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Zürich Schaffhausen Gegen Gewalt an Kindern

Ulrich Lips, Kinderarzt und Vizepräsident der Stiftung Kinderschutz Schweiz, kämpft gegen Körperstrafen an Kindern. Mit jeder Gewaltanwendung sinke die Hemmschwelle zur eigentlichen Kindsmisshandlung. Deshalb fordert Ulrich Lips, dass ein Verbot von Köperstrafen in der Verfassung verankert wird.

Der 66-jährige Kinderarzt Ulrich Lips trifft auf einem Spielplatz in Zürich auf zwei junge Mütter. Bald dreht sich das Gespräch um Körperstrafen in der Kindererziehung. Für Manuela Limacher, Mutter eines 3-jährigen Knaben, ist klar, dass sie ihren Sohn auf keinen Fall mit einer Ohrfeige bestrafen würde. «Es gibt jedoch Situationen, die mich sehr fordern. Da kam es auch schon vor, dass ich meinen Sohn sehr bestimmt packte und ihm erklärte, dass das so nicht geht», erklärt Manuela Limbacher.

Körperstrafen an Kindern können laut Lips verheerende Folgen haben: Das Erleben körperlicher oder anderer Formen von Gewalt verletzt das Kind in seiner Würde und vermittelt ihm, dass Gewalt ein angemessenes Mittel zur Lösung von Konflikten ist. Ulrich Lips: «Ein Kind, das Gewalt erlebt, weist deshalb ein höheres Risiko auf, im Jugend- und Erwachsenenalter selbst Gewalt auszuüben.»

Ein schmaler Grat

Es ist ein schmaler Grat zwischen einer Ohrfeige und einer Kindsmisshandlung. Entsprechende Erfahrungen machte Ulrich Lips als Leiter der Kinderschutzgruppe des Kinderspitals Zürich. An einen Fall erinnert sich der Kinderarzt besonders gut: «Das war ein 8-jähriger Junge mit mehreren Blutergüssen im Gesicht. Die Mutter sagte uns, dass er vom Velo gestürzt ist.»

Für Ulrich Lips war diese Version der Verletzungsursache unglaubwürdig. Später stellte sich heraus, dass der neue Lebenspartner der Frau für die Schläge ins Gesicht des Jungen verantwortlich war. «Der Junge sagt uns aber, dass er vom Velo gestürzt ist – er wollte damit den Mann seiner Mutter schützen, weil er wusste, dass er für seine Mutter eine sehr wichtige Person ist.»

Körperliche Gewalt nimmt ab, psychische zu

Laut Ulrich Lips nahm die körperliche Gewalt an Kindern in den letzten Jahrzehnten ab. Der Grund: Bis in die 80er-Jahre gab es noch eine Tradition für Körperstrafen, heute ist das nicht mehr der Fall. Psychische Gewalt an Kindern nimmt dagegen zu. Diese steht oft im Zusammenhang mit Scheidungen. «Dann versuchen die Eltern, Druck auf die Kinder auszuüben. Beispielsweise sagt die Mutter ihrem Kind, dass der Vater ein böser Mann sei, von dem keine Geschenke angenommen werden dürfen.»

Die Stiftung Kinderschutz Schweiz fordert, dass ein Verbot von Körperstrafen in der Verfassung verankert wird, wie dies bereits andere europäische Länder gemacht haben. «Das hilft, das Thema noch mehr ins Bewusstsein der Eltern zu rücken.»

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