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Erfolgreiche Dorfläden Volg-Chef: «Wir können von dreimal Nichts leben»

Seit 18 Jahren führt Ferdinand Hirsig die Volg-Gruppe in der Schweiz. Von den 588 Volg-Läden schweizweit befinden sich 20 im Kanton Solothurn und 103 im Kanton Aargau. Damit gibt es in beinahe jeder zweiten Aargauer Gemeinde einen Volg-Laden.

Im Interview spricht der gebürtige Solothurner Hirsig über die Rentabilität der Dorfläden, die Öffnungszeiten, die Auswirkungen der Sommerhitze aufs Geschäft und über fehlende Bio-Produkte in Volg-Regalen.

Ferdinand Hirsig

Vorsitzender Geschäftsleitung Volg-Gruppe

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Ferdinand Hirsig ist 63 Jahre alt und noch bis Ende August 2019 Volg-Chef. Danach tritt er altershalber ab, bleibt aber noch bis Ende 2020 Divisionsleiter Detailhandel/Energie von Fenaco, dem Mutterkonzern von Volg.

Ferdinand Hirsig wohnt in Bellach (SO). Er hat Betriebswirtschaft studiert und zunächst das Spielwarengeschäft der Familie in Solothurn geführt. Danach wechselte er zu Coop und übernahm schliesslich 2001 die Geschäftsleitung der Volg-Gruppe.

SRF News: Wir treffen uns in Ihrem Chef-Büro. Wie oft sind Sie selbst noch in Volg-Läden anzutreffen?

Ferdinand Hirsig: Im Durchschnitt so 100 bis 120 Mal pro Jahr.

Inspizieren Sie da die Läden oder was tun Sie da?

Natürlich blicke ich mich um, aber es ist keine Inspektion, das ist nicht meine Aufgabe. Ich pflege den Kontakt mit den Angestellten. Ich bin regelmässig mit den Bereichsleitern unterwegs und besuche mit ihnen verschiedene Läden. Ich bin aber auch viel mit dem Auto unterwegs und wenn ich irgendwo an einem Volg vorbeifahre und Zeit habe, dann gehe ich kurz hinein.

Gehen Sie selber zuhause einkaufen?

Nein, das macht meine Frau.

Volg und Postlogo
Legende: Volg profitiert vom Rückzug der Post aus den Dörfern. In immer mehr Volg-Läden gibt es Postagenturen. Im Bild: Thalheim. SRF / Andreas Brandt

Wie oft sind Sie bei der Konkurrenz?

Relativ oft. Man kann nur über die Konkurrenz sprechen, wenn Sie die Konkurrenz kennen. Auch da spreche ich oft mit den Angestellten an der Kasse. Da hat man relativ schnell einen Eindruck, wie es im Laden läuft.

Im Kanton Aargau gibt es aktuell 103 Volg-Läden. Was spielen die liberalen Öffnungszeiten im Aargau dabei für eine Rolle?

Öffnungszeiten sind zentral. Im Vergleich mit beispielsweise Tankstellenshops gibt es da an vielen Orten unterschiedlich lange Spiesse. Da sind wir froh, wenn wir im Aargau gleich lang offen haben können. Denn das ist zentral für den Erfolg eines Dorfladens. Die Läden müssen dann geöffnet sein, wenn die Leute im Dorf sind. Und da die meisten auswärts arbeiten, muss das am Morgen um 6 Uhr sein. Um 6 Uhr ist die Schweiz wach und wenn man erst um 7 Uhr öffnet, dann kaufen die Leute ihr Znüni oder Zmittag an einem anderen Ort.

Schild mit Öffnungszeiten
Legende: Ein Erfolgsfaktor im Aargau: die langen Öffnungszeiten. Im Bild: der Volg in Schinznach-Dorf. SRF/ Andreas Brandt

Die Volg-Läden sind willkommen in den Gemeinden. Im Mitteilungsblatt der Gemeinde Wohlenschwil zum Beispiel hat der Gemeinderat die Bevölkerung aufgerufen, im Volg einzukaufen. Sie brauchen gar keine Werbung mehr!

