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Panorama Zero Zika: Militäroffensive gegen Mücken

Im August sind die Olympischen Spiele in Rio, die Welt schaut auf Brasilien. Die Zika-Epidemie kommt zur Unzeit. Und Bürger fordern Klarheit, ob sich Fehlbildungen wirklich wegen Zika häufen. Nun rückt Militär den Tierchen, die das Virus übertragen, zu Leibe. Auch Locarno rüstet sich gegen Mücken.

Zur Bekämpfung der Moskitoart Aedes aegypti, die das mysteriöse Zika-Virus überträgt, setzt die brasilianische Regierung heute Samstag rund 220'000 Soldaten im ganzen Land ein.

Mann mit Giftzerstäuber und Maske
Legende: Im mittelamerikanischen Honduras sind die Bekämpfer der Plagegeister seit Tagen bereits im Einsatz. Keystone

«Zero Zika»-Kampagne

Die Soldaten und Tausende Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden sollen mit Flugblättern informieren und bis zu drei Millionen Häuser besuchen. Sie sollen den Bürgern erklären, dass selbst kleine Pfützen und Wasserrückstände vermieden werden müssen, da die Gelbfiebermücken hier ihre Eier ablegen und sich so vermehren. Gerade in den Favelas gibt es mangels moderner Kanal- und Abwassersysteme viele Brutstellen. Das Motto lautet: «Zero Zika» («Null Zika»).

Aber bis dahin wird es noch ein sehr weiter Weg sein - die Moskitoart hat sich dramatisch vermehrt und soll auf rund 80 Prozent der Landesfläche aktiv sein. Sie überträgt auch das Dengue- und das Chikungunya-Virus. «Der Kampf gegen die Moskitos ist derzeit das einzige Mittel, um diese drei Virus-Arten zu bekämpfen», betonte der nationale Sekretär für Schutz und Zivilverteidigung, Adriano Pereira Júnior.

Zika in Brasilien

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In Rio gibt es bisher erst zwei Fälle von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen und 196 Verdachtsfälle. In ganz Brasilien sind 404 Fälle der sogenannten Mikrozephalie bestätigt, 3670 mögliche Fälle werden derzeit noch untersucht.

Bis zu 1,5 Millionen Infektionen

Da bisher eindeutige, schnelle Diagnoseverfahren fehlen, gehen Schätzungen der Zika-Infektionen in dem am stärksten betroffenen Land weit auseinander - von 500'000 bis 1,5 Millionen sprechen die Behörden. Das Virus steht im Verdacht, bei Infektionen von Schwangeren Schädelfehlbildungen bei ihren Babys zu verursachen. Bisher gibt es 17 Fälle, in denen bei den Schwangeren das Virus nachgewiesen werden konnte. Bewiesen ist der Zusammenhang aber nicht.

Am stärksten betroffen ist der arme Nordosten - die Hauptstadt des Bundesstaats Pernambuco, Recife, gilt als ein Ausgangspunkt, in Pernambuco gibt es bisher die meisten Mikrozephalie-Fälle.

«Krieg» gegen eine Mücke

Bei dem heutigen Anti-Zika-Aktionstag sollen allein im Bundesstaat Rio de Janeiro 71'000 Soldaten zum Einsatz kommen - dies gilt auch als Signal nach aussen: Mit aller Macht soll versucht werden, ein Risiko für die Olympischen Spiele abzuwenden, die im August in Rio stattfinden.

Staatspräsidentin Dilma Rousseff vergleicht den Kampf gegen die Gelbfiebermücke mit einem «Krieg». Sie wollte am Samstag nach Rio reisen und zwei Häuser besuchen, um die Bürger auf den Moskitokampf einzuschwören. Mit US-Präsident Barack Obama hat sie die gemeinsame Entwicklung eines Impfstoffes durch Forscher beider Länder vereinbart, dieser wird aber wohl erst frühestens in zwei Jahren zur Verfügung stehen. Die Regierung steht unter grossem Druck, weil Zika Touristen und Sportler davon abhalten könnte, zu Olympia nach Rio zu reisen - wenngleich die Moskitoart dort im August kaum aktiv ist.

Zweite Offensive

In einer zweiten Etappe sollen in den nächsten Tagen und Wochen 50'000 Militärs in besonders betroffenen Gegenden gezielt mit Insektiziden Moskitos und Eiablageplätze dauerhaft eliminieren.

Zika ist bereits in über 30 Ländern aufgetaucht. Am Zika-Virus sollen bisher in Brasilien - unabhängig von toten Babys durch mögliche Mikrozephalie - drei Menschen gestorben sein. Im Normalfall führt das Virus nur zu Symptomen wie Fieber, Hautrötungen oder Kopfschmerzen.

Kaum erforscht

Kolumbien meldete drei Tote, die an dem Lähmungssyndrom Guillain-Barré starben, das womöglich von Zika ausgelöst worden ist; auch Venezuela meldet drei Zika-Tote. Aber oft ist unklar, ob nicht auch andere Erkrankungen eine Ursache sein könnten.

Zika-Impfung in weiter Ferne

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Die Weltgesundheitsorganisation hat Hoffnungen auf eine rasche Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen das Zika-Virus gedämpft. Mit grösseren Testreihen sei frühestens in 18 Monaten zu rechnen. Derzeit werde von rund 15 pharmazeutischen Unternehmen und Gruppierungen nach einem Impfstoff gesucht, so die stellvertretende WHO-Generaldirektorin Kieny.

Das zuvor kaum vorgekommene, ursprünglich im Zika-Wald von Uganda entdeckte Virus ist kaum erforscht - daher werden weltweit die Mittel erhöht, um Klarheit über die Folgen zu bekommen. Wegen der Zika-Ausbreitung hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang Februar den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Anti-Mücken-Offensive in Locarno

Auch Locarno kämpft gegen Tigermücken und hat dafür strikte Anweisungen erlassen. Wer sich nicht an die in der Verordnung aufgeführten Massnahmen hält, riskiert eine Busse zwischen 50 und 10'000 Franken. Die Stadtbehörden rufen die Bevölkerung auf, sich am Kampf gegen die Mücken zu beteiligen, wie das Westschweizer Radio RTS berichtete.

Die Menschen werden angewiesen, das Wasser in Blumentopf-Untersätzen jede Woche zu leeren. Ebenso sollen sie die Unterteller mindestens einmal pro Woche trocknen lassen. Abfalleimer müssen wöchentlich geleert und hermetisch verschlossen werden, heisst es in einem Dokument. Ebenso darf in gelagerten Pneus kein Wasser verbleiben, und Wasserbehälter dürfen nicht offen sein. Ziel ist, stehendes Wasser zu vermeiden.

Mögliche Zika-Überträgerin

Die entsprechende Verordnung ist bis zum 11. März auf den Informationstafeln der Gemeinde angeschlagen. Danach soll sie in Kraft treten, unter dem Vorbehalt allfälliger Rekurse.

Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist potenzielle Überträgerin von tropischen Krankheiten wie Dengue-Fieber und Chikungunya-Fieber. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist zudem nicht ausgeschlossen, dass sie auch das Zika-Virus überträgt. Im Tessin gibt es sie seit dem Hitzesommer 2003. Die Mücken breiteten sich danach in Richtung Norden aus und folgten dabei den Strassenverkehrsachsen.

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