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Wahlen Stadt Thun Kippt Rot-Grün? Machtkampf um Mehrheit in Thuner Stadtregierung

Tickt Thun bürgerlich oder doch eher rot-grün? Die Berner Oberländer Metropole ist am Scheideweg

Thun steht für See, Berge und Aare. Thun kennen viele aber auch, weil sie auf dem grössten Waffenplatz der Schweiz ihre Wehrpflicht absolvierten. Die Armee prägte die Stadt – Jahrzehnte. Wählerstärkste Partei ist in Thun mit Abstand die SVP, vor SP und Grüne.

Doch die grösste und stärkste Partei ist im Gemeinderat, der Stadtregierung, nur mit einer Person vertreten, mit Stadtpräsident Raphael Lanz. Er tritt am 27. November zur Wiederwahl an und bewirbt sich damit für eine vierte Amtszeit als Stadtpräsident.

Kampfwahl um das Stadtpräsidium

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Bereits die Ausgangslage für die Thuner Stadtregierung präsentiert sich spannend. Diese Spannung wird noch gesteigert, durch die Kampfwahl um das Stadtpräsidium. Die Grüne Andrea de Meuron fordert ihren Gemeinderatskollegen Raphael Lanz (SVP) heraus. Bei dieser Kampfwahl geht es um grundsätzliche Fragen: Mann oder Frau? Bürgerlich oder Grün? Bisher oder neu?

Lanz ist seit 12 Jahren Stadtpräsident von Thun. Gleichzeitig ist er auch Mitglied des Berner Kantonsparlaments. De Meuron gehört der Stadtregierung seit 4 Jahren an. Sie gehört ebenfalls dem Grossen Rat des Kantons Bern an.

Die SVP wurde vor ziemlich genau einem Jahr auf dem falschen Fuss erwischt. Weil SVP-Gemeinderat Roman Gimmel von seinem Amt zurücktrat, mussten Ersatzwahlen durchgeführt werden. SP-Kandidatin Katharina Ali-Oesch erzielte 56 Prozent der Stimmen.

Damit überflügelte die Lehrerin Reto Schertenleib von der SVP. Der Betriebsleiter des Waffenplatzes Bern holte 44 Prozent der Stimmen.

SVP erlebte böse Überraschung

Mit dieser Wahl verlor die SVP nicht nur einen von ihren zwei Sitzen in der Thuner Stadtregierung, sondern die Bürgerlichen auch die Mehrheit im fünfköpfigen Gremium.

Raphael Lanz
Legende: Raphael Lanz will Thuner Stadtpräsident bleiben. Keystone/Patrick Hürlimann

Ein Jahr später ist die Wahlschlappe in bürgerlichen Kreisen noch immer nicht verdaut. Anfang September schrieb der Gewerbeverein Thuner KMU in seinem offiziellen Mitteilungsblatt, dass die Nerven im Hinblick auf die Gemeindewahlen von Ende November blank lägen.

Um die Macht wieder zurückzuholen, gingen SVP, die Mitte, FDP und die Liste «Parteilos» eine Listenverbindung ein. Am anderen Ende des politischen Spektrums bündelten SP, Grüne sowie GLP/EVP mit einer gemeinsamen Listenverbindung die Kräfte.

Bürgerliche wollen Mehrheit zurück

Von fünf Mitgliedern treten drei wieder zu den Wahlen an: Raphael Lanz (SVP), Andrea de Meuron (Grüne) und Katharina Ali-Oesch (SP). Die Sitze von Konrad Hädener (Mitte) und von Peter Siegenthaler (SP) werden frei. Die beiden treten nicht mehr zu den Wahlen in den Gemeinderat an.

Kann die SP einfach so den profilierten Siegenthaler ersetzen oder werden ihr gar die Grünen gefährlich? Und wer gräbt in der politischen Mitte die Stimmen der Wählerinnen und Wähler ab?

Andrea de Meuron
Legende: Die Grüne Andrea de Meuron steigt in die Kampfwahl um das Thuner Stadtpräsidium. SRF/Christian Liechti

Um einen Sitz im Gemeinderat kämpfen auch zwei Gruppierungen, die nicht zu den etablierten Thuner Parteien gezählt werden können. Sie nennen sich Tetris und Parteilos.

Exoten wollen Wahlen aufmischen

Hinter Tetris steht Dalyan Paolo Tramacere. Er hat bereits für die Wahlen in die Berner Kantonsregierung kandidiert. Hinter Parteilos stehen Matthias Zellweger und Marc Fritschi. Beide sind in Thun keine Unbekannten. Zellweger hat Raphael Lanz vor 4 Jahren bei den Wahlen ums Stadtpräsidium herausgefordert. Fritschi ist ehemaliger Regierungsstatthalter.

Thun
Legende: Thun steht für See, Berge und Aare. Aber wer regiert die Stadt in den nächsten vier Jahren? Dies entscheidet sich am 27. November. Keystone/Peter Schneider

Während Parteilos eine Listenverbindung mit SVP, FDP und der Partei die Mitte eingehen konnte, tritt Tramacere ohne etablierte Partei im Rücken an.

Am 27. November wählen die Thuner Stimmberechtigten nicht nur den Gemeinderat und das Stadtpräsidium neu, sondern auch die 40 Mitglieder des Stadtrats. Für einen Sitz im Parlament bewerben sich 82 Frauen und 136 Männer.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 10.11.2022

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