Es wäre schön, wenn es überall so wäre. Ja, solche Gemeinderäte gibt es, aber es ist eine Randerscheinung. Aber es ist schon so, dass eine durchschnittliche Gemeinde vielleicht noch ein Restaurant, einen Metzger und einen Bäcker hat und nur noch der Volg-Laden alles bietet für den täglichen Einkauf.

Unterstützen die Gemeinden ihre Läden auch, zum Beispiel mit subventionierten Mieten oder einem Beitrag an Umbaukosten?

Nein, im Aargau nirgends. Es gibt aber eine handvoll Läden im Bündnerland, wo das aufgrund historischer Begebenheiten möglich ist, etwa eine Mietzinsreduktion.

Es gibt auch immer wieder Läden, die schliessen müssen. Aktuell etwa in Böttstein (AG). Ein Laden muss sich also durchaus rechnen?

Ja, auf jeden Fall. Es gibt Gemeinden, in denen ein Dorfladen einfach keine Zukunft mehr hat. Das kann sein, weil ein anderer Laden eröffnet wurde, dass die Autos nicht mehr am Laden vorbeifahren oder weil die Bevölkerung anders einkauft.

Gibt es da negative Reaktionen von Gemeinden?

Praktisch immer bevor wir einen Laden schliessen, suchen wir das Gespräch mit der Gemeinde. Dann gibt es Gemeinderäte, die noch Werbung machen für den Laden, damit es nicht so weit kommt. In aller Regel werden die Entscheide verstanden. Es gibt aber auch Volg-Läden, die nicht rentieren, die wir aber trotzdem nicht schliessen. Da haben wir eine soziale Verantwortung, gerade in Berggebieten.

Die Volg-Gruppe in Zahlen

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Volg und Postlogo
Legende: SRF

Volg-Läden schweizweit: 588

Belieferte freie Detaillisten (v.a. Prima): 242

Belieferte Tankstellenshops (TopShops): 94

Umsatz Total (2018): 1.506 Milliarden Franken

Stand: 31. Dezember 2018

Im Schnitt kauft ein Kunde für 16 Franken bei Volg ein. Wie kann sich das rechnen?

16 Franken entsprechen dreimal Nichts. Wir sind aber der Meinung, dass auch dreimal Nichts Geld gibt. Wir sind für den täglichen Bedarf da und wenn wir es schaffen, dass man mehrmals in der Woche seinen täglichen Bedarf bei uns deckt, dann rechnet sich das. Es braucht nicht so viel, dass ein Dorfladen rentiert.

In einer durchschnittlichen Gemeinde reichen 50 Franken pro Haushalt pro Woche. Es reichen also drei durchschnittliche Einkäufe, damit es sich rechnet. Als «Lückenbüsser» kann ein Laden aber nicht überleben. Wenn man also nur die Senftube kaufen geht, die man im Coop vergessen hat, dann reicht das nicht.

Volg-Laden von aussen
Legende: In 103 Gemeinden im Aargau steht ein Volg-Laden. Im Bild: der Laden in Veltheim. SRF / Andreas Brandt

Zu den 3500 Produkten im Volg-Angebot gehören praktisch keine Bio-Produkte. Warum beteiligt sich Volg nicht am Bio-Boom?

Weil es keinen Bio-Boom gibt. Bio hat einen Marktanteil von sechs Prozent. Der Bio-Boom ist ein städtisches Phänomen. Wir haben 3500 Artikel im Angebot auf durchschnittlich 170 Quadratmeter Verkaufsfläche. Wir haben also schlicht den Platz nicht für ein angemessenes Bio-Sortiment.

Wir haben einen heissen Sommer hinter uns. Sie haben mal gesagt, dass Hitze-Wetter Volg-Wetter sei. Warum?

Das stimmt, Hitze und Glatteis helfen uns. Denn bei solchem Wetter gehen Sie nicht weit weg. Wenn Sie zuhause sitzen auf dem Balkon oder im Garten sind, in Badehosen, und Hunger und Durst haben, dann werden Sie nicht weit fahren wollen, um einzukaufen. Dann gehen Sie in den Dorfladen. Wir sind wetterabhängiger als man meint.

Das Gespräch führte Andreas Brandt.

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