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Panorama Warum die katholische Kirche Teufelsaustreiber kontrollieren will

Eigentlich ist es ein Befreiungsritual: Ein Exorzismus will den Teufel als realen, personalen Gegenspieler aus einem Menschen austreiben. Die gewaltsamen Vorfälle, die sich dabei ereignen können, zeigen, weshalb diese Praxis schwer umstritten ist.

In vielen Onlineportalen und Zeitungen war es zu lesen: Der Papst anerkennt die Internationale Vereinigung der Exorzisten (AIE) als rechtsfähige Gesellschaft. Vielfach wurde auch die Erklärung nachgeliefert, was denn laut der katholischen Kirche unter Exorzismus zu verstehen sei: «Exorzismus in der katholischen Kirche ist keine gewaltsame Form der Teufelsaustreibung, sondern der Versuch, Formen der Besessenheit mit einem religiösen Ritual anzugehen.» Zitiert wurde weiter eine Äusserung des Präsidenten der Exorzistenvereinigung, Padre Francesco Bamonte, der sagte, ein Exorzismus sei ein befreiender Akt der Barmherzigkeit.

Die Idee hinter einem Exorzismus-Ritual ist, jemandem, der besessen ist, den Teufel auszutreiben. Die grundsätzliche Voraussetzung dafür ist, dass man an einen mehr oder weniger personalisierten Teufel glaubt. An einen, der sich durch Dämonen oder böse Geister in einem bestimmten Menschen äussert.

In der katholischen Kirche ist ein Exorzismus heute eine liturgische Folge von Gebeten und Lesungen aus der Bibel, wie der Churer Bischofsvikar Christoph Casetti gegenüber SRF sagt. «Konkret handelt es sich immer um Gebete und Psalmen, Bittgebete und ganz verschiedene Arten von Gebeten. Es wird geweihtes Wasser verwendet und das Kruzifix, gelegentlich auch geweihte Öle.» Es werde zudem im Gespräch abgeklärt, ob nicht vielleicht doch eine Krankheit vorliegt.

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Die katholische Kongregation für die Glaubenslehre hat 1992 im Zusammenhang mit einem in Gewalt ausgearteten Exorzismus einer katholischen Institution die Durchführung von Exorzismen ausserhalb der kirchlichen Regeln untersagt. Es gibt im Vatikan nun Kurse für Exorzisten und seit 2004 werden internationale Exorzismus-Konferenzen durchgeführt. Auch mit der Anerkennung der internationalen Exorzistenvereinung sollen die Exorzisten besser kontrolliert werden können.

Uralte Vorstellung

Teufels- oder Dämonenaustreibungen sind nicht erst im christlichen Mittelalter praktiziert worden. Die Idee, jemanden mittels eines wie auch immer gearteten Rituals böse Geister auszutreiben, gab es schon in der vorchristlichen Antike und gibt es in anderen Religionen. Sie wird bis heute auch dort praktiziert.

Eine Bibel und ein Kruzifix.
Legende: Die Bibel und das Kruzifix als wichtige Utensilien für den Exorzismus. Colourbox

Die christliche Kirche des Mittelalters hat Exorzismen immer dann angewandt, wenn man sich keine andere Erklärung für die (Geistes-)Krankheit eines Menschen machen konnte. Das erklärte Ziel war nicht, den Kranken zu heilen, sondern seine Seele für die Ewigkeit zu retten. Oft fesselte man die Patienten und sie starben an Unterernährung oder Wassermangel, wenn der Teufel nicht rechtzeitig weichen wollte.

Es wurde laut Berichten auch direkte Gewalt angewendet, um dem Teufel Herr zu werden. Damals war es nicht aussergewöhnlich, dass Menschen bei Exorzismen zu Schaden oder gar ums Leben kamen. Man nahm das hin als Teil des Ganzen. Als Akt der Barmherzigkeit wurde dabei die Tatsache angesehen, dass man die Person von den Geistern befreit hatte. In der mittelalterlichen Vorstellung war dies auch für das Leben nach dem Tod von Bedeutung.

Exorzismen heute

Doch die Praxis, den Teufel notfalls mit Gewalt auszutreiben, hält sich hartnäckig, wie Medienberichte aufdecken. Vor einem halben Jahr zum Beispiel hatte ein Ehepaar in Malaysia seine zweijährige Tochter bei einem Exorzismus-Ritual erstickt. Sie sei vom Teufel besessen gewesen.

Etwas später wurde bekannt, dass eine Mutter in den USA bei einem Exorzismus-Ritual zwei ihrer Kinder umgebracht und zwei andere verletzt hatte. Auch sie wollte ihnen den Teufel austreiben.

Die vielleicht jüngste Meldung eines gewaltsamen Exorzismus wurde Ende 2013 bekannt: Ein Priester der Bruderschaft St. Pius X. wurde in Paris verhaftet. Er soll im Zuge von Teufelsaustreibungen drei Frauen gefoltert und vergewaltigt haben.

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Legende: Von links: Die beiden beteiligten Priester und die Eltern der verstorbenen Anneliese Michel nach dem Gerichtsprozess. Keystone/Archiv

Diese Beispiele verkörpern nicht die Art von Exorzismen, die sich die katholische Kirche vorstellt. Wohl auch deshalb versucht sie, die Teufelsaustreibungen irgendwie unter Kontrolle zu halten.

In schrecklicher Erinnerung bleibt der Tod der 26-jährigen Anneliese Michel. Sie starb vor knapp vierzig Jahren nach mehreren Exorzismus-Versuchen zweier katholischer Priester an extremer Unterernährung.

Drei später für den Gerichtsprozess erstellte Gutachten kamen zum Schluss, sie habe an Epilepsie gelitten. Und sie stellten bei den beteiligten Priestern gewisse psychische Defekte im Zusammenhang mit Besessenheit und Exorzismen fest.

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