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International Verdursten neben der Quelle

1,8 Milliarden Menschen trinken Wasser, mit dem wir gerade noch die Toilette spülen würden. Viele erkranken und sterben sogar daran. Handwasserpumpen sollen helfen, aber oft sind sie zu kompliziert gebaut. Die Organisation Msabi hilft vor Ort, einfach und mit wenig Mitteln – aber wirkungsvoll.

Durchfall, Amöben, Cholera: Die Liste der Krankheiten, die durch verunreinigtes Trinkwasser entstehen, ist lang. 1,8 Milliarden Menschen weltweit müssen derartiges Wasser trinken; eine Katastrophe, die den Menschen, die vor Ort helfen, ans Herz geht, eine Katastrophe, die vermeidbar wäre.

SRF-Wissenschaftsredaktor hat Tansania bereist und sich ein Bild der Lage gemacht.

SRF: Nachdem Sie das alles gesehen haben, gibt es Pläne, wie diese Misere verbessert werden könnte?

Thomas Häusler

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Seit 2013 leitet Thomas Häusler die Redaktion Wissenschaft von SRF, zu der er bereits 2007 stiess. Zuvor war er Ressortleiter Wissenschaft beim damaligen Magazin «Facts».

Thomas Häusler: Die gibt es. Die Organisation Msabi versucht es zum Beispiel. Sie bohrt selbst Brunnen und installiert Handpumpen, aber, anders als viele andere Organisationen, verschwindet sie nicht einfach nach der Installation, sondern sie bietet einen Unterhalt an. So können die Benutzer der Wasserpumpe eine Art Versicherung abschliessen gegen eine kleine monatliche Gebühr; wenn die Pumpe kaputt geht, können sie bei Msabi anrufen,und dann kommt innerhalb weniger Stunden oder spätestens am nächsten Tag ein Handwerker vorbei und repariert die Wasserpumpe. Das funktioniert, weil Msabi diese Pumpe sehr einfach konstruiert hat. Dies hat einen weiteren Vorteil: Die Organisation kann in den Dörfern Handwerker ausbilden. Diese Handwerker bieten dann den Reparaturservice an, und sie haben dadurch auch gleich einen Job. Das heisst sie haben ein Interesse, die Pumpen zu flicken und ihr Geschäft am Laufen zu halten.

Die einheimischen Handwerker haben ein Interesse, die Pumpen zu flicken und ihr Geschäft am Laufen zu halten.

Schätzungsweise 1,8 Milliarden Menschen weltweit trinken Wasser aus Quellen und Brunnen, die verseucht sind. Was liesse sich gegen diesen Missstand tun nebst einfachere Wasserpumpen zu installieren?

Es kann vorkommen, dass ein gut gebohrter und gut unterhaltener Brunnen durch Bakterien verschmutzt ist, zum Beispiel wenn das Wasser eines Flusses ins Grundwasser drückt. Es kann auch sein, dass nicht das Wasser im Brunnen verschmutzt ist, sondern dass es beim Transport verunreinigt wird, durch die ungewaschenen Hände der Menschen, die das Wasser aus dem Brunnen schöpfen und nach Hause tragen. Für diese Fälle bietet jetzt eben die Organisation Msabi Filter an, die Bakterien aus dem Wasser entfernen können. Diese Filter sind so günstig, dass sie sich auch arme Bauern in Tansania in der Regel leisten können.

Audio
Sauberes Wasser - für viele Menschen immer noch ein Traum
aus Rendez-vous vom 08.07.2015. Bild: Thomas Häusler, SRF
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 20 Sekunden.

Und wie funktioniert ein solcher Wasserfilter?

Es ist im Wesentlichen ein poröser Blumentopf aus Ton. Dem Ton werden vor dem Brennen gemahlene Reishülsen – ein Abfallprodukt – beigemischt. Dieses Hüslenmaterial verglüht beim Brennen des Topfes, was dann ganz kleine Lücken im Ton hinterlässt. So entsteht ein ganz, ganz feines Sieb, und dieses Sieb kann Bakterien zurückhalten. Man muss danach nur noch das Wasser in den Topf füllen, und dann fliesst aus seinen Wänden das saubere Wasser. Diese Filter werden von den Frauen in den Dörfern hergestellt. Es entstehen also auch dabei neue Jobs, wie beim Wiederherstellen der Wasserpumpen.

Die Tonfilter sind so günstig, dass sie sich auch arme Bauern in Tansania leisten können.

Wenn nur schon diese Massnahmen umgesetzt werden, also defekte Pumpen flicken, neue einfachere installieren und den Menschen Filter verkaufen, wie nahe kämen wir diesem Ziel, dass die Zahl derer, die verseuchtes Wasser trinken um 50 Prozent sinkt?

Ich denke, dann müsste dieses Ziel zu erreichen sein. Der Knackpunkt liegt in der Frage, wie sich solche Projekte, wie Msabi sie anbietet und wie es sie auch in anderen Regionen Afrikas und Asiens gibt, wie solche Modelle in einem grossen Gebiet angewandtt werden können. Noch sind es interessante einzelne Versuche, die noch zu wenig Menschen erreichen, um den grossen Unterschied machen zu können. Doch die Leute von Msabi und ähnlichen Organisationen wissen das und arbeiten hart daran, ihre Modelle auch auf weitere Gebiete ausweiten zu können.

Das Interview führte Ivana Pribakovic.

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