Es ist eigentlich wie fast jedes Jahr. Das ganze Land hofft auf weisse Weihnachten, stellenweise liegt sogar noch Schnee, und dann wird es auf die Festtage hin immer wärmer. Da macht auch 2021 keine Ausnahme, zumindest nicht im Flachland, das tagelang unter dem Hochnebel lag bei Temperaturen um oder knapp über dem Gefrierpunkt. In dieser Woche dreht aber der Wind auf Südwest und damit wird mildere Luft ins Mittelland geführt, voraussichtlich ab Freitag, also ab Heiligabend, gibt es auch wieder Niederschläge.
Schnee nur auf den Bergen?
Nach jetzigem Wissensstand gibt es Schnee nur in der Höhe. An Heiligabend liegt die Schneefallgrenze voraussichtlich zwischen 1500 und 2000 Metern. Danach wird es wahrscheinlich etwas kühler, aber nach aktuellem Wissensstand sinkt die Schneefallgrenze auch an Weihnachten und am Stephanstag nicht unter 1000 Meter. Eher tragisch: Mit dem aufkommenden Regen wird auch der Schnee in Gebieten weggespült, wo momentan noch Schnee liegt. Ein Trost: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, die Luftmassengrenze liegt nicht allzu weit nördlich von uns.
Schnee anfangs Dezember, dann der grosse Flop
Der Wetterablauf im Dezember hat durchaus System. Ende November beginnt in Nordskandinavien die Polarnacht. In der Folge stösst sehr oft eisige Luft aus Norden nach Mitteleuropa vor. Entsprechend fällt bei uns Ende November oder anfangs Dezember Schnee bis in tiefe Lagen, und auch Mitte Dezember ist Schneefall bei uns nicht selten. Zu diesem Zeitpunkt bilden sich in der Regel über dem nahen Atlantik Tiefdruckgebiete. Sie führen bei uns meist kurz vor den Weihnachtstagen oder zu Beginn der Festtage zu einer Südwest- bis Westströmung mit einem markanten Wärmeeinbruch und Tauwetter. Man spricht daher vom sogenannten Weihnachtstauwetter. Oft liegt die Schneefallgrenze deutlich oberhalb von 1500 Metern, manchmal sogar oberhalb von 2000 Metern. Auch in diesem Jahr gab es sowohl Ende November wie auch zu Beginn des Dezembers Schnee bis in tiefe Lagen. Schon am 2. Advent wurde es in der Höhe mild, im Flachland blieb aber kühle Nebelluft liegen. Auf Weihnachten folgt nun aus Südwesten feuchtere Luft.
Trefferquote liegt bei 70 Prozent
In Deutschland trifft das grosse Tauwetter meist zwischen dem 22. und 28. Dezember ein, bei uns in der Tendenz eher etwas früher. Dafür kehrt in der Schweiz im Laufe der Festtage häufig der Winter zurück. Schon oft setzte am Stephanstag Schneefall ein, dieses Jahr dürfte es erst in der Altjahrswoche soweit sein – falls überhaupt. Rein statistisch liegt in Deutschland die Wahrscheinlichkeit bei 70 Prozent, dass es Weihnachtstauwetter gibt. In der Schweiz gab es seit 2010 kein Jahr ohne klassisches Weihnachtstauwetter.
Die Bilanz des Grauens
2010 gab es zum letzten Mal verbreitet weisse Weihnachten im Mittelland. Aber auch damals gab es Weihnachtstauwetter. Am 17. Dezember fielen im Mitteland zum Teil 30 Zentimeter Neuschnee. Bis am 22. Dezember war aber die weisse Pracht dahin, und erst im Laufe des 24. Dezembers setzte wieder Schneefall ein. Von da an jagten sich aber weihnächtliche Wärmerekorde: 2011 wurden auf dem Pilatus +6 Grad gemessen, allerdings schon am 23. Dezember. An Heiligabend folgte dort ein Sturm mit 130 Kilometern pro Stunde. 2012 gab es an Heiligabend 20,2 Grad in Reigoldswil (BL), in St. Gallen wurden gleichzeitig 15,4 Grad verzeichnet. Am 24. Dezember 2013 wurden in Basel 17,1 Grad gemessen, so warm war es vorher an Weihnachten noch nie am Rheinknie. Auch 2014 wurden an Heiligabend knapp 10 Grad in Basel gemessen. Schon am 23. Dezember gab es aber in Adelboden und auf den Jurahöhen mehr als 14 Grad. 2015 war wieder Basel an der Reihe mit einem Höchstwert von 15,0 Grad. Auch 2016 wurden im Berner Oberland zweistellige Plustemperaturen registriert. Auch 2017 gab es vor allem auf den Bergen T-Shirt Wetter. Auf dem Pilatus wurden am 25. Dezember +7 Grad gemessen. Im Jahre 2018 gab es an Heiligabend in Basel wieder gut 13 Grad, und selbst im letzten Jahr gab es in der Nordwestschweiz mehr als 11 Grad. Sonst entsprachen die Temperaturen ausnahmsweise dem langjährigen Mittel, dafür wurden im Tessin an Weihnachten mehr als 16 Grad gemessen. Letztes Jahr war es nur an Heiligabend mild, an Weihnachten schneite es lokal bis ins Flachland.
2015 und 2016: Grüne Weihnachten auch in den Alpen
Ganz dramatisch war die Lage 2015 und 2016. Damals konnte mit dem Weihnachtstauwetter gar nichts mehr schmelzen. Es war schon fast alles weg. Selbst in Hochlagen lag kaum Schnee. An Heiligabend 2015 betrugt die Gesamtschneedecke in Davos nur 2 Zentimeter, und ein Jahr später war es, wie an den meisten Orten im Alpenraum, einfach ganz grün. Da ist die Situation doch zurzeit ziemlich komfortabel mit 38 Zentimetern in Davos.