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Mehr als die Hälfte der Insel ob Brienz (GR) abgestürzt
Aus Tagesschau vom 16.06.2023.
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Nächtlicher Schuttstrom Gewaltiger Schuttstrom stoppt kurz vor Brienz – «Ein Glückstag»

  • Um Mitternacht ist ein grosser Schuttstrom im «Insel»-Bereich am Berg über dem evakuierten Bündner Dorf Brienz/Brinzauls abgegangen.
  • Die Felsmassen haben das Dorf nur knapp verfehlt. Die Behörden sprechen von einem Glückstag.
  • Beim Schuttstrom in der Nacht auf Freitag sind ungefähr zwei Drittel der sogenannten Insel abgegangen.
  • Aktuell besteht keine Gefahr eines Bergsturzes. Es werde einige Tage dauern, bis man die neue Gefahrenlage genau einschätzen könne.

«Ein Glückstag», lautete der Tenor an der Medienkonferenz in Tiefencastel am Freitagnachmittag. Die Experten hatten nicht damit gerechnet, dass der Schuttstrom vor dem Dorf stoppt und es komplett verschont. Doch das tat er. Aktuelle Bilder zeigen, wie nahe die Schuttmassen ans alte Brienzer Schulhaus kamen.

Luftansicht vom Schuttstrom in Brienz
Legende: Eine Luftansicht zeigt, wie nahe die Felsmassen den Gebäuden kamen. Keystone/Michael Buholzer

Kurz vor Mitternacht rutschte ein grosser Teil der sogenannten «Insel» mit Getöse und hohem Tempo ab, berichtete Christian Gartmann, der Gemeindesprecher von Albula/Alvra, am frühen Morgen. Dies habe die Bevölkerung im ganzen Talkessel gut hörbar mitbekommen. Darauf sei in stockdunkler Nacht die Phase Blau eingeläutet worden. Die Verkehrswege unterhalb von Brienz wurden sicherheitshalber gesperrt.

Brienz hatte grosses Glück. Die Felsmassen sind wenige Meter vor dem ersten Haus zum Stillstand gekommen.
Autor: Christian Gartmann Gemeindesprecher von Albula

Bei Tageslicht wurde klar: «Brienz hatte grosses Glück. Die Felsmassen sind wenige Meter vor dem ersten Haus, dem alten Schulhaus, zum Stillstand gekommen. In kurzem Abstand dahinter türmen sich die Felsmassen bereits mehrere Meter hoch», sagte Gartmann. Die Verantwortlichen hätten einen Freudensprung gemacht, als sie gesehen hätten, dass die Massen das Dorf nicht beschädigt hatten.

Zusätzliche Evakuierungen in der Nacht

Box aufklappen Box zuklappen

Mitten in der Absturznacht musste die Polizei zusätzliche drei Familien aus zwei Häusern im angrenzenden Dorf Surava evakuieren. Ausserdem seien fünf Kühe in Sicherheit gebracht worden. Während der Nacht hielt der Gemeindeführungstab zweimal eine Sitzung ab. «An Schlaf war nicht zu denken», sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin.

Dass das Dorf verschont blieb, täuscht etwas über die Kraft des Schuttstroms weg: So war zu sehen, wie eine Holzhütte weiter oben am Hang begraben wurde und Bäume wie Streichhölzer nachgaben. Vorher-Nachher-Bilder zeigen die massiven Veränderungen im Landschaftsbild.

Der Schuttstrom hatte auch Einfluss auf den Verkehr. Als in der Nacht die Phase Blau in Kraft trat, wurden sofort die Kantonsstrassen von Tiefencastel Richtung Surava und Richtung Lenzerheide, sowie die Albula-Linie der Rhätischen Bahn gesperrt. Die Strassensperrungen wurden um 13 Uhr aufgehoben. Der Bahnbetrieb zwischen Tiefencastel und Filisur wird seit 14 Uhr mit Bussen überbrückt.

Kurz nach dem Mittag hob der Gemeindeführungsstab die Phase Blau auf und kehrte zurück zur Phase Rot. Das heisst: Es besteht keine unmittelbare Gefahr mehr durch einen Bergsturz. Geologe Stefan Schneider sagt, am besten müsse man nun das Plateau oberhalb der Insel beobachten. Es sei unklar, wie stabil die Lage da sei. Auch den verbleibenden Teil der Insel werde man beobachten müssen. Es werde einige Tage dauern, bis man genau beurteilen könne, wie sich die Lage entwickeln könnte.

Die Phase Rot galt im Bündner Bergdorf bereits seit über einem Monat. Das bedeutete, dass das gesamte Dorf grundsätzlich nicht mehr betreten werden darf. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind seit Wochen evakuiert – und müssen sich weiter in Geduld üben.

Berg momentan «erstaunlich ruhig»

Zurzeit sei die Sicherheit im Dorf nicht gewährleistet, sagte Geologe Andreas Huwiler, Geologe. Der Schuttstrom sei noch nicht stabil. Es sei nicht auszuschliessen, dass aus dem Schutt bei Niederschlägen Murgänge entstehen könnten. Aber: Momentan sei der Berg «erstaunlich ruhig», sagte Stefan Schneider.

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Gegenüber dem Gemeindepräsidenten Daniel Albertin zeigten sich viele Brienzerinnen und Brienzer erleichtert über den Abgang des Schuttstroms. Und: Kantonsgeologe Huwiler macht der Bevölkerung Hoffnung: «Die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr gross, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner zurückkehren können und Brienz längerfristig bewohnbar bleibt.»

Der Liveticker der Medienkonferenz zum Nachlesen

Themen in diesem Liveticker

  • Medienkonferenz beendet
  • Wird das Dorf Brienz wieder bewohnbar sein?
  • Gestern wurden zusätzlich drei Haushalte evakuiert
  • Wie sehen die weiteren Szenarien aus?
  • «Es war ein schneller Schuttstrom»
  • «Wir hatten Glück»
  • «Rund 2/3 der Insel sind heruntergekommen»
  • Medienkonferenz beginnt
  • Medienkonferenz um 14.30 Uhr

SRF 4 News, 16.06.2023, 06:06 Uhr;

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