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Wer ist wirklich gefährlich? Ein neues Online-System entlarvt Gewalttäter im Kanton Zürich

Seit Anfang Jahr testet der Kanton Zürich sein neues Online-Instrument «Octagon», das Gewalttäter besser erkennen soll.

Warum braucht es «Octagon»?

Jedes Jahr kommt es im Kanton Zürich zu hunderten Drohungen. Sei es in Form von häuslicher Gewalt in den eigenen vier Wänden, sei es in Form von gewalttätigem Extremismus oder sei es in Form von Drohungen gegen Beamte. Doch nicht immer steckt ein Mensch dahinter, der seine Drohung auch in die Tat umsetzt. Um herauszufinden, wer wirklich gefährlich ist, führt der Kanton Zürich ein neues Online-Instrument ein. Das hat die Justiz-Direktion am Dienstag an einem Mediengespräch bekannt gemacht.

Wie funktioniert «Octagon»?

Wird die Polizei beispielsweise zu einem Fall von häuslicher Gewalt gerufen, nehmen die Beamten die Aussagen der Frau auf. Allenfalls treffen sie auch auf den Mann, sehen sein Verhalten oder können gar mit ihm reden. Anhand der Aussagen der Frau und ihren eigenen Beobachtungen füllen die Polizeibeamten einen Fragebogen aus. Darunter sind Ja-Nein-Fragen zur Bedrohung an sich, zur Persönlichkeit des Verdächtigen, zu psychischen Problemen, Alkoholkonsum und Vorstrafen. «Octagon» wertet dann die Fragen aus und erstellt eine grafische Darstellung der Gefährdungslage, ähnlich einem Smart-Spider bei Politikern. Gleichzeitig sagt das Programm den Benutzern, was zu tun ist: Benötigt jemand psychiatrische Hilfe? Einen Sozialarbeiter? Oder muss die Polizei ausrücken?

Welches sind die Vorteile von «Octagon»?

Justizdirektorin Jacqueline Fehr betonte am Mediengespräch am Dienstagabend, dass das neue System einfach anzuwenden sei. «Polizei, KESB und die Schulbehörden können mit diesem System ohne spezifische Kenntnisse umgehen.» Jérôme Endrass, der «Octagon» miterfunden hat, ist von der hohen Aussagekraft des Instruments überzeugt. «Es werden mehrere Ebenen wie die Persönlichkeit, das Verhalten oder die Vorgeschichte eines potentiellen Gewalttäters eruiert. Von diesem Gesamtbild aus kann man das Risiko, das von einer Person ausgeht, besser beurteilen.»

Gibt es ein Problem mit dem Datenschutz?

Justizdirektorin Jacqueline Fehr betonte, dass mit «Octagon» keine persönlichen Daten registriert werden. «Wenn ein Hacker auf die Internetseite gelangen sollte, findet er nichts ausser einem Spider, der keine Rückschlüsse auf Personen zulässt. Und die restlichen Daten sind dort gespeichert, wo die polizeilichen Daten gespeichert sind - an einem der sichersten Orte des Staates.»

Ab wann wird «Octagon» eingesetzt?

Der Kanton Zürich hat das neue System bereits zwei Jahre in schriftlicher Form getestet. Die Resonanz von Seiten der Polizei war sehr gut, sagt Jérôme Endrass vom Amt für Justizvollzug. Seit gestern ist nun eine erste Version der Online-Version aufgeschaltet. Diese wird nun von der Polizei getestet. Läuft alles nach Plan, soll «Octagon» noch in diesem Frühling flächendeckend eingeführt werden.

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