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Stephen Gould gestorben Der Wagnersänger mit den unbändigen Stimmbändern

Mit nur 61 Jahren erlag Gould einem Krebsleiden. Mit ihm stirbt einer der wenigen grossen Heldentenöre.

Gould schonte sich nicht. Nie. Während der letztjährigen Bayreuther Richard Wagner-Festspielen trat der Opernsänger mit gleich drei grossen Rollen an: Siegfried, Tristan und Tannhäuser. Zusammengerechnet sind das 14 Stunden Musik. Er warte auf eine doppelte Knieoperation, sagte er damals. Danach könne er seine Bühnenrollen auch wieder besser spielen.

Das Singen hingegen war nie ein Problem für Gould. Bevor er als Wagnersänger begann, absolvierte er in seiner Heimat USA 3000-mal die Titelpartie im Musical «The Phantom of the Opera».

Stephen Gould mit weit geöffnetem Mund auf der Bühne.
Legende: Ein Marathonsänger: Stephen Gould bei einer Probe für die Wagner-Oper «Götterdämmerung» im Festspielhaus in Bayreuth im Jahr 2006. AP Photo/Eckehard Schulz, File

Erst mit 40 Jahren fand er dann zur Musik Wagners. Das ist nicht ungewöhnlich. Denn Wagners Heldenpartien verlangen grosses Durchhaltevermögen. Eine Stimme muss da erst hineinwachsen.

Ein Liebhaber der deutschen Sprache

Wenn Gould Wagner sang, fiel seine sonore und «heldische» Klangfarbe auf: ein matter, nie aufdringlicher Glanz. Aber auch, wie sorgfältig der Amerikaner mit der deutschen Sprache umgehen konnte. Gerade bei Wagner, der gerne germanisch klingende Wörter wie «Waberlohe» oder «reisige Maid» verwendet, ist das wichtig. Gould hatte denn auch lange Zeit seinen Zweitwohnsitz in Wien. Er arbeitete mit Sprachcoaches und betonte oft, wie sehr ihm Deutsch als Sprache ans Herz gewachsen sei.

Gould mit weit geöffneten Mund auf der Bühne. Es raucht aus einem Kessel.
Legende: Eine Stimme, die nachhallt: Stephen Gould spielte 2008 in der Wiener Staatsoper die Rolle des Siegfried in der gleichnamigen Oper von Richard Wagner. AP Photo/Stephan Trierenberg, File

Gould wurde 1962 im US-Bundesstaat Virginia geboren. Er studierte am Boston Conservatory of Music und war sich lange Zeit nicht sicher, ob er in der Stimmlage Bariton oder Tenor besser aufgehoben sei. In Deutschland trat Gould erstmals 2001 als Wagner-Tenor an der Bayerischen Staatsoper auf. Drei Jahre später gab er sein Debüt an den Wagner Festspielen auf dem «Grünen Hügel». Und zwar in einer seiner Glanzrollen als Tannhäuser in der gleichnamigen Wagner-Oper.

Ein Seltener seiner Art

Heldentenöre, die die grossen Wagner-Partien gut singen, sind selten. Neben Gould gibt es noch Landsmann Robert Dean Smith, Klaus Florian Vogt und Andreas Schager. Vogt und Schager sind beide Muttersprachler. Sie übernahmen dieses Jahr Partien von Gould, der sein Mitwirken an den Bayreuther Festspielen 2023 vor drei Monaten absagte. 

Gould selbst gelangte Anfang September mit einer Mitteilung an die Öffentlichkeit. Er leide an Krebs und beende seine Karriere. Gould schrieb, dass ihm wohl noch zehn Monate verbleiben würden. Nun ist er am 19. September gestorben.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 21.9.2023, 07:00 Uhr

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