Wer bei der Stadt Zürich arbeitet, hat künftig wohl öfter eine Chefin. In den Kaderpositionen der städtischen Verwaltung sollen Frauen mit mindestens 35 Prozent vertreten sein. Diesen Auftrag hat das Stadtparlament am Mittwochabend der Stadtregierung erteilt. Diese hat nun maximal zwei Jahre Zeit, einen Bericht vorzulegen, wie sie die Vorgabe umsetzen will.
Stadt freut sich über den Auftrag
Gemäss Stadtpräsidentin Corine Mauch stärkt die Motion der Stadt den Rücken. Zwar mache Zürich in Sachen Gleichstellung schon viel, aber nun könne die Stadt das Tempo erhöhen, sagte Mauch. Momentan seien lediglich 17,3 Prozent der Kaderstellen mit Frauen besetzt.
Eingereicht haben die Motion zwei Politikerinnen aus SP und GLP. Männer und Frauen müssen demnach in den Chef-Etagen je mit mindestens 35 Prozent vertreten sein.
«Etwas ausprobieren» oder «unnötig und unzeitgemäss»?
Der Auftrag, eine Frauenquote einzuführen, wurde mit 64 zu 51 Stimmen gutgeheissen. Einhellige Zustimmung erhielt er von SP, Alternativer Liste und Grünen. GLP und CVP waren gespalten. Einige ihrer Mitglieder hielten Quoten für ein taugliches Mittel, andere für untauglich. SVP, Schweizer Demokraten, EVP und FDP lehnten die Motion ab. Die SVP bezeichnete sie als «unnötig und unzeitgemäss». Sie schaffe nur Probleme bei der Stellenbesetzung. Von der FDP meldete sich während der ganzen Debatte niemand zu Wort. Lediglich Ursula Uttinger, die Präsidentin der Stadtzürcher FDP-Frauen stimmte mit Ja.
Zürich zieht nach
Eine Frauenquote für Chefposten in der Verwaltung war auch schon in anderen Schweizer Städten ein Thema. Als erstes erteilte das Berner Stadtparlament der Regierung den Auftrag, eine Quote von 35 Prozent auf Kaderstufe einzuführen.
Ende November 2012 überwies das Schaffhauser Stadtparlament ein Postulat der FDP-Frauen für eine «Frauenquote light». Mindestens 35 Prozent der Chefposten in der Verwaltung sollen künftig von Frauen besetzt sein. Dabei geht es jedoch um eine Zielvorgabe, nicht um eine verbindliche Quote.
Auch in Winterthur wurde ein entsprechender Vorstoss eingereicht. Dort forderte die GLP eine zeitlich befristete, generelle Frauenquote von 40 Prozent für das obere Kader. Die Winterthurer Regierung sprach sich Ende 2012 gegen eine solche Quote aus, erkannte jedoch Handlungsbedarf.