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International Lebenslänglich für den Mord an sechs Roma

In Ungarn sind drei Rechtsradikale zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie hatten aus rassistischen Motiven sechs Roma getötet. Das Interesse an der Urteilsverkündung war gross – doch politisch wird sich deshalb nicht viel ändern.

Zuerst zündeten sie die Häuser der Roma an. Dann erschossen sie die Bewohner, als diese vor den Flammen fliehen wollten. Ein äusserst brutales Killerkommando war da in Ungarn am Werk: Es tötete sechs Roma und verletzte fünf schwer.

Jetzt hat ein Gericht in Budapest die drei Haupttäter zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Es folgte damit weitgehend den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Ein vierter Angeklagter muss 13 Jahre hinter Gitter. Alle vier sind bekennende Neonazis.

Der Prozess wurde von einem grossen Publikum verfolgt. Denn die Roma-Frage erhitzt in Ungarn die Gemüter. Wie hat die Öffentlichkeit die Urteile aufgenommen? Laut Osteuropa-Korrespondent Marc Lehmann fielen die Reaktionen unterschiedlich aus. «Insgesamt herrscht aber sicher Erleichterung. Denn der Prozess und das ganze Drumherum hat einmal mehr ein schiefes Licht auf Ungarn geworfen.»

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Die Roma-Frage erhitzt in Ungarn die Gemüter
aus Rendez-vous vom 06.08.2013.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 54 Sekunden.

Urteil ein politisches Signal

Ganz wichtig sei, dass das Gericht klar Rassenhass als Tatmotiv benannt hat, erklärt Lehmann. «Wären es andere Gründe gewesen, hätte man die Sache zum gewöhnlichen kriminellen Akt herabstufen können. So aber ist die Politik gefordert.»

Ungarns Regierungen kündigten in der Vergangenheit immer wieder an, härter gegen die Gewalt und die Diskriminierung der Roma vorgehen zu wollen. «Es gibt viele schöne Konzepte und Papiere dazu. Nur: Es geschieht sehr wenig.» Ob das aktuelle Urteil daran etwas ändert, bezweifelt der Osteuropa-Kenner Lehmann.

Ungarn idealer Nährboden

In Ungarn gibt es einen latenten Rassismus. Das wird durch viele Studien belegt. Neben den Roma sind in dem Land auch die Juden immer wieder Ziel von Attacken. «Man kann die nationalkonservative Regierung von Viktor Orban nicht direkt rassistisch nennen», sagt der SRF-Korrespondent. «Aber insgesamt unternimmt sie zu wenig gegen die ständigen Schikanen gegen die Roma.»

Ein solches Schikane-Beispiel ist eine ungarische Gemeinde, die einer Roma-Siedlung mitten in der Hitze das Wasser abstellte mit der Begründung, die Roma würden es verschwenden. Nicht alle befürworten dieses Vorgehen: «In der aufgeklärten Öffentlichkeit, in den grossen Städten, findet man das sicher nicht in Ordnung. Auch die Medien haben heftige Kritik geübt an dem Fall.»

Anders sieht es laut Lehmann in den Dörfern in den Provinzen aus. Dort lebt die Mehrheit der Bevölkerung in direkter Nachbarschaft zu den Roma. «Dieses Zusammenleben ist extrem schwierig. Da gibt es viele Vorurteile, viel Verachtung. Und auf diesem Boden gedeihen dann halt auch solche Schikanen.»

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