum wahrgenommen worden; deshalb solle die Plattform nun Autorinnen und Autoren mit ihren Werken sichtbar machen.

Und: Weil sämtliche Lesungen abgesagt worden sind, haben Schreibende kaum mehr etwas verdient. «Wir können nun wenigstens die Honorare für die Online-Auftritte bezahlen.»

Schwarze Null budgetiert

Dabei sieht die Rechnung der Solothurner Literaturtage 2020 anders aus als in den Vorjahren: Für das Publikum sind die Veranstaltungen im Netz allesamt gratis; das Budget insgesamt ist kleiner, weil die Kosten für die Anreise und die Unterbringung der geladenen Autorinnen wegfallen; die Geldgeber, wie die Stadt und der Kanton Solothurn als auch die privaten Sponsoren «sind grosszügig», so Landolf. Unter dem Strich sei eine schwarze Null budgetiert.

Literaturtage mit neuer Leitung

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Legende: Keystone

Mit den diesjährigen Solothurner Literaturtagen verabschiedet sich Reina Gehrig als Geschäftsführerin. Gehrig kam 2013 als Co-Leiterin zu den Literaturtagen und wurde 2015 alleinige Geschäftsführerin. Bereits im letzten Dezember wurde bekannt, dass sie zur Kulturstiftung Pro Helvetia wechselt. Ihre Funktion übernimmt ab 1. August Dani Landolf. Bis Ende letzten Jahres war er Geschäftsführer beim Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband.

Zum wegfallenden Beitrag des Publikums sagt Landolf, er sei «kein Freund der Gratiskultur». Aber Bezahlschranken sind technisch kompliziert und «die Hürden für das Publikum wären wohl zu hoch gewesen».

Überhaupt, so räumt Landolf ein, sei diese Art des digitalen Literaturfestivals «ein Experiment». Auch wenn er sich überzeugt gibt vom Konzept und die «hohe Qualität» lobt, macht er sich zu den Reaktionen des Publikums «keine Illusionen»: «Ich denke, wir werden die knapp 18'000 Eintritten aus dem Vorjahr wohl nicht erreichen.»

Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr;

